Umzug Engel-Apotheke in Bad Homburg

Drinnnen Moos, draußen Moos

, Uhr
Berlin -

Nach 270 Jahren ist die Engel-Apotheke in Bad Homburg gerade umgezogen. Der neue Standort ist nur 150 Meter vom alten entfernt. In der Louisenstraße hat Apotheker Christoph Burggraf jetzt sechs Mitbewerber. Anderswo würde das Sorgenfalten auslösen – in Bad Homburg ist Platz für alle. Hier gibt‘s nämlich Moos, in den Portemonnaies und neuerdings auch an den Wänden.

Die hessische Kur- und Kongressstadt gehört zu den wohlhabendsten Gemeinden des Landes. Hier, im goldenen Schatten Frankfurts, leben rund 53.000 Menschen, 254 davon sind Millionäre. Das offizielle Motto Bad Homburgs: „Champagnerluft und Tradition“.

Für den Einzelhandel herrschen geradezu paradiesische Zustände. In der Relation zu seiner Größe gibt es an diesem Ort überdurchschnittlich viele hochpreisige Läden, Bentley oder das Porsche-Zentrum in Oberursel erfreuen sich beispielsweise großer Beliebtheit. Der Kaufkraftindex ist im Bundesdurchschnitt mit 154 Prozent überdurchschnittlich hoch, jeder Bad Homburger hat durchschnittlich 7928 Euro für „einzelhandelsrelevante Konsumzwecke“ zu Verfügung. Zum Vergleich: Deutschlandweit liegt dieser Wert im Durchschnitt bei 6485 Euro.

Für die neuerdings nun sieben Apotheker in der Louisenstraße, der Flaniermeile der Kurstadt, bedeutet das: Konkurrenz belebt das Geschäft, darben muss hier niemand. Aber anstrengen muss man sich als Apotheker natürlich schon. „Wir werden uns künftig auf Sport und Kosmetik spezialisieren“, sagt Burggraf, „bisher hat niemand das Rad neu erfunden.“ Er hat einen Apotheker eingestellt, der sportbegeistert ist und sich in diesem Metier auch pharmazeutisch gut auskennt. Er klettert, macht Kraftsport und Boldern.

Die Engel-Apotheke ist mit dem Umzug gewachsen, sowohl die Offizin als auch die Manpower. Am alten Standort war der Verkaufsraum 30 Quadratmeter groß, der neue misst 180 Quadratmeter. Burggraf freut sich besonders, dass seine Mitarbeiter jetzt viel Platz für das gemeinsame Lunch haben. Auch das Lager ist größer als am alten Standort.

Die Stammkunden aus der alten Engel-Apotheke sind zu 90 Prozent mitgekommen und auch viele neue Kunden stecken den Kopf in die Tür. An den Wänden grünt es, Burggraf hat an den Wänden echtes Moos installieren lassen. „Das ist ein echter Hingucker“, sagt der Apotheker. Zudem erfüllt das Moos jedoch auch weitere Zwecke: „Es macht ein angenehmes Raumklima und die Offizin ruhiger.“ Pflegeleicht ist das Innenraum-Grün auch, bei optimaler Raumfeuchtigkeit muss man es weder wässern noch auf andere Art pflegen und es hält jahrelang.

Die Engel-Apotheke musste nach 270 Jahren umziehen, da das denkmalgeschützte Haus, in dem sie bislang residierte, ein Sanierungsfall geworden war. Erst im vergangenen März hatte Burggraf, wenige Wochen nach seiner Approbation, die Engel-Apotheke übernommen. Es ist die älteste Apotheke der Stadt. Vom schlechten baulichen Zustand erfuhr der Pharmazeut allerdings erst nach seinem Einzug. Auch die Kundenzahl würde, so stellte er bald fest, nicht ausreichen, um das Überleben der Apotheke zu sichern.

Am neuen Standort soll dies nun sichergestellt sein, die Engel-Apotheke residiert in einem ehemaligen Teppichgeschäft und will unter anderem mit exzellentem Service punkten. „Das sagen alle, aber wir machen es“, sagt Burggraf. Bei der Auswahl seiner Mitarbeiter hat er darauf geachtet, dass jeder Kunde „seinen“ Ansprechpartner findet. „Vom Alter her reicht unsere Spanne von 24 bis 64 Jahre“, sagt er. Der Chef ist der Jüngste im Team.

Auch die Fische, die in der alten Engel-Apotheke die Kunden erfreuten, sind mit umgezogen und gut in der Louisenstraße angekommen. Herzeigbar ist ihr Aquarium allerdings noch nicht, weil das Wasser derzeit noch nicht die optimalen Nährstoff-Bedingungen hat und grünlich ist. In ein paar Tagen soll alles perfekt sein. Dann gibt‘s die Farbe Grün hier nur noch an den Wänden.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Feld nicht den Versendern überlassen
Card Link: Gedisa bringt standeseigene Lösung
Marburger Bund punktet bei Tarifverhandlungen
Unikliniken: 10 Prozent mehr bei reduzierter Stundenzahl
Mehr aus Ressort
„Durchfahrtshöhe falsch eingeschätzt“
Apothekenlieferant kracht in Parkhausdach

APOTHEKE ADHOC Debatte