Medizinisches Start-up

Digitaler Temperaturmesser startet in Apotheken

, Uhr aktualisiert am 08.08.2019 08:28 Uhr
Berlin -

Wer demnächst eine Apotheke in Bonn besucht, könnte sich über ein neues Medizinprodukt in den Regalen wundern. In zehn Apotheken in der ehemaligen Bundeshauptstadt soll schon bald der trackle erhältlich sein. Das Gerät für Frauen misst die Körperkerntemperatur während des Schlafes und soll so helfen, genau über die fruchtbaren Tage Bescheid zu wissen. Gründerin Katrin Reuter ist zuversichtlich, den trackle bald deutschlandweit in Apotheken platzieren zu können.

Seit 2015 gibt es die trackle GmbH nun, aktuell laufen die Vorbereitungen, um in den Apothekenhandel einzusteigen. Bisher hatten sich Reuter und ihr Team nur an die Endkunden gewandt. Da sich die Verkaufszahlen zufriedenstellend entwickelten, suchte die Gründerin nach weiteren Vertriebskanälen, um ihr Geschäft auszubauen. Die Apotheken waren dabei ein logischer Ansprechpartner.

Reuter organisierte Schulungen und erstellte einen Leitfaden für die Apotheker, schließlich sei der trackle ein sehr erklärungsbedürftiges Medizinprodukt. Aktuell ist er in der Klasse IIa eingeteilt, der Wechsel in die Klasse IIb soll bald folgen. Der Sensor, dessen Oberfläche aus medizinischem Silikon besteht, hat in etwa die Größe eines Tampons und wird von der Frau vor dem Schlafengehen vaginal eingeführt. Anschließend misst und speichert der trackle in regelmäßigen Abständen die Körperkerntemperatur. Nach dem Aufstehen wird der Sensor entfernt, in seine Box gestellt und übermittelt dann die Daten ans Handy seiner Besitzerin.

Die dazugehörige App zeigt der Frau den Fruchtbarkeitsstatus für den aktuellen Tag. So sollen die Chancen auf eine Schwangerschaft deutlich erhöht beziehungsweise die fruchtbaren Tage sicher bestimmt werden. Das Feedback von den angesprochenen Partnerapotheken sei bisher sehr gut gewesen, sagt Reuter: „Viele PTA sind ja Frauen und verstehen den Sinn des trackle sehr gut. Sie können ihn gut erklären und glauben auch, dass die Kunden sich für das Produkt interessieren werden“.

Dennoch sei es sowohl für die Kunden als auch für die Apotheker ein neues und komplexes Feld. „Ich muss erstmal ausprobieren, wie eine optimale Kooperation mit einer Apotheke aussehen kann“, so Reuter. Sie wolle zunächst lernen, das System gut zu verstehen, bevor sie auch außerhalb von Bonn den trackle in Apotheken vertreibt. Betriebe, die ihren Schwerpunkt auf die Schwangerschaftsberatung legen, könnten ein bevorzugter Partner sein.

Auch bei einem Großhändler wurde der trackle bereits gelistet. Läuft alles nach Plan, möchte Reuter ihre Erfindung nicht nur deutschlandweit, sondern in ganz Europa vertreiben. Die dazugehörige Zertifizierung hat sie bereits. Ob sie auch in anderen Ländern Apotheken ansprechen möchte, weiß Reuter jedoch noch nicht: „Das hängt vom jeweiligen Gesundheitsmarkt ab.“ Sicher sei sie jedoch, dass aufseiten der Verbraucher ausreichend Interesse besteht.

Mut machte Reuter dabei das Feedback nach ihrem Auftritt in der Fernsehserie „Die Höhle der Löwen“ im Jahr 2017: „Da wuchs in mir die Erkenntnis, dass Frauen den trackle wirklich kaufen wollen“. Die Idee kam ihr aufgrund von Eigenbedarf, Reuter suchte nach einer digitalen Methode, ihre Körperkerntemperatur zu erfassen und zu dokumentieren. „Ich fand es verrückt, dass es sowas noch gar nicht gab“, sagt Reuter. Zusammen mit Ehemann Maxim Loick und dem gemeinsamen Freund Stephan Noller wurde das Unternehmen gegründet. Der trackle mit einer Batterielaufzeit von etwa zwei Jahren kostet 199 Euro. Rund 2000 Exemplare wurden bisher verkauft.

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