Apotheker aus Ägypten

„Deutschland hat mich schon immer beeindruckt“ APOTHEKE ADHOC, 01.04.2019 13:30 Uhr

Berlin - 

Während des Studiums der Pharmazie nahm sich Walid Hassan Zeit zum Reisen. Unter anderem besuchte er Deutschland. Danach stand für den Ägypter fest: „Ich will in Deutschland Fuß fassen.“ Heute ist er Inhaber der Pelikan-Apotheke in Ganderkesee in der Nähe von Bremen.

„Ich habe immer gerne geholfen und wollte Mediziner werden oder in die Pharmazie gehen“, so Hassan. Nach einem kurzen Abstecher in die Medizin, wurde ihm während der ersten Leichen-Sektion klar, dass diese Richtung ihm weniger zusagt. Also schrieb er sich für Pharmazie an der Universität in Kairo ein. 2005 besuchte er während seiner Semesterferien das erste Mal Deutschland. Ab diesem Zeitpunkt stand für ihn fest: „Ich will mir in Deutschland etwas aufbauen.“ Ihn beeindruckten die Menschen, die Mentalität und die Landschaften. „Generell ist in Deutschland alles viel organisierter als in Ägypten“, so Hassan. Der damals angehende Apotheker wollte irgendwann in Deutschland arbeiten und leben und nahm sich das zum Anlass die deutsche Sprache zu erlernen. Mehrere Stunden pro Woche büffelte er deutsche Vokabeln – neben dem Unistoff.

Sein praktisches Jahr absolvierte er nach dem Studium in einer ägyptischen Apotheke. Danach arbeitete er zwei Jahre bei Sanofi in Ägypten. Parallel baute er in seiner Freizeit seine Deutschkenntnisse weiter aus. 2011 ging es dann für den Apotheker nach Deutschland. Nachdem er sich über die bürokratischen Maßnahmen zur Anerkennung seiner Approbation informiert hat, bewarb er sich in mehreren Apotheken in Deutschland für das praktische Anerkennungsjahr. Letztendlich zog es ihn nach Emden in Ostfriesland.

In der kleinen Seehafenstadt fühlte er sich direkt wohl: „Wer kann schon behaupten, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen?“ Auch das Team der Sonnen-Apotheke habe ihn bestens aufgenommen und unterstützt. „Mit dem Inhaber bin ich heute noch sehr gut befreundet und wir haben regelmäßigen Kontakt“, so Hassan. Auch nachdem der junge Apotheker sein drittes Staatsexamen in Deutschland erfolgreich abgeschlossen hatte und sich über seine Approbation freute, sah er keinen Grund, sich auszuruhen. Er wollte mehr Erfahrungen im deutschen Apothekengeschäft sammeln. Er entschied sich dafür, als Vertretungsapotheker aktiv zu werden. Über die Flying Pharmacists arbeitete er in ganz Deutschland in verschiedenen Apotheken. Nachdem er in Bayern, Niedersachen, Nordrhein-Westfalen und weiteren Teilen von Deutschland gearbeitet hat, führten ihn seine Wege aber letztendlich immer wieder nach Emden.

Bei der ganzen Reisehektik sehnte er sich aber bald nach Ruhe und einem normalen Alltag. Schnell kam ihm in den Sinn, dass er selbst gern eine Apotheke führen würde. 2016 übernahm er unter anderem die Vertretung in einer Apotheke in Delmenhorst-Deichhorst – eine Filiale der Pelikan-Apotheke. Auch hier verstand sich Walid Hassan auf Anhieb gut mit dem damaligen Inhaber Jens Schweers. Dieser spielte im darauf folgenden Jahr mit dem Gedanken, sich beruflich zurückzuziehen. Er erinnerte sich an Walid Hassan und unterbreitete ihm das Angebot, die Pelikan-Apotheke zu übernehmen.

Da so eine Entscheidung nicht nebenbei getroffen werden kann, ließ Hassan sich einige Monate Zeit. Er wollte sich wirklich sicher sein. Im März vergangen Jahres wurde der Vertrag zur Übernahme unterschrieben. Auch wenn Schweers nicht mehr Inhaber der Pelikan-Apotheke ist, hilft er noch bis Ende des Jahres für 20 Stunden in der Woche aus. „Ich bin Herrn Schweers so dankbar, dass er mich so unterstützt“, sagt Hassan. Vom Vorgänger lässt er sich noch die wichtigsten Tipps und Tricks für das Apothekenbusiness zeigen, bevor er dann auf sich alleine gestellt ist.

Besonders glücklich machen den Apotheker seine Kunden: „Es sind einfach alle total lieb und fröhlich. Da macht die Arbeit umso mehr Spaß.“ Am deutschen Apothekensystem gefällt ihm sehr, dass er seinem Handwerk nachgehen kann. In Ägypten hat ihm das Anfertigen von Rezepturen und die Laborarbeit gefehlt, da diese dort von externen Firmen übernommen werden. Vor allem die Plausibilitätsprüfungen findet er spannend. Die deutsche Bürokratie macht ihm nichts aus: „Das gehört halt dazu.“ Seine Ziele für die Zukunft: Er möchte sich gut um sein Team kümmern und regelmäßige Schulungen organisieren. Auch er selbst möchte sich weiterbilden, denn „man lernt schließlich nie aus.“