Studie

WHO: Hohe Kosten durch Depressive dpa, 14.04.2016 12:18 Uhr

Hohe Kosten: Immer mehr Menschen haben Depressionen und Angstzustände – auch die Wirtschaft leidet unter den Erkrankten. Foto: Elke Hinkelbein
Genf - 

Wenn Niedergeschlagenheit das Leben regiert und Alltagssituationen Schweißperlen auf die Stirn treiben: Therapien für psychisch Kranke seien zwar teuer, schreibt die WHO. Sie lohnen sich aber – auch wirtschaftlich.

Fast jeder zehnte Mensch weltweit leidet nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO an Depression oder starken Angstzuständen. Die Zahl der Betroffenen ist in den vergangenen Jahrzehnten stark angestiegen. Die UN-Organisation berechnete, dass diese psychischen Gesundheitsprobleme der Weltwirtschaft jährlich Kosten in Höhe von rund 900 Milliarden Euro verursachen – vor allem durch Fehlzeiten und Produktionsausfälle.

Investitionen zur Hilfe Erkrankter hätten daher nicht nur gesundheitliche, sondern auch wirtschaftliche Vorteile, heißt es in der nun veröffentlichten Studie. Ein investierter Dollar, um Depressiven und Angstpatienten besser zu helfen, bringe einen Nutzen von vier Dollar wegen verbesserter Gesundheit und höherer Arbeitsfähigkeit ein. Die Studie ist im Journal „The Lancet Psychiatry“ veröffentlicht.

Humanitäre Katastrophen und Konflikte auf der ganzen Welt erhöhten den Bedarf nach Behandlungen zusätzlich, sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. Insgesamt steigt die Zahl der Menschen mit Depression und Angstzuständen stark: Von 1990 bis 2013 sei sie von 416 auf 615 Millionen geklettert, hieß es in der Studie. „Das ist nicht nur ein Thema für das öffentliche Gesundheitswesen – das ist eine Entwicklungsfrage. Wir müssen jetzt handeln, weil sich die Weltwirtschaft die verlorene Produktivität einfach nicht leisten kann“, sagte der Präsident der Weltbank, Jim Yong Kim.

In den kommenden 15 Jahren müssten der Studie zufolge die 36 untersuchten Industrie- wie Nicht-Industriestaaten rund 130 Milliarden Euro für verbesserte Behandlungen und Medikamente in die Hand nehmen.

Dafür gäbe es aber eine Steigerung der Erwerbsquote um fünf Prozent. Die Produktivität würde dadurch mit etwa 350 Milliarden Euro bewertet und die verbesserte Gesundheit bringe als Gegenleistung rund 270 Milliarden Euro ein.

Viele Länder seien aber weit davon entfernt, genug für psychisch Erkrankte auszugeben: Laut einer WHO-Studie aus dem Jahr 2014 nutzen Regierungen durchschnittlich nur drei Prozent ihrer Gesundheitsbudgets für solche Behandlungen. „Wir müssen Wege finden, um den Zugang zu psychischer Gesundheitsversorgung für alle Männer, Frauen und Kinder zur Realität zu machen, egal wo sie leben“, sagte Chan.