Stillzeit

Experte warnt vor Muttermilchbörse

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Berlin -

Die erste private Muttermilchbörse ist an den Start gegangen. Frauen sollen dort die Möglichkeit haben, nach Muttermilch zu suchen oder ihre eigene anzubieten – beispielsweise, weil ihr Baby nicht genug trinkt. Experten bemängeln, dass das System einige Lücken aufweist.

Wollen Frauen ihr Baby mit der Milch einer anderen Mutter füttern, gehen sie damit eine Reihe von Risiken ein: „Milch ist eine Körperflüssigkeit, und da kann immer etwas drin sein, was nicht drin sein soll“, erklärt Professor Dr. Klaus Vetter. Er ist Gynäkologe und Sprecher der Nationalen Stillkommission am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Der Milchaustausch über die Plattform funktioniere auf Vertrauensbasis. Niemand könne sicher sein, dass in der Milch keine unerwünschten Viren wie der HI-Virus oder ein Syphiliserreger enthalten sind. „Selbst wenn Frauen auf der Seite angeben, dass sie in der Schwangerschaft getestet wurden, bleibt ein Restrisiko“, sagt Vetter. Denn theoretisch könne sie sich ja seit der Geburt ihres Kindes angesteckt haben.

Selbst wenn Frauen eine Kopie des Mutterpasses anforderten, seien sie nicht auf der sicheren Seite. Denn aus Datenschutzgründen dürfe der Arzt Krankheiten wie HIV dort gar nicht eintragen.

Unsicheren Müttern wird auf der Milchbörsenseite zwar empfohlen, die Milch beim Institut für Milchuntersuchung in Niedersachsen überprüfen zu lassen. Aber auch dann bleibe unklar, nach welchen Qualitätskriterien das Labor die Flüssigkeit untersucht.

Das Modell, Kinder mit fremder Milch aufzuziehen, ist nichts Neues: Früher übernahmen es Ammen, nach 1919 wurden die ersten Milchbanken gegründet. Heute existieren nur noch wenige Milchbanken, die meisten in Ostdeutschland.

„Primär ist das nicht schlecht“, sagt Vetter. Aber es brauche ein ausgeklügeltes Prüfsystem, um die Sicherheit für Babys zu gewährleisten. Nicht zuletzt gehen auch die Mütter ein großes Risiko ein, die selbst abgepumpte Muttermilch zur Verfügung stellen: „Wenn dann später etwas passiert, werden sie vielleicht verklagt.“

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