Botendienst

Apo-Fahrrad mit Thermobox

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Berlin -

In Münster gibt es rund 500.000 Räder – doppelt so viele wie Einwohner. Die Stadt eignet sich daher gut, um neue Fahrrad-Erfindungen zu erproben. Das dachte sich auch das Start-up-Unternehmen Enviado und hat mit Unterstützung der Apothekerkammer ein Rad speziell für den Botendienst entwickelt. Das Ergebnis wird Ende der Woche in Münster vorgestellt.

Enviado verkauft die Räder direkt an Apotheken. Bislang wurden deutschlandweit bereits mehr als 50 Räder abgegeben. Das Unternehmen wurde 2010 von Sebastian Hauß und Marcel Honisch gegründet. Zunächst konzipierten die Maschinenbauer ein Lieferfahrrad für Speisen, mit dem etwa neun Pizzen transportiert und warm gehalten werden können. Das Rad für Arzneimittel ist das zweite Projekt der Firma. „Wir wollten das perfekte Rad für Apotheken kreieren“, sagt Hauß. In der mehrwöchigen Test- und Entwicklungsphase arbeitete Enviado eng mit fünf Apotheken in Münster zusammen.

Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) unterstützte die Entwicklung des Fahrrads, indem sie dem Unternehmen bei der Suche nach den Testapotheken half. Den Vertrieb der Räder unterstütze man aber nicht, betont AKWL-Geschäftsführer Michael Schmitz. „Wir halten es für eine gute Sache, und die Apotheken können zeigen, dass sie sich für den Umweltschutz engagieren.“

Im Praxistest zeigten sich die besonderen Herausforderungen an ein Apotheken-Rad. Ein Problem sei etwa die Konstruktion der Kühlbox gewesen, so Hauß: Einerseits müsse diese abnehmbar sein, um sie in der Apotheke bestücken und mit zum Patienten oder in die Arztpraxis nehmen zu können. Andererseits sollte sie leicht am Rad abschließbar sein, um ein Präparat herausnehmen und es ohne die Box in den siebten Stock tragen zu können. „Das ist eine apothekenspezifische Anforderung, die uns vorher gar nicht so bewusst war“, sagt Hauß.

Das Ergebnis der Testphase waren drei Fahrrad-Modelle, die sich durch verschiedene Aufbauten unterscheiden: Das kleinste Modell verfügt über eine Aluminiumhalterung über dem Hinterrad und eine 24-Liter-Thermobox. Der Preis liegt bei 1200 Euro plus Mehrwertsteuer. Beim nächstgrößeren Modell ist außerdem eine Halterung unterhalb des Lenkers angebracht, die eine weitere 6-Liter-Box fasst. Laut Hauß ist dieses Rad für 1350 Euro netto das beliebteste Modell.

Beim größten Modell ist eine 100-Liter-Thermobox fest hinter dem Sattel verbaut. Die Kiste ist mit einem Zwischenboden versehen, der vier Einschubkästen fasst. Diese können herausgenommen werden: Dann ist der 42 Zentimeter hohe Innenraum voll nutzbar. Das Fahrrad „für Apotheken mit großen bis sehr großen Lieferungen“ kostet 1415 Euro.

Aus Sicht des Enviado-Geschäftsführers bietet sich das Rad wegen seiner Klimafreundlichkeit auch als Marketinginstrument an. Auf den Halterungen für die kleinen Thermoboxen und auf dem großen Koffer lässt sich Werbung anbringen. Apotheker können ihre eigenen Grafikdateien an das Unternehmen schicken, alternativ kümmert sich Enviado – für rund 80 Euro – um die Datenaufbereitung.

In den Apotheken kommt besonders die abnehmbare Box gut an: „Das ist ein echter Vorteil gegenüber unserem alten Botenfahrrad“, sagt eine Mitarbeiterin aus einer der Testapotheken. Von einem Marketingeffekt habe sie allerdings nichts gemerkt: Kunden hätten die Mitarbeiter bislang nicht auf das neue Rad angesprochen.

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