Kriminelle wollen Geldautomaten sprengen

Bombenfund: Apotheke evakuiert

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Berlin -

In Steinhagen bei Gütersloh musste eine Apotheke wegen eines nahegelegenen Bombenfundes evakuiert werden. Kriminelle hatten offenbar versucht, den Geldautomaten einer Volksbank-Filiale zu sprengen. Nachdem eine Kundin den Sprengsatz entdeckte, musste ringsum evakuiert werden – auch die Apotheke am Markt.

Eine Kundin machte am Dienstagmorgen die beunruhigende Entdeckung: Gegen 6.30 Uhr rief sie die Polizei an, weil ein Geldautomat im Vorraum beschädigt war. Augenscheinlich hatten Diebe versucht, ihn aufzubrechen, um das Geld zu stehlen. Ein genauerer Blick der Polizei brachte ein Objekt zum Vorschein, groß wie eine Zigarrenkiste, aus dem zwei Kabel ragten. Wie eine spätere Auswertung der Überwachungskamera zeigte, hatten bisher Unbekannte das Gerät in der Nacht gegen 4 Uhr aufgebrochen, um zwischen dem oberen Teil des Automaten und den darunterliegenden Tresor eine Bombe zu platzieren. Anscheinend wurden sie dabei gestört. Sie ergriffen die Flucht und ließen die Bombe zurück.

Also rückte die Polizei aus Gütersloh an und evakuierte das gesamte Gebäude, in dem auch die Apotheke am Markt von Inhaberin Christina Heitland liegt. „Kurz vor 10 Uhr standen wir im Verkaufsraum, als ich merkte, dass um uns herum alles abgesperrt wird“, erzählt PTA Sabine Hönert, die an dem Tag Dienst schob. „Ich bin dann raus und habe gefragt, was los ist. Da wurde mir nur gesagt, dass hier abgesperrt werden muss.“

Kurz darauf stand die Feuerwehr in der Apotheke – alle mussten raus. „Wir haben dann noch schnell unsere Taschen gepackt, die Apotheke abgeschlossen und sind rausgegangen.“ 33 Menschen mussten aus dem umliegenden Gebäudekomplex evakuiert werden, in dem sich neben Bank und Apotheke auch Wohnungen befinden. Eine bettlägerige alte Frau musste mit einem Rettungswagen abtransportiert werden.

Ab dann war Geduld gefragt. Ein Bombenentschärfungskommando musste eigens aus Düsseldorf kommen und das dauerte. Kurz vor Mittag betrat ein Entschärfer in schwerer Schutzausrüstung die Bankfiliale und untersuchte das Objekt, wie die Lokalzeitung Haller Kreisblatt berichtet. Die Kiste enthielt tatsächlich Sprengstoff. Nach einer guten Stunde hatte er die Bombe entfernt, entschied jedoch, dass es zu gefährlich sei, sie über eine längere Strecke zu transportieren – sie sollte in der Nähe gesprengt werden.

Das Team der Apotheke musste unterdessen eher gegen die Langeweile als gegen die Angst kämpfen. „Selbst wenn in der Volksbank etwas passiert wäre, hätten wir wohl nur einen Knall gehört“, sagt Hönert. Der Komplex besteht aus drei zusammenhängenden Gebäuden. An dessen Südwestseite liegt die Apotheke, die Volksbank am nordöstlichen Ende. In Gefahr wähnte sich also niemand. „Wir hatten keine Angst“, so Hönert. Eine Erzählung wert ist es trotzdem. „Das ist ja hier ein kleines Nest, da passiert sonst nicht viel. Für Steinhagen war das schon ein Ereignis.“

Der Vorteil kleiner Orte: kurze Wege. Manche von Hönerts Kollegen gingen so lange einfach nach Hause, andere schlugen die Zeit in naheliegenden Cafés tot. „Für meine Chefin war es natürlich nicht so schön, dass die Apotheke vier Stunden geschlossen werden musste, aber Polizei und Feuerwehr hatten den umliegenden Anwohnern sowieso gesagt, dass sie nicht auf die Straße sollten“, sagt Hönert. „Viele wären wahrscheinlich eh nicht gekommen und wer etwas brauchte, konnte später noch kommen.“ Die Bombe wurde unterdessen auf ein nahegelegenes Feld gebracht und dort kontrolliert gesprengt. Die Polizei sucht nun nach den Tätern.

 

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