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Parken nur für Apothekenkunden! Alexander Müller, 09.07.2016 07:56 Uhr

Berlin - 

Vor der Apotheke hat sich schon ein kleine Menschentraube gebildet, als zwei Polizisten den Inhaber abführen. Er lächelt zwar etwas verwirrt, bestreitet aber nicht, das Auto mit Diethylether übergossen und in Brand gesteckt zu haben. Warum? Weil der nunmehr autolose Nichtkunde zum wiederholten Mal den Kundenparkplatz der Apotheke benutzt hat. Und irgendwann reicht es halt.

Fast jede Apotheke kennt das Problem: Aufwändige Flyer gestaltet und verteilt, samstags länger geöffnet, besondere Beratungsaktionen – und dennoch bleiben die Kunden aus. Weil sie keinen Parkplatz finden. Die privaten Flächen der Apotheke werden von Anwohnern, Marktbesuchern oder Lieferanten zugestellt und der Patient fährt verärgert weiter.

Fast jeder Apotheker (und manche Apothekerin) kennt daher solche Gewaltphantasien mit brennenden Autos oder 10 kg TNT, Bulldozern und Monstertrucks, oder zumindest einer großen Portion Vogelfutter auf dem Dach. Mit Selbstjustiz sollte der Pharmazeut dennoch zurückhaltend sein. Selbst das Anketten oder Zuparken eines Falschparkers kann Ärger geben.

Doch Rachsüchtigen wird schon etwas einfallen. Was zum Beispiel geht: Die Mutter mit dem fieberkranken Kind bitten, nach dem Verlassen der Apotheke kurz den Türgriff des störenden Autos zu streicheln. So erhält der Fahrzeughalter mittelfristig die Berechtigung, den Kundenparkplatz zu benutzen.

Der Parkplatz ist beileibe nicht das einzige Konfliktfeld zwischen Apotheker und Kunde. Manchmal sind es auch die Öffnungszeiten. Ob ein Kunde mit dem letzten Glockenschlag des Notdienstes noch bedient werden soll oder muss, wenn die ganze Nacht über Besoffene nur Bonbons verlangten, darüber hat sich eine umfassende Diskussion entsponnen.

Dem Besoffenen können die Apotheker im Notdienst seit Juli alternativ Neodolor anbieten. Denn das neue Schätzchen aus dem Hause Dr. Fischer alias PharmaFGP ist „ohne bekannte Neben- und Wechselwirkungen“. Pharmazeuten haben gelernt, was das über die Wirkung aussagt. Und über Homöopathie lässt sich bekanntlich nicht streiten.

Der neue Schmerz, die grüne Tablette. Weil der Wurm dem Fisch schmecken soll, gibt es wieder eine große TV-Kampagne. Parallel wird trotzdem auch ein Apothekenaußendienst aufgebaut – schließlich sollen die HV-Tisch-Angler dem Oberfischer möglichst viele Fische liefern. Der hält sich Piranhas als Haustiere. Piranha heißt übersetzt böser Fisch.

Zurück zum Parkplatz: Sollte dort demnächst das Auto von Friedemann Schmidt in Flammen stehen, war es bestimmt ein Arzt. Denn der ABDA-Präsident hat wieder einmal einen Vergleich gezogen, der bestimmt wieder nicht böse gemeint war, aber nicht hinkend, sondern einfach beleidigend war.

Und das ging so: Der Arzt ist der Hausmeister im Haus des Gesundheitssystems. Und wenn er nicht mehr weiter weiß, ruft der Hausbesitzer – wer auch immer das sein mag in Schmidts Vergleich – den Experten. Das ist der Klempner, also in des ABDA-Präsidenten Metaphorik der Apotheker, der sich mit der Rohrzange (das ist der Medikationsplan) besser auskennt. KBV-Hausmeister Dr. Andreas Gassen reagierte wie weiland Weigeldt: Er watschte Schmidt ab. Die Zange bleibt in der Praxis, der Pillenklempner darf mal halten. Honorarfrei.

Während Ärzte und Apotheker also ihre Freundschaft pflegen, sind andere mehr mit sich selbst beschäftigt. Beim Generikahersteller Stada brennen nicht nur Autos, sondern die ganze Tiefgarage. OTC-Chef Adil Kahout muss seinen Dienst-Porsche abgeben, viele andere bangen um ihre Zulassung. Die Kandidaten für den neuen Aufsichtsrat wurden in dieser Woche vorgestellt.

Bei der Noweda hält sich der personelle Wechsel in Grenzen. Wilfried Hollmann hört nächsten Sommer auf, auf ihn folgt der Sohn seines früheren Vorstandskollegen. In Essen geht es mindestens so dynastisch zu wie in Bad Vilbel. Eine große Familie so eine Genossenschaft.

Etwas zu familiär ging es bei der anderen Genossenschaft zu: Die Sanacorp informierte so ziemlich alle Kunden im Norden über so ziemlich alles, was sie über deren Apotheken, Umsätze und sonstige Vorlieben weiß. Eine Fax-Panne, ein Datenskandal aus Versehen. Die Zerknirschtheit ist glaubhaft, es soll und darf nicht wieder vorkommen. Sonst brennen Lieferautos.

Als die ABDA für ihre Schäfchen eine tolle rote Null als Jahresziel ausgerechnet hat, waren hoffentlich zurückgenommene Retaxationen der Kassen noch nicht eingepreist. Denn natürlich verstehen die Kassen den Retax-Deal anders als die Apotheker. Zumindest die Sache mit der Hausmeister-Paraphe auf dem Rezept gibt hoffentlich keinen Ärger. Im August kommt dann die Erweiterung der Aut-idem-Liste. Einfach alles Hinschmeißen sollten die Apotheker deshalb nicht. Dafür haben sie schon ihre schlecht gelaunten Lieferanten. Schönes Wochenende!