Ehemalige Adler-Apotheke

Altentreptow: Gemeinde kauft alter Apotheke neues Wahrzeichen

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Berlin -

In Altentreptow kehrt ein Stück Lokal- und Apothekengeschichte zurück: Die Gemeinde hat auf eigene Kosten einen neuen Adler für die gleichnamige Apotheke im Ort anfertigen lassen. Das Original hatte die DDR-Führung demontieren lassen, in den 70ern wurde es außer Landes geschmuggelt. Nun will sich die Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern auf ihre Geschichte besinnen.

Manchmal muss man Sachen selbst in die Hand nehmen. Seit Jahrzehnten fehlt der Adler über der Adler-Apotheke – und man weiß, wo er ist. In Heidelberg nämlich. Dorthin war er über einige Umwege gelangt, nachdem er von der Apotheke weichen musste. Denn die lokale DDR-Verwaltung erkannte in ihm 1952 ein Symbol des nur wenige Jahre zuvor untergegangenen preußischen Militarismus und ließ ihn demontieren, erst seine Krone, dann den ganzen Adler. „Der damalige Apothekenleiter Peter Malchow verwahrte den Vogel einige Zeit auf seinem Dachboden. Anschließend gelangte er über Bekannte zu einem Kinderarzt nach Hamburg. Der brachte den Adler 1978 ins Apothekenmuseum nach Heidelberg“, erklärt Detlef Klage vom Treptower Kultur- und Heimatverein.

Dort, im Apothekenmuseum Heidelberg, entdeckte Klage den Adler vergangenes Jahr bei einem Besuch – und beschloss kurzerhand ihn zurückzuholen, um ihn wieder über der ehemaligen Apotheke anbringen zu lassen. Er setzte sich mit der Museumsleitung in Verbindung und prüfte verschiedene Möglichkeiten der Heimkehr. Schließlich einigte er sich mit den Museumsverantwortlichen darauf, eine fachmännische Kopie anfertigen zu lassen und diese nach Altentreptow zu bringen. Das Original bleibt damit als Leihgabe in Heidelberg.

Einen Unterstützer fand Klage sofort im Bürgermeister von Altentreptow. „Die Stadt hat sich nach kurzer Verständigung sofort bereit erklärt, die Kosten für Transport, Gießen und Versicherung zu übernehmen“, zitiert ihn die Lokalzeitung „Nordkurier“. Also setzte Klage einige Hebel in Bewegung: Über einen örtlichen Steinmetz stellte er Kontakt zu einer Bronzegießerei in Süßen her, nur 130 Kilometer entfernt von Heidelberg. Sie holte den Original-Adler im Januar ab, scannte ihn und fertigte einen Nachguss an.

Kurz vor Ostern kam die Kopie in Altentreptow an. 6200 Euro ließ sie sich das Rathaus kosten. „Der ist nicht nur schöner als das Original, sondern auch haltbarer“, zitiert der Nordkurier den Steinmetz. Denn der alte ist aus Bleimetall gefertigt, die Kopie aus Bronze. Noch ist seine Stunde allerdings nicht gekommen: Eigentlich hätte er zur 775-Jahr-Feier von Altentreptow feierlich an der ehemaligen Apotheke angebracht werden sollen. Doch die Feierlichkeiten wurden wegen der Sars-CoV-2-Pandemie abgesagt. Trotzdem: Zur Not im kleinen Kreis wollen Klage und seine Mitstreiter die Figur am 18. Juni anlässlich der urkundlichen Ersterwähnung von Altentreptow feierlich wieder anbringen.

Der Adler taugt nämlich zum Wahrzeichen der Stadt. Die Adler-Apotheke gehörte jahrhundertelang zu Altentreptow. Seit wann es sie gab, weiß niemand so genau, das erste mal urkundlich erwähnt wurde sie 1767: Niemand geringeres als Friedrich der Große unterzeichnete damals ein Privileg, das auf eine dort bereits eingerichtete Apotheke Bezug nahm. „Es soll der Apothequer Johann Caspar Kieck Freyheit haben, zu Treptow an der Tollense auf seine Kosten eine hinreichende Officin mit allem Zubehör in der acquirirten Lüttkemannschen Apotheque einzurichten“, zitierte die Lokalzeitung Nordkurier vor einigen Jahren aus dem königlichen Beschluss.

Noch vor der deutschen Wiedervereinigung war es allerdings vorbei für die Adler-Apotheke, auch wenn Apotheker-Witwe Elli Malchow noch bis 1996 in dem Gebäude wohnte; seit im Folgejahr die letzte Mieterin auszog, stand es leer. Über 20 Jahre hatte die Stadt vergebens versucht, einen neuen Nutzer für das historische Gemäuer zu finden. „Jahrelang haben wir das Objekt angeboten, aber es hat sich kein Apotheker gefunden, der den Aufwand auf sich nimmt“, erklärt die Altentreptower Stadträtin Silvana Knebler. Denn weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht, war mit erheblichen Kosten zu rechnen, die kein privater Investor für ein Objekt in einer Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern auf sich nehmen wollte. Vergangenes Jahr wurde die Apotheke deshalb umgewidmet: Die Gemeinde Altentreptow nutzt die ehemalige Offizin nun als Trauungssaal.

 

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