In der Not Gutes tun

5000 Euro mit Münsteraner Mundschutz

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Berlin -

Apothekerin Sylke Bergmann war über den Betrag, den ihre Apotheke durch den Verkauf von individuellen Masken erzielt hatte, selbst überrascht. 5000 Euro wurden eingenommen und konnten gespendet werden. Zu Beginn der Pandemie kam sie auf die Idee, ganz nach dem Motto: „Warum nicht die Not zur Tugend machen und gleichzeitig etwas Gutes tun?“ Den Gesamtbetrag teilte sie auf zwei Spenden auf, die eine Hälfte stellte sie der Bahnhofshilfe zu Verfügung.

Bergmann wollte, nachdem sie erfahren hatte, dass die Bahnhofsmission Corona-bedingt umziehen musste, helfen. „Ich weiß ja, dass das Projekt der Caritas größtenteils spendenfinanziert ist“, erzählt sie. Nach kurzer Überlegung kam ihr die Idee, dass sie mit dem Verkauf von Masken Spendenbeträge einnehmen könnte. Sie wollte aber keine unifarbenen Standard-Masken verkaufen. Nach dem Motto „Münsterkind für Münsterkind“ orderte die Apothekerin unterschiedliche Modelle mit lokalem Bezug. Zur Auswahl standen mehrere Motive, darunter auch ein Mund-Nasen-Schutz mit Aufdruck des Schriftzuges „Münsterkind“ inklusive Fernsehturm und ein Modell mit seitlich aufgedrucktem Münsteraner Wappen in den zugehörigen Farben.

Ende März war die Situation in den meisten Apotheken dieselbe. Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken waren restlos ausverkauft. Über den Großhandel konnte kein Nachschub mehr geordert werden. Apothekern blieb nichts anderes übrig, als abseits der bekannten Hersteller wie Hartmann & Co. auf die Suche nach Masken zu gehen. „Ein Unternehmen war schnell gefunden und so konnte die Produktion rasch begonnen werden“, erinnert sich Bergmann. Genauso wie andere Apotheken auch stellte Bergmann mit ihrem Team Desinfektionsmittel her und hielt die Stellung hinter Plexiglas. Nicht immer seien die vergangenen Wochen leicht gewesen, erzählt die Inhaberin, aber gemeinsam mit ihrem Team habe sie das Beste aus der Situation gemacht. Umso mehr freute sich die gesamte Belegschaft, als der Erlös des Maskenverkaufs feststand: 5000 Euro konnten gespendet werden.

„Wichtig ist es in der Krise auch auf andere zu schauen und in schlechten Zeiten zusammenzuhalten. Es war mir ein Anliegen, lokal zu spenden, und es ist großartig, dass wir so viel Geld zusammen bekommen haben“, freut sich Bergmann. Bei der Übergabe der Spende waren auch die diensthabenden Mitarbeiter der Bahnhofsmission sichtlich erfreut. „Ohne die Spenden könnten wir den täglichen Betrieb so in der Form gar nicht aufrechterhalten“, berichtet eine Mitarbeiterin. „Wir sind so dankbar für alle, die uns wahrnehmen und helfen wollen. Wir wissen die Unterstützung der Münsteraner sehr zu schätzen. Die großzügige Spende der Magareten-Apotheke zeigt uns, dass wir mit unserer ‚Mission‘ nicht alleine sind und dass wir Münsterkinder am Ende doch irgendwie zusammenhalten. Das motiviert uns und hilft uns weiter zu machen.“

Die zweite Hälfte des Spendenbetrages geht an die Corona-Hilfe „Lichtblicke“, einer Aktion von Caritas und Diakonie, die seit mehr als 20 Jahren existiert und nachbarschaftliche Hilfe in Nordrhein-Westfalen ermöglichen soll. Aktuell sollen die Spenden vor allem für die Menschen genutzt werden, die die Corona-Krise besonders hart getroffen hat. Bergmann war es wichtig, mit dem Geld etwas in ihrem nahen Umfeld bewirken zu können. In der Aktion Lichtblicke sieht sie eine Chance für alle diejenigen, die seit der Pandemie in eine existentiell bedrohliche Situation gekommen sind. Sie denkt da neben Alleinerziehenden vor allem auch an Freiberufler. Ingesamt wurden für den Verein bereits über vier Millionen Euro gespendet – ein großer Teil der Spenden der letzten Wochen wurde über den Verkauf von Masken eingenommen.

Produzent der Masken war das Grevener Unternehmen Renew. Eigentlich stellt das Unternehmen Sportbekleidung her. „Mit Beginn der Corona-Krise ging der Absatz in der Sportbranche gegen Null“, berichtet Geschäftsführer Philipp Mertens. Um die Mitarbeiter in Arbeit zu halten, schwenkte das Unternehmen schnell auf die Produktion von Masken um. Die Mitarbeiter in den Produktionsstätten in Tschechien und der Slowakei fertigen noch bis September Restaufträge von Masken an, danach soll die Produktion wieder auf Sportbekleidung umgestellt werden.

„Die kurzfristige Umstellung der Produktion diente nicht der Gewinnmaximierung, vielmehr ging es darum, die Mitarbeiter in Arbeit zu halten“, berichtet Mertens. Das Besondere an seinen Masken: Die Bedruckung erfolgt nach einem ganz speziellen Vorgang: „Der individuelle Aufdruck erfolgt vor dem Zuschnitt. Das Aufbringen des Motives erfolgt während des Färbeprozesses. Neben den Münstermasken für Frau Bergmann haben wir beispielsweise auch die freiwillige Feuerwehr mit Masken beliefert. Hier war das Motiv ein Foto von einem Feuerwehrauto.“

Noch sei die Nachfrage vorhanden, so Mertens. Denn gerade jetzt gebe es einen Bedarf für qualitativ hochwertigere Masken. „Jetzt, wo beispielsweise ein Urlaub wieder möglich ist, möchten viele Menschen eine angenehmere Maske für Flugzeug & Co. haben.“ Auch das Employer-Branding hätte mit der Zeit zugenommen. „Man möchte zeigen, wo man hingehört oder für wen man arbeitet.“ Für alle, die das ständige Auf- und Absetzen einer Maske zu aufwendig ist, hat Renew einen Loop mit integriertem Nanopartikelfilter produziert, dieser sei besonders bei Bauarbeitern beliebt.

Erfolgreicher als gedacht

„Zunächst lief die Aktion langsam an, aber die Motive waren so beliebt bei den Kunden, sodass wir am Ende Masken im vierstelligen Bereich abgegeben haben!“ Die Aktion ist darüber hinaus ein echtes Familienprojekt: „Das Motiv mit dem Münsteraner Kind hat meine 20-jährige Tochter kreiert. Sie war auch bei der Übergabe mit dabei.“ In das Projekt waren auch weitere Apotheken involviert. Alle mit ihren ganz eigenen Maskenmotiven.

 

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