Medikamentenschmuggel

Zoll fasst fünf Pillenschmuggler dpa, 24.09.2015 18:47 Uhr

So viel wie noch nie: Zollfander in Nordrhein-Westfalen konnten 3,5 Millionen Tabletten auf einen Schlag sicherstellen. Sie waren aus Indien nach Deutschland geschmuggelt worden waren. Foto: APOTHEKE ADHOC
Essen - 

Verschreibungspflichtige Medikamente ohne Rezept? Im Internet ist das möglich. Oft handelt es sich jedoch um lebensgefährliche Fälschungen. In Nordrhein-Westfalen hat der Zoll jetzt einen Händlerring zerschlagen.

Gefälschtes Viagra und lebensgefährliche Schlaftabletten: Zollfahnder haben einen groß angelegten Arzneimittelschmuggel in Nordrhein-Westfalen zerschlagen. Rund 3,5 Millionen Tabletten aus Indien wurden beschlagnahmt. „Es handelt sich hierbei um die größte Sicherstellung von gefälschten Medikamenten in Deutschland“, sagte Hans-Joachim Brandl, Leiter des Zollfahndungsamtes Essen am Donnerstag. Die Fahnder fanden auch Bargeld und Luxusuhren der mutmaßlichen Täter.

Die Schmuggel-Tabletten sollen in Indien unsachgemäß hergestellt und in Lastwagen über den Landweg nach Deutschland gebracht worden sein. Bereits im Dezember 2013 hatte das Zollfahndungsamt einen Hinweis einer britischen Behörde erhalten, wonach illegale Medikamente unweit des Essener Hauptbahnhofs gelagert sein sollten. Nach ersten Untersuchungen stießen die Ermittler auf zahlreiche Webshops, welche die vermeintlichen Medikamente verkauften.

Über Kontodaten der Onlineshops fanden die Ermittler die Adressen der mutmaßlichen Täter in Duisburg und Gelsenkirchen. Bei Durchsuchungen Anfang September konnten vier Männer im Alter von 29, 31, 43 und 65 Jahren festgenommen werden. Sie kamen in Haft. Ein weiteres Mitglied der tatverdächtigen Tätergruppe wurde in den Niederlanden verhaftet.

In Wohnungen und Garagen fanden die Ermittler außerdem Bargeld im Wert von 440 000 Euro, Luxusuhren und zwei Autos. Die Staatsanwaltschaft schätzt die Einnahmen der Gruppe allein durch den Verkauf der gefälschten Medikamente auf mehrere Hunderttausend Euro pro Monat. Bei einer Verurteilung drohen den fünf Männern Haftstrafen von bis zu zehn Jahren.

Welche gesundheitlichen Folgen die beschlagnahmten Medikamente für Konsumenten haben könnten, wird noch geprüft. Bei gefälschten Medikamenten kommt es laut Zoll jedoch oft vor, dass ein Vielfaches des Wirkstoffs oder auch ganz andere Chemikalien in den Produkten verarbeitet werden.