Gebühren fürs Giro-Konto

Wie die Apobank an der AvP-Krise verdient Alexander Müller, 09.10.2020 10:42 Uhr

Die Apobank gewährt den Apotheken in der AvP-Krise kurzfristig Kreditlinien, verdient aber an den Buchungsposten. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Das Rechenzentrum zahlt nicht, der Großhändler bucht ab und die Apotheke rutscht ins Minus: So erging es vielen von der AvP-Pleite betroffenen Apotheken im September. Die standeseigene Apobank verspricht zwar, mit individuellen Krediten schnell zu helfen, verdient aber selbst an der Krise. Auch wenn es im Einzelfall nicht um große Beträge geht, sind die ohnehin gebeutelten Apotheker reichlich bedient.

„Die Apobank ist nicht der Held in der AvP-Krise, sondern der große Gewinner“, schimpft ein Apotheker aus Süddeutschland. Schon als Student hatte er nach eigenen Angaben sein erstes Konto bei der Apobank, blieb dem Geldhaus auch als angestellter Apotheker treu. „Deshalb lag es für mich nahe, meine Apotheke über die Apobank zu finanzieren.“ Vor einigen Jahren hat er sich selbständig gemacht. „Ich habe mein Konto noch nie überzogen, keinen einzigen Tag“, so der Inhaber.

Das änderte sich mit der Insolvenz seines Rezeptabrechners AvP. Wie vielen Kollegen fehlt ihm ein sechsstelliger Betrag. Als sein Großhändler am 15. September abbuchte, rutschte sein Girokonto zum ersten Mal ins Minus. Natürlich setzte er sich sofort mit seiner Bank in Verbindung: „Ich war anfangs sehr beruhigt, als die Apobank nach außen kommuniziere, dass es schnelle und unbürokratische Hilfe für die betroffenen Apotheken geben wird. Die Freude hielt sich aber in Grenzen, als ich erfahren habe, wie diese ‚Hilfe‘ in meinem Fall aussieht: Die Kreditlinie wurde erhöht, dafür zahle ich über 8 Prozent Zinsen“, berichtet der Inhaber.

Er hätte zwar auch einen Kredit zu 3 Prozent ohne Vorfälligkeitsentschädigung oder einen über etwas mehr als 1 Prozent mit einer festen Laufzeit von zehn Jahren bekommen können. Doch dabei gebe es eine Liquiditätsprüfung – und es werde bestimmt nicht jedem geholfen, so der Apotheker.

Worüber er sich besonders ärgert: „In meiner Monatsrechnung musste ich dann feststellen, dass ich nicht nur Zinsen zahlen musste, sondern rückwirkend für das gesamte Quartal Buchungsposten.“ Denn nur ein positives Girokonto ist gebührenfrei. 75 Cent veranschlagt die Bank jetzt für jede Gut- oder Lastschrift zwischen dem 1. Juli und 30. September – in seinem Fall in der Summe ein mittlerer dreistelliger Betrag. Weil er auch die ersten Tage im Oktober – und damit im vierten Quartal – noch im Minus war, geht der Inhaber stark davon aus, dass er auch bis zum Jahresende Buchungskosten zahlen muss.

„Was mich an der ganzen Sache stört, ist nicht die Tatsache, dass die zusätzlich ein paar hundert Euro mehr mit mir verdienen, sondern dass sie sich öffentlich als Helden der AvP-Krise feiern, dabei aber eigentlich nur einen Haufen Geld zusätzlich verdienen.“ In der Öffentlichkeit und bei der Politik habe das zu dem Trugschluss geführt, dass die Apotheken sich selbst helfen können, durch die Unterstützung der Apobank, der Großhändler oder anderer Rechenzentren. „Ich will nicht undankbar sein, ohne die Erhöhung der Kreditlinie wäre ich zahlungsunfähig, aber die Außendarstellung geht überhaupt nicht“, so der Apotheker.

Die Apobank bestreitet auf Nachfrage nicht, dass diese Gebühren erhoben wurden: „Es handelt sich um ein Gebührenmodell, das etabliert ist und für alle Heilberufler gilt.“ Doch die Bank gibt ein Versprechen: „Wir genehmigen den betroffenen Apothekern Überziehungen kulant und verzichten im kommenden Quartal auf den zusätzlichen Überziehungszinssatz.“

Entscheidend für die von der AvP-Pleite betroffenen Kunden sei ohnehin gewesen, adhoc und unbürokratisch die Liquidität zu sichern. „Entsprechend schnell – mittels bestehender Kreditlinien – haben wir gehandelt und stehen hier weiterhin zur Seite“, so eine Sprecherin. Finanzierungshilfen und Überbrückungskredite würden „grundsätzlich individuell angepasst“. Gemeinsam mit den Kunden suche man „nach angemessenen und guten mittelfristigen Lösungen“.