Aktienkurse unter Druck

Verzögerungen beim E-Rezept: Börse straft Versender ab dpa/APOTHEKE ADHOC, 23.06.2021 12:47 Uhr

E-Rezept als Kurstreiber: Auf Verzögerungen bei der Pilotphase der Gematik reagiert die Börse zunehmend sensibel. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Die verzögerte Einführung des E-Rezepts bringt die börsennotierten Versender unter Druck. Sowohl die Aktien von Shop Apotheke als auch von Zur Rose sackten deswegen ab.

Bereits gestern hatte ein Bericht von APOTHEKE ADHOC über die schleppende Einführung des E-Rezeptes die Papiere auf Talfahrt geschickt, am Mittwoch setzte sich nach negativen Analystenkommentaren die Abwärtsbewegung fort. Zuletzt sackten die Anteilsscheine der Online-Apotheke um 3,95 Prozent auf 158,00 Euro ab und fielen unter die als langfristiger Trendindikator geltende 200-Tage-Linie.

Am Dienstag waren die Papiere zunächst bis auf 182 Euro nach oben geschnellt auf den höchsten Stand seit Ende April, hatten dann aber bis zum Xetra-Schluss 6,3 Prozent eingebüßt. Ähnlich ist die Lage beim DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose: Hier war am Dienstag zunächst ein neues Dreimonatshoch erreicht worden, doch in der Folge stürzten die Aktien von 377 auf bis zu 321 Euro ab.

Auslöser dieser Verluste war der Bericht darüber, dass die Einführung des E-Rezepts zunächst nur mit einer Apotheke, einer Praxis und einem Patienten erprobt wird. Von E-Rezepten würde die Online-Apotheke erheblich profitieren.

Ein Branchenexperte zeigte sich enttäuscht von dem Bericht: Dass die Testphase mit E-Rezepten nur mit einer Apotheke und einem Arzt beginnen solle, setze Shop Apotheke gehörig unter Druck. Denn der Zeitplan der Bundesregierung sehe vor, dass alle der über 100.000 deutschen Arztpraxen bereits ab Januar 2022 E-Rezepte ausstellen sollen. Eine weitere Verzögerung würde sich negativ auf den Anlagehintergrund von Shop Apotheke auswirken, da sie den Krankenkassen mehr Zeit gebe, ihre Patienten auf die Nutzung der Gematik-App vorzubereiten, die lokale Apotheken bevorzuge.

Auch Analyst Tom Diedrich von der Metzler Bank kritisierte den langsamen Start der Testphase: Die jüngste Nachrichtenlage zu E-Rezepten könne „den Optimismus einiger Marktteilnehmer dämpfen“. Die Verbreitung der Gesundheitskarte, die Voraussetzung für einige Funktionen der E-Rezept-App ist, komme nur langsam voran. Diedrich stufte deshalb die Shop-Apotheke-Aktien auf „Halten“ ab und senkte das Kursziel von 158 auf 155 Euro.