Phytohersteller

Tebonin ist kein „Teeküchenprodukt“ Carolin Ciulli, 22.05.2019 09:22 Uhr

Karlsruhe - 

900 Tonnen Ginkgoblätter verarbeitet der Phytohersteller Dr. Willmar Schwabe jährlich zu Trockenextrakt. Der Herstellungsprozess von Tebonin ist aufwendig – allein 20 Reinigungs- und Veredelungsschritte sind nötig. Das OTC-Präparat ist einer der wichtigsten Umsatzbringer des Karlsruher Familienunternehmens. „Das, was wir machen, ist so komplex, dass es niemand 1:1 kopieren kann“, sagt Firmenchef Olaf Schwabe, Ururenkel des Gründers.

Die Qualität von Tebonin sei im Vergleich zu anderen Produkten mit Ginkgo-Trockenextrakt konsistenter. Hochrechnungen zeigten, dass eine Charge mit dem Schwabe-Extrakt EGb 761 wie die andere sei, sagt Produktionsschef Dr. Frank Waimer. Produkte anderer Hersteller variierten „gewaltig“. In Karlsruhe werde der Prozess von Anfang bis zum Ende – also von Kultivierung, Trocknung, Extraktion und Galenik bis zur Konfektionierung betreut.

Schwabe baut in den USA und Frankreich Ginkgo an. „Wir können die Qualität durch Kultivierungsmaßnahmen zum Beispiel durch Erhöhung der Wassermenge steuern“, so Waimer. Dadurch könnten natürlichen Schwankungen ausgeglichen werden. „Die Kontrolle vom Blatt bis zur Tablette führt zu einer perfekten Konsistenz der Qualität und zu einem einzigartigen Produkt.“

Der Phytohersteller sieht sich als Ginkgo-Pionier. Die ersten wissenschaftlichen Publikationen wurden von Schwabe 1965 vorgelegt. Heute gibt es insgesamt knapp 1750 Studien über die aus Asien stammende Pflanze. EGb 761 sei kein „klassisches Teeküchenprodukt“, sagt Dr. Robert Hörr, der bei Schwabe den Bereich Geriatrie leitet. „Das so einzustellen, erfordert Technologie.“

Schwabe vertreibt neben den Varianten mit 40, 80 und 120 mg seit 2008 „Tebonin konzent“ mit 240 mg und seit 2013 „Tebonin 120 mg bei Ohrgeräuschen“. Mit 83 Millionen Euro Umsatz auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) entfallen laut Insight Health 36 Prozent des Gesamtumsatzes von Schwabe auf Tebonin. Nach Hexal (Gingium), Ratiopharm (Ginkobil) und Krewel-Meuselbach (Ginkgo-Maren) haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Generikafirmen entsprechende Produkte auf den Markt gebracht.

Die Produkte der Wettbewerber seien „heute so und morgen anders“, sagt Geschäftsführer Dr. Traugott Ullrich. Die Wirksamkeit sei wesentlich davon abhängig, dass darin die gleichen Substanzen enthalten seien. Nur wenn man in der Lage sei, alle Parameter im gesamten Herstellungsprozess zu kontrollieren, könne am Ende ein Produkt mit gleichbleibender Qualität rauskommen.

Schwabe geht zurück auf die Leipziger „Fabrikationsstätte für die Zubereitung von Arzneimitteln“, die 1866 vom Apotheker Dr. Willmar Schwabe gegründet wurde. „Mein Ururgroßvater hätte seine helle Freude daran zu sehen, wie seine Visionen im Unternehmen gelebt werden und immer weiter gedeihen“, so Schwabe, der den Betrieb in fünfter Generation führt. Die Schwabe-Gruppe erwirtschaftet mit rund 3600 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von rund 900 Millionen Euro.