Generikakonzerne

Apo-Go: Stada schickt Grünenthal

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Berlin -

Die Stada gibt ihr umsatzstärkstes Produkt Apo-Go in die Hände von Grünenthal. Der Hersteller aus Aachen tritt als Vertriebspartner für Deutschland und Österreich im Juli die Nachfolge von Licher MT aus Wedemark an. Zwischen den beiden Herstellern bestehen bereits Verbindungen.

Apo-Go enthält Apomorphin und wird eingesetzt zur Behandlung von motorischen Fluktuationen bei Parkinsonpatienten, die mit oralen Antiparkinsonmitteln nicht ausreichend behandelbar sind. Insbesondere bei morgendlichen Off-Phasen könne das Präparat eine zusätzliche Therapieoption darstellen.

Apo-Go ist seit 2001 auf dem Markt und wurde 2007 mit dem Hersteller Britannia/Forum von Stada übernommen. Der Generikakonzern zahlte Firmengründer Peter Duckworth und dem japanischen Hersteller Ajinomoto damals 55,6 Millionen Euro – ein Betrag, der sich längst gerechnet hat: Mit Erlösen von 63 Millionen Euro ist Apo-Go nicht nur das umsatzstärkste Produkt des Generikakonzerns, sondern auch das wachstumsstärkste: Alleine in den vergangenen beiden Jahren legten die Verkäufe jeweils um ein Viertel zu.

Allerdings ist das Geschäft kein Selbstläufer, denn die Anwendung von Apo-Go ist alles andere als trivial. Das Mittel wird subcutan injiziert, in einer spezialisierten Klinik muss zunächst die optimale Dosis gefunden werden. Je nach Patient gibt es erhebliche Unterschiede; zwischen 3 und 30 mg werden üblicherweise pro Tag verabreicht. Je nach Schwere der Erkrankung sind so bis zu zehn einzelne Injektionen notwendig; alternativ kann auch eine Dauerinfusion per Pumpe gesetzt werden.

Umso wichtiger ist die Betreuung – nicht nur der Praxen, sondern auch der Patienten. Weltweit gibt es für Apo-Go Verträge mit Vertriebspartnern, darunter Anbieter aus dem Homecare-Bereich. Hierzulande war ab 2003 zunächst Cephalon für den Vertrieb verantwortlich.

Der Hersteller, der mittlerweile zum Konkurrenten Teva gehört, hatte mit der Abwicklung die Firma MTS Meditel beauftragt. Die Münchener Firma hat sich auf Vertriebs- und Marketingstrategien im Gesundheitswesen spezialisiert und mit ihrem Modell für Apo-Go die Stada vor einigen Jahren in Erklärungsnot gebracht.

Bei dem Lieferservice wurden teilnehmende Patienten an neue Rezepte erinnert; auf Wunsch forderte der Hersteller die Folgerezepte selbst beim behandelnden Arzt an und ließ sie sogar von einem Kurierdienst abholen. Die Infusionslösungen und Fertigspritzen wurden von einer Münchener Versandapotheke (Clemens-Apotheke) verschickt.

Die Wettbewerbszentrale hatte in dem Lieferservice eine Umgehung der Apothekenpflicht gesehen und in erster Instanz recht bekommen. Doch im Berufungsverfahren konnte Cephalon im April 2012 das Oberlandesgericht München überzeugen, dass Apo-Go nicht direkt an Patienten ausgeliefert wird, sondern über eine Apotheke. Die Stada hatte bereits einige Monate zuvor die Reißleine gezogen und die Vertriebsvereinbarung für Apo-Go mit Cephalon gekündigt. 5,4 Millionen Euro kostete die kurzfristige Trennung den Konzern.

Anfang 2012 übernahm Licher MT. Der Vertriebsdienstleister ist nach eigenen Angaben auf die subcutane Applikation mittels Pumpen spezialisiert und war ein Jahr zuvor von Air Liquide übernommen worden.

Die Lizenzvereinbarung mit Grünenthal wurde bereits Ende vergangenen Jahres unterzeichnet. Das Aachener Familienunternehmen will als Bindeglied zwischen Arzt, Patient und Pflegekräften fungieren. Geplant sind Serviceangebote und Fortbildungen. Den Patientenservice übernimmt als Kooperationspartner ContraCare aus Nürnberg.

Grünenthal arbeitet bereits mit der Stada zusammen: 2012 hatte der Generikakonzern für rund 360 Millionen Euro die Vertriebsrechte für insgesamt 14 Marken des Familienunterenehmens übernommen. In Osteuropa, Russland und im Nahen Osten kommen Produkte wie Tramal (Tramadol), Zaldiar (Tramadol/Paracetamol) und Transtec (Buprenorphin) seitdem über Stada.

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