Philipp Lahms Kosmetikfirma

Sixtus: Aktionsangebot bei Aldi

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Berlin -

Apotheke, Drogeriemarkt, Discounter: Die bayerische Traditionsmarke Sixtus ist im Mass Market angekommen. Der Hersteller von Ex-Fußballprofi Philipp Lahm bietet zwei Desinfektionsmittel jetzt bei Aldi an.

„Immer dabei, immer geschützt“, heißt es im aktuellen Prospekt von Aldi zu den beiden beworbenen Sixtus-Produkten. Angeboten werden ein Hygienespray à 2,41 Euro je 100 ml sowie ein Handgel zur Desinfektion à 1,93 Euro je 50 ml. Was es mit dem ausgelobten „natürlichen Schutz mit der Kraft der Alpenkräuter“ auf sich hat, wird nicht näher erläutert, naturreine ätherische Öle sollen enthalten sein.

Dafür ziert ein Foto von Lahm die Anzeige, für den eine „gesunde Lebensführung sehr wichtig“ sei. „Deshalb ist er Mehrheitsgesellschafter bei Sixtus, einer oberbayerischen Traditionsfirma, die Produkte für naturnahe Haut- und Körperpflege herstellt.“ Der Ex-Kapitän des FC Bayern München und der Fußball-Nationalmannschaft hatte nach seinem Karriereende den Sportsalben- und Pflegeproduktehersteller Sixtus komplett übernommen. Eingestiegen war er bereits 2015, hatte seinerzeit die Hälfte des Unternehmens übernommen.

Apothekenexklusiv war Sixtus noch nie, doch mit neuem Design und neuen Produkten wollte der Hersteller nach dem Eigentümerwechsel eigentlich im Fachhandel reüssieren: Eine Diabetikerlinie war prioritär auf Apotheken ausgerichtet, nach wie vor sind sechs Produkte erhältlich. Schützenhilfe für Sixtus Med gab es von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, die Sixtus 2019 mit 50.000 Euro unterstützte. Die Sportsalben wiederum sollten verstärkt in Sportgeschäften platziert werden. Die neu verpackten Fußbalsame wiederum wurden bei dm ins Sortiment aufgenommen.

Im vergangenen Jahr wurde die Strategie jedoch auf den Kopf gestellt und das Unternehmen auf ein Kernsortiment beschränkt. Vor einigen Wochen wurde eine neue Kooperation verkündet: Elf neu gestaltete Produkte sollten in Deutschland, Österreich und der Schweiz exklusiv bei Weltbild erhältlich sein; sogar ein B2B-Vertrieb war angedacht. Auch das Hygienespray sowie das Handgel wurden in diesem Zusammenhang genannt. Warum die beiden Produkte nun stattdessen bei Aldi zu finden sind, war zunächst nicht zu erfahren. Eine mögliche Erklärung: Gemeinsam mit dem Discounter startete Lahm vor einem Jahr eine große Kampagne, um seine zweite Firma Schneekoppe wieder auf Kurs zu bringen.

Mit dem Umzug von Hausham nach Bad Aibling wurden 2019 nicht nur Produktion und Außendienst eingestellt, sondern auch das Sortiment massiv eingedampft. „Die Zahlen sind seit vielen Jahren nicht gut, und damit das Unternehmen zukünftig wirtschaftlich arbeiten kann, müssen wir das Geschäftsmodell verändern“, wurde Lahm vom Münchner Merkur zitiert. Er habe „großes Verständnis für den Unmut der Mitarbeiter, aber ich stelle mich der Verantwortung.“

Die Ursprünge von Sixtus reichen bis ins Jahr 1931 zurück. Otto Richter, Drogist in Schliersee, stellte in seinem Laboratorium ein Hautöl her, das er nach der Kirche im Ort benannte. Im September 1939 übernahm der Drogist Fritz Becker das Geschäft; er hatte in München in der Forschungsabteilung von Dr. Willmar Schwabe gearbeitet und wollte sich selbstständig machen. Mit der Idee, einen Fußbalsam zu vertreiben, lag er genau richtig. Denn während der Kriegsjahre fand der Sixtuwohl-Fußbalsam bei den Soldaten reißenden Absatz. Selbst die wegbrechenden Umsätze mit Sixtolin konnte Becker ausgleichen: Er lieferte das Sonnenbrandöl für den Nordafrikafeldzug der deutschen Wehrmacht.

Nach Kriegsende hatte die Firma mehr als 100 Mitarbeiter – und Becker ein neues Vermarktungskonzept. 1949 wurde Sixtus Teamsponsor beim Sechstage-Radrennen in München, 1952 Ausrüster der Deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Helsinki. Fortan stattete das Unternehmen bei internationalen Wettkämpfen Spitzensportler aus. Dank der internationalen Beziehungen wurden die Produkte schnell in aller Welt verkauft.

Doch mit der Zeit kam das Sortiment in die Jahre; 2011 kam die Firma noch auf Umsätze von fünf Millionen Euro – 60 Prozent entfielen auf die Fußpflegeprodukte, der Rest verteilte sich zu gleichen Teilen auf Kosmetika und den Sportbereich. Die Firma geriet in wirtschaftliche Schieflage. Parallel zeichneten sich auch Probleme in der Unternehmensnachfolge ab. Anfang 2013 übernahm Franz Kroha gemeinsam mit dem damaligen Nemetschek-Chef Ernst Homolka das Traditionsunternehmen. Homolka war nach wenigen Monaten wieder weg, stattdessen holte Kroha 2015 Lahm an Bord.

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