Verwaiste Freiwahl, Flaute am HV

Rezessionsangst in der Apotheke

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Berlin -

Bislang zählten die Apotheken in der öffentlichen Wahrnehmung zu den Gewinnern der Corona-Krise. Doch auf den Boom folgte der Einbruch – noch heute fehlen viele Chroniker in der Offizin, weil sie sich im März mitunter für ein halbes Jahr eingedeckt haben. Die Rückkehr zur Normalität ist ungewiss – viele Apotheker sehen, dass sinkende Kauflaune und soziale Distanz zu Einbrüchen in ganzen Segmenten in Sicht- und Freiwahl führen könnten. Eine aktuelle aposcope-Studie zeigt: Die Krise könnte den gesamten Apotheken- und Pharmamarkt dramatisch verändern. Dazu sprechen wir ab 12.30 Uhr live mit Jörg Wieczorek, Vorsitzender des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH).

Die Corona-Krise macht auch vor den Apotheken nicht Halt. Weniger Kunden, dafür mehr Aufwand und höhere Kosten: Dies sind nur einige der negativen Auswirkungen der Pandemie, die das Geschäft von 60 bis 70 Prozent der Apotheken belasten – und die wohl auch in den kommenden Monaten dominieren werden: Die Hälfte der von aposcope befragten Apothekeninhaber rechnet damit, dass sich die Krise mindestens bis Mitte 2021 auf ihren Betrieb auswirken wird. Für jeden Fünften (21 Prozent) wird die Krise sogar bis 2022 spürbar sein.

Doch es sind nicht nur die akuten Nachwehen der Ausgangsbeschränkungen, die den Apothekern Probleme machen. Auch die sinkende Kaufkraft und den Wandel im Konsumverhalten sehen drei von vier Befragten mit großer Sorge.

Denn Fakt ist: Viele Kunden halten ihren Apothekenbesuch so kurz wie möglich; die Maximalzahl an Personen, gleichzeitig in der Offizin sein dürfen, macht einen Bummel durch die Freiwahl oft unmöglich. Auch andernorts will sich mit Mundschutz bei den Kunden einfach keine Einkaufslaune einstellen – anders als vielleicht in Elektromärkten dürfte sich aber der Effekt der Mehrwertsteuersenkung in der Apotheke kaum spürbar sein.

Entsprechend gehen 74 Prozent davon aus, dass sich die Folgen von Corona in den kommenden sechs Monaten negativ auf die Freiwahl auswirken. Doch auch den OTC-Bereich sehen zwei von drei Befragten kritisch: Hier befürchten sie drastische Rückgänge insbesondere bei den sonst so gefragten Erkältungsmitteln – schon im Frühjahr hatten Kontaktbeschränkungen und Hygienemaßnahmen zu geringeren Ansteckungszahlen geführt. Stattdessen wird sich die Nachfrage den Befragten zufolge deutlich verschieben.

Viele Apotheker halten es für unumgänglich, diesen Veränderungen durch entsprechende Anpassung ihres Bevorratungs- und Bestellverhaltens zu begegnen. Hatten während der Corona-Krise viele Inhaber ihr Warenlager noch ausgebaut, wollen viele von ihnen nun die Lagerbreite und vor allem die Lagertiefe reduzieren. Dazu gehört auch, Überbestände gezielt abzubauen – entweder durch Abverkaufsaktionen oder Retouren. Direktbestellungen und die Teilnahme an Bevorratungsaktionen werden entsprechend deutlich zurückgefahren.

„Das gesamte Ausmaß der Krise wird sich erst noch zeigen, ich erwarte jedoch einen drastischen Wandel im Apotheken- und Pharmamarkt, den auch große Unternehmen zu spüren bekommen werden“, so Thomas Bellartz, Geschäftsführer der EL PATO Medien und aposcope-Gründer. „Die Hersteller sind jetzt gefragt, diese Veränderungen anzunehmen und neue Strategien zu finden – auch in der Zusammenarbeit mit den Apotheken vor Ort.“

Zum Thema „OTC/Freiwahl: Droht die Rezession in den Apotheken?“ sprechen wir mit Jörg Wieczorek, Vorsitzender des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH). Live in wenigen Stunden ab 12.30 Uhr bei APOTHEKE ADHOC und danach im Stream.

Welche Segmente laut den Apothekeninhaber*innen künftig besonders gefragt sein werden, wie sich die Krise auf ihr eigenes Bestellverhalten ausgewirkt hat und welche Anforderungen sie dabei haben, zeigen die kompletten Ergebnisse der neuen aposcope-Studie „Bestellverhalten & Corona – Dramatische Verschiebungen im Apothekenmarkt“. Für die Studie wurden vom 19. bis 22. Juni insgesamt 102 verifizierte Apothekeninhaber*innen online befragt. Alle Informationen zur Studie gibt es hier.

 

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