Prof. Dr. Gunter Dueck

Apotheker, schaut was die Amis einwerfen! Alexander Müller, 27.02.2017 15:06 Uhr

Berlin - 

„Wild Duck“ – in seiner Zeit als Vorstand bei IBM Deutschland handelte sich Professor Dr. Gunter Dueck seinen Spitznamen ein. Es ist der amerikanische Ausdruck für Querdenker. Vor allem das Thema Zukunft treibt ihn um. Bei VISION.A, der Digitalkonferenz von APOTHEKE ADHOC mit Unterstützung der Apotheken Umschau, hält er eine Keynote mit dem Titel „Innovation & Digitalisierung – Das Neue und seine Feinde“. Für die Apotheken hat er vermutlich ein paar unangenehme Wahrheiten im Gepäck.

Dueck ist gelernter Mathematiker, Betriebswirt und war bei IBM maßgeblich am Aufbau des Data-Warehouse-Service-Geschäfts beteiligt. Der Allgemeinheit bekannter ist er aber wegen seiner philosophischen Schriften. Zwischen 2002 und 2004 publizierte er eine Trilogie satirisch-philosophischer Sachbücher. Unter dem Titel „Wild Duck“ veröffentlichte er zudem seine „empirische Philosophie der Mensch-Computer-Vernetzung“.

Sein Werk ist nichts für Menschen, die es lieber seicht mögen, aber auf jeden Fall unterhaltsam. Dueck beschäftigt sich viel mit Veränderungen. Und vor diesen werden sich auch die Apotheken aus seiner Sicht nicht verstecken können. Zwar seien die Apotheken im internationalen Vergleich hierzulande noch etwas „unter Naturschutz“, aber auch sie würden zwangsläufig immer mehr „Opfer der Globalisierung“.

Dueck zieht Parallelen zum Handel, der die Konkurrenz durch Versandriesen wie Amazon jahrelang unterschätzt habe. Wenn eine Branche jedes Jahr 1 Prozent ihres Marktes an andere Kanäle verliere, sei das auf Dauer nicht auszuhalten. Sein erster kleiner Tipp: „Wenn ich Apotheker wäre, würde ich in die USA reisen und schauen, was die Leute da so einwerfen. Ein Amerikaner gibt mehr als Doppelte für seine Gesundheit aus.“

Wenn eine Branche unter Druck gerät, reagieren die Teilnehmer Dueck zufolge häufig genau falsch: Sie sparen, meistens an den Gehältern des Fachpersonals. Das sei beispielsweise in der Bankenbranche zu beobachten gewesen. Unter dieser Entwicklung leide dann zwangsläufig die Qualität. „Die Anbieter müssten aber ihre Qualität steigern, um sich zu retten“, so Dueck.

Für Apotheken gilt das ebenso. Im stationären Handel schrecken die Kunden vor dem zurück, was Dueck einmal „Flachbildschirmrückseitenberater“ genannt hat. Ein Verkäufer, der den Kunden stockend an seinem eigenen Erkenntnisgewinn während der Recherche teilhaben lässt, sei nicht mehr gefragt. Denn die Selbstorientierung der Menschen nehme stetig zu.

Dueck weiß, dass die Apotheker heute viel Zeit mit Dingen vergeuden, die eigentlich nichts mit ihrer Arbeit zu tun haben: „Die Rabattverträge der Kassen bedeuten Arbeit, die der Apotheker sonst nicht hätte.“ Es spreche allerdings wenig dafür, dass die goldenen Zeiten zurück kämen. Bei VISION.A will Dueck deshalb darüber sprechen, wie sich die Apotheker mit ihrer Qualifikation auf die neuen Spielregeln der Welt einstellen können und wo die Zukunft des Berufsstandes liegen könnte.

Insgesamt rät der Philosoph, nicht alles schwarz zu malen und die digitale Welt im Ganzen anzusehen: „Wenn es selbst fahrende Autos gibt, kommen die alten Leute auch wieder leichter in die Apotheke“, so Dueck.



Dueck ist Keynote-Speaker bei VISION.A, der Digitalkonferenz von APOTHEKE ADHOC und Apotheken Umschau am 22. März in Berlin. Die Veranstaltung mit dem Who's Who der Apotheken- und Pharmabranche widmet sich dem digitalen Wandel in Pharma & Apotheke. Rund 450 Gäste werden im RADIALSYSTEM V erwartet. Weitere Informationen und Tickets: vision.apotheke-adhoc.de