Kommissionierautomaten

Pharmathek in Deutschland insolvent Alexander Müller, 11.04.2018 09:07 Uhr

Berlin - 

Die Firma Pharmathek aus Karlsruhe hat Insolvenz angemeldet. Laut der italienischen Muttergesellschaft soll die Marke im deutschsprachigen Raum aber erhalten bleiben. Auch die Apotheker mit einem Kommissionierer von Pharmathek seien nicht betroffen.

Pharmathek ist seit 2014 in Deutschland aktiv – bisher mit überschaubarem Erfolg. Nach Angaben von Geschäftsführer Juan Antonio Alonso Rivero gibt es 16 Anlagen im deutschsprachigen Raum, knapp die Hälfte davon hierzulande. Diese Anzahl habe „nicht zum Überleben gereicht“, so Rivero gegenüber APOTHEKE ADHOC.

Der Geschäftsführer der deutschen Pharmathek-Gesellschaft sieht das Problem in der Preisgestaltung: „Wenn man als Italiener fast der teuerste auf dem Markt ist, kann man nicht erwarten, dass die Apotheker einem das abkaufen.“ Doch aufgrund der hohen eigenen Einkaufspreise habe man die Kommissionierer nicht günstiger anbieten können, beklagt Rivero. „Die Automaten sind technisch super, aber unsere Marge stimmt nicht.“

Deshalb hat die Firma beim Amtsgericht Karlsruhe Antrag auf Insolvenz gestellt. Die Apotheker bräuchten sich aber keine Sorgen zu machen, so Rivero. „Der Service geht weiter“, versichert der Geschäftsführer. Wie lange noch, weiß er nicht.

Laut der italienischen Muttergesellschaft wird der Insolvenzantrag der deutschen Tochter „keinerlei spürbare Auswirkungen für deren Bestandskunden haben“. Und weiter: „Das Unternehmen ‚Pharmathek‘ wird weiterhin auf dem deutschen, dem österreichischen und dem schweizerischen Markt bestehen bleiben. Die Lieferung ist ebenso sichergestellt wie die Garantieansprüche der Endkunden“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Pharmathek-Anwälte. Konkretere Angaben könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Tobias Hirte aus Karlsruhe bestellt. Verfügungen der Firma über Gegenstände des schuldnerischen Vermögens sind laut Beschluss des Amtsgerichts nur noch mit seiner Zustimmung wirksam. Hirte ist nicht der allgemeine Vertreter der Schuldnerin. Er hat die Aufgabe, durch Überwachung der Schuldnerin deren Vermögen zu sichern und zu erhalten.

Der vorläufige Insolvenzverwalter wird zugleich beauftragt, als Sachverständiger zu prüfen, ob ein Eröffnungsgrund vorliegt und welche Aussichten für eine Fortführung bestehen. Die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis über die Bankkonten und Außenstände geht auf ihn über. Er wird ermächtigt, Bankguthaben und sonstige Forderungen einzuziehen sowie eingehende Gelder entgegen zu nehmen. Drittschuldnern wird verboten, an Pharmathek zu zahlen. Sie werden laut Beschluss aufgefordert, Leistungen unter Beachtung nur noch an den vorläufigen Insolvenzverwalter zu leisten.

Hinter Pharmathek steht Alexander von Liechtenstein, familiäre Verbindung besteht zur Gruppe Th. Kohl. Pharmathek kommt aus Italien und ist dort im Apothekenmarkt auch etabliert. Im Frühjahr 2014 wurde eine eigene Vertriebsgesellschaft in Deutschland aufgebaut, zunächst unter der Leitung von Roland Huber, ehemaliger Regionalvertriebsleiter des Softwarehauses Lauer-Fischer.

Huber schied Ende 2016 aus. Das DACH-Geschäft von Pharmathek wird seitdem von Rivero geleitet. Wichtigste Innovation war im Jahr 2015 die Einführung des Greifers „Euclid 3D“. Damit ist der Kommissionierer in der Lage, mehrere Packungen gleichzeitig auszulagern. Der Automat kann damit ein Rezept mit einer Fahrt abarbeiten und Rückwege vermeiden. Nur wegen der verfrühten Bewerbung des innenliegenden Transportbands hatte Pharmathek 2015 einen Patentstreit mit Branchenprimus Rowa.