OTC-Rabatte

Versender bauen sich OTC-Preisspirale

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Berlin -

Versandapotheken haben zwar auch ihre Stammkunden, doch Treue zählt nicht zu den hervorstechenden Merkmalen des Onlinekäufers. Weil die sonstigen Leistungen der Versender relativ generisch sind, findet der Wettbewerb nach wie vor vor allem über den Preis statt. Der Shopanbieter Mauve hat für seine Kunden jetzt ein Programm entwickelt, dass die Preise der Konkurrenz beim Vergleichsportal Medizinfuchs im Auge behält und entsprechend reagiert. Wenn das neue Tool scharf gestellt wird, dürfte es im Markt eine weitere Abwärtsspirale der OTC-Preise geben.

Vorbild des „PriceKeepers“ ist natürlich der Versandriese Amazon. Hier können Händler schon seit Längerem Preiskorridore festlegen und so eine automatische Anpassung ihrer Preise auslösen. Mit weiteren Filtern kann das eigene Angebot präziser gesteuert werden, etwa indem man einzelne konkurrierende Anbieter aus dem Vergleich ausschließt.

Microsoft-Gründer Bill Gates habe schon in den 1990er-Jahren vorhergesagt, dass irgendwann Roboter die Preise vergleichen würden, sagt Christian Mauve, Gründer und Chef des gleichnamigen Shopanbieters. Nach Amazon sei Medizinfuchs nun der nächste logische Schritt. Marktführer Mauve hat den Denkanstoß dazu gegeben und die Betreiber des Vergleichsportals von der Idee überzeugt. Eine entsprechende Schnittstelle wurde programmiert.

Versandapotheken mit Software von Mauve können künftig für jedes Präparat einen Preiskorridor festlegen, um ihr Angebot zu optimieren. Der Preis soll sich so immer möglichst nah unter dem der Konkurrenz bewegen. Das Ziel ist klar: Wer bei Medizinfuchs ganz oben steht, bekommt die meisten Bestellungen.

Der Effekt ist ebenso klar: Wenn mehrere Anbieter das Tool nutzen, sinkt der Preis. Und zwar so lange, bis einer aussteigt. Hat Versender A beispielsweise als Schmerzgrenze für eine Packung Paracetamol 55 Cent hinterlegt, Versender B dagegen 50 Cent, wird letzter mit einem Preis von 54 Cent über dem Angebot seine Konkurrenten bei Medizinfuchs gelistet.

Das Tool befindet sich derzeit noch in der Testphase, soll aber mit dem nächsten Update allen Versendern mit Mauve-Software zur Verfügung stehen. Und das sind nicht wenige. Der Shopanbieter hat nach eigenen Angaben mittlerweile einen Marktanteil von 43 Prozent. Dazu hätten die Übernahme der Apotheken-Shops von Permanent Anfang des Jahres sowie „ein gesundes organisches Wachstum“ beigetragen, heißt es aus Essen.

Zum Start wird es beim PriceKeeper nur die Funktion des Preiskorridors geben. Weitere Funktionen wie Ausschlüsse oder sonstige Filter sollen später folgen. Auch werde man „behutsam anfangen“ und die Preise anfangs nur ein- bis zweimal täglich aktualisieren, kündigte Mauve an. Ein „Highspeed-Trading“ mit quasi sekundengenauer Aktualisierung der Preise soll es nicht geben. Die Frequenz ließe sich aber natürlich erhöhen, insbesondere wenn der Wettbewerb mit einem entsprechenden Tool nachziehen würde.

Denn Mauve sieht im PriceKeeper mehr als eine automatisierte Rabattschlacht. Denn der eigene Preis werde auch nach oben angepasst, wenn der Wettbewerb zwischen den Versendern bei bestimmten Produkten oder zu bestimmten Zeiten abflaut. Und wenn nur ein Versender ein bestimmtes Produkt liefern kann, könne er dafür auch den Listenpreis verlangen. „Wichtig ist, dass wir unseren Kunden Vorteile verschaffen“, sagt Mauve.

Diesen Vorteil müssen die Versender bei Mauve einkaufen. Je nachdem, wie viele Produkte regelmäßig angepasst werden sollen, dürften sich die Kosten zwischen 100 und 200 Euro bewegen. Mauve zufolge geben viele Kunden des Shopanbieters heute mehr für die Preisoptimierung aus: „Teilweise beschäftigen unsere Kunden eigens Mitarbeiter, die bei Medizinfuchs die Preise vergleichen“, berichtet Mauve. Das könne ein Roboter auf jeden Fall schneller.

Im ersten Quartal konnte Mauve seinen Umsatz nach eigenen Angaben um 35 Prozent steigern. Mit der Permanent-Übernahme habe man die Position als führender Anbieter von Online Apotheken-Versandhandelslösungen ausgebaut. Zur Spezialisierung gehört die Suchfunktion „SpeedFinder“, die die Begrifflichkeiten und sprachlichen Besonderheiten der pharmazeutischen Industrie berücksichtigt und für die Arbeit mit apothekenspezifischen Suchkriterien (PZN, ABDA Artikelinformationen, Nachfolgeartikel) optimiert ist.

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