Ursapharm

Das Erfolgsgeheimnis der Pharma-Bären Patrick Hollstein, 07.07.2016 10:18 Uhr

Berlin - 

Ursapharm ist das, was man Vorzeigeunternehmen nennen kann: Dank intelligenter Entwicklungsarbeit hat es die einstige Vertriebsfirma zu einem der führenden Anbieter von Ophthalmika geschafft. Mit der Hylo-Serie hat der Mittelständler einen festen Stand zwischen Weltkonzernen und Generikaanbietern.

Im Januar 1974 gründen die Apotheker Albrecht Holzer, Dieter Trox, Werner Bernhard und Werner Buxmann die Firma Bernhard, Buxmann & Co. als Handelsunternehmen für ophthalmologische Zubereitungen. Produziert wird zunächst bei der heutigen Novartis-Tochter Laboratoires POS (Producta ophthalmica sterilisata) in Kaysersberg im Elsass.

Doch die Apotheker wollen bald selbst produzieren. Ab 1976 werden die ersten Augentropfen und Cremes direkt in Saarbrücken in Lizenz gefertigt, drei Jahre später kommen Granulate, Kapseln und Tabletten dazu. Anfang der 1980er Jahre kann das mittlerweile in Ursapharm umbenannte Unternehmen ein breites Sortiment liefern. Der neue Name geht auf einen der Firmengründer zurück: Holzer betreibt in Saarbrücken seit Anfang der 1960er Jahre die Bären-Apotheke.

Anfang der 1990er Jahre findet bei Ursapharm der erste Generationswechsel statt: Holzer scheidet aus der Geschäftsführung aus, für ihn übernimmt mit Rolf Schneider ein externer Manager. Trox übergibt 1993 an Frank Holzer und Detmar Buxmann und verkauft seine Geschäftsanteile, sodass ab diesem Zeitpunkt die Familien Holzer und Buxmann Eigentümer sind.

Zur selben Zeit kommt der Durchbruch für das Unternehmen. Gemeinsam mit den Zulieferern der Flaschen und Pumpen – Gaplast und Aero Pump – entwickelt Ursapharm das Comod-System (Continuous Mono Dose, kontinuierliche Einzeldosis). Die Technologie garantiert, dass der Inhalt bis zum letzten Tropfen steril bleibt – und zwar ohne Zusatz von Konservierungsmitteln.

Allerdings sollte es einige Jahre dauern, bis das patentierte Verfahren seinen Siegeszug antreten kann. Denn im Arzneibuch wird zu dieser Zeit noch explizit gefordert, dass Augentropfen konserviert sein müssen. Viel Überzeugungsarbeit ist nötig, bis der Passus geändert wird und entsprechend geeignete Behältnisse zugelassen werden.

1997 wird das 3K-System zum Druckausgleich entwickelt: Bei Betätigung der Pumpe und dem Ausbringen der Lösung passiert die Umgebungsluft eine spezielle Filtermatrix. Zwei Jahre später ist es so weit: Hylo Comod kommt auf den Markt. Dem bis heute wichtigsten Produkt des Unternehmens konnte selbst die Einführung eines Konkurrenzprodukts von Ratiopharm nicht schaden.

2007 scheiden Buxmann und Schneider aus der Geschäftsführung aus, das Unternehmen wird damit vorerst von Holzer alleine geführt. Holzer hatte sich in seiner Jugend als Profifußballer beim FC Saarbrücken und bei Eintracht Braunschweig einen Namen gemacht. Als er seine Karriere wegen einer Sportverletzung aufgeben musste, studierte er Pharmazie. Die Apotheke, die er von seinem Vater übernommen hatte, gab er 1994 zugunsten von Ursapharm auf.

2006 kommt sein Sohn Dominik in die Firma, 2013 übernimmt er in der Geschäftsführung den Bereich Produktion/Vertrieb. Sein Vater ist für Verwaltung/Finanzen zuständig. Mit Einkaufschefin Julia Mopin ist außerdem ein Mitglied der Buxmann-Familie im operativen Geschäft aktiv.

Heute arbeiten mehr als 500 Mitarbeiter für Ursapharm, davon 350 in den Bereichen rund um die Produktion. Hergestellt wird ausschließlich am Firmensitz in Saarbrücken, der seit einigen Jahren auch von der US-Arzneimittelbehörde FDA zertifiziert ist.

Mit 134 Millionen Euro Umsatz gehört Ursapharm zu den führenden Augenprodukte-Herstellern in Deutschland. Auch international ist das Unternehmen aktiv: Niederlassungen gibt es in Frankreich, Benelux, Tschechien, Polen, Russland, Indien und Portugal. Insgesamt werden die Produkte in circa 70 Ländern vertrieben.

Weitere Marken im Sortiment sind Bromelain-POS, Zinkorotat-POS, Vasopos, Retaron und Hysan. Aronia+ bringt Ursapharm 2010 gemeinsam mit der Karlsberg-Tochter Kiobis auf den Markt. 2014 beteiligt sich Ursapharm an dem Medizintechnik-Hersteller Precisis. Ziel ist es, ein neues Elektrodensystem zur Gehirnstimulation bei Epilepsie-Patienten zu entwickeln.

Ursapharm ist auch als Lohnhersteller aktiv, zu den Kunden gehören namhafte Firmen wie Merck, Ratiopharm, Sandoz oder Johnson & Johnson: Im Saarland läuft zum Beispiel Olynth vom Band.