Versandhandel

OTC-Preischaos bei Amazon Patrick Hollstein, 23.11.2017 12:55 Uhr

Berlin - 

Irgendetwas ist im Gange bei Amazon. Über Nacht hat der Internetgigant seine bisherigen Partnerapotheken für den Verkauf von apothekenpflichtigen Produkten gesperrt. Doch offenbar war der Konzern selbst nicht vorbereitet. Im Moment herrscht auf dem Portal das reine Chaos: Einige OTC-Medikamente können gar nicht bestellt werden, andere nur zu vollkommen überhöhten Preisen.

Wer bei Amazon derzeit nach Aspirin sucht, läuft ins Leere. „Es gibt derzeit keine Listungen für dieses Produkt“, heißt es bei den Suchergebnissen für die Packungen mit 40 und 80 Stück. Dasselbe passiert bei Gelomyrtol und Nurofen, um zwei Beispiele zu nennen. Bei anderen Produkten wird kommentarlos der leere Einkaufswagen angezeigt. Wieder andere Produkte sind offenbar noch lieferbar: Bei der Großpackungen Aspirin plus C konnte der Bestellvorgang noch abgeschlossen werden.

Allerdings herrscht bei den Preisen durchweg Chaos: Bei Thomapyrin intensiv kostet die Packung à 20 Stück derzeit 14,63 Euro – lieferbar ist sie nicht. Gelomyrtol ist ebenfalls defekt, wird aber mit einem Preis von 34,36 Euro für die 20er und 60,52 Euro für die 100er-Packung noch in der Suche angezeigt. Sinupret extract kostet 22,90 Euro, Juravendi kann noch liefern. Voltaren forte kann in der Packung à 300 g noch bei Aponeo bestellt werden, kostet aber stolze 38,93 Euro.

Grund für das Preis-Chaos ist das System, über das Händler bei Amazon ihre Produkte einspielen. Um als erster Anbieter in die sogenannte Buy-Box zu kommen, muss – neben anderen Kriterien – der Preis stimmen. Aus diesem Grund geben die Apotheken Preisspannen an. Da heute vielfach nur ein Anbieter übrig ist, werden die höchsten Preise ausgespielt.

Die ausgespielten Angebote ändern sich quasi sekündlich. Für das Nasenspray Ratiopharm wurden am Vormittag 11,13 Euro aufgerufen, später waren es 10,15 Euro, die die Beraterapotheke verlangte. Das günstigere Angebot von Juvalis über 6,21 Euro wurde unter dem teureren angezeigt. Mittlerweile ist nur noch dieser Eintrag übrig.

Inzwischen lässt sich das Produkt nicht mehr in den Warenkorb legen: „Tut uns Leid! Während wir Ihre Eingabe ausführen wollten, ist ein technischer Fehler aufgetreten. Wir arbeiten bereits daran und werden sobald wie möglich wieder für Sie da sein. Bitte schauen Sie später wieder vorbei. Für diese Unannehmlichkeit bitten wir Sie vielmals um Entschuldigung und danken für Ihr Verständnis. Ihr Team von Amazon.de“.

Amazon machte gegenüber den betroffenen Händlern technische Probleme geltend. Allerdings hatte der Konzern am Vorabend angekündigt, die Partner aus strategischen Erwägungen heraus zu sperren. Rund 50 Anbieter waren zuletzt in der Rubrik „Arzneimittel“ gelistet. Die Zahl der Angebote wurde im Laufe des Tages drastisch zusammengestrichen: Die Beraterapotheke war am Morgen noch mit 5500 Artikeln gelistet, aktuell sind es noch 300. Die Petersberg-Apotheke, Bodfeld-Apotheke sowie Aponeo und Apo-Rot hatten jeweils rund 800 Angebote, aktuell sind es je knapp 100.