Telemedizin

OnlineDoctor geht nach Österreich

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Berlin -

Der Telemedizin-Anbieter OnlineDoctor geht nach Österreich. Auf der Plattform können sich Patienten telemedizinisch von Dermatologen beraten lassen können – ganz einfach via Foto. Hierzulande machen mittlerweile bereits 500 Ärzte mit.

„Der Blickwinkel auf Telemedizin hat sich stark verändert. Wurden vor einigen Monaten häufig noch technische Herausforderungen und Datenschutz in den Mittelpunkt gestellt, liegt der Fokus heute auf Chancen für Patienten, Ärzte und das Gesundheitssystem“, sagt Dr. Philipp Freitag, Geschäftsführer von OnlineDoctor in Österreich. „Patientinnen und Ärzte stehen der Telemedizin durch Corona sehr viel aufgeschlossener gegenüber. Wir freuen uns, das erprobte Konzept nun in Österreich zur Verfügung stellen zu können.“

Bei OnlineDoctor ist der Patient nicht in direktem Kontakt mit dem Arzt, sondern sucht sich vorab einen Dermatologen aus, dem er Fotos seiner erkrankten Hautstellen schickt. Mithilfe eines eigens entwickelten Chatbots werden zunächst Informationen zum Hautproblem abgefragt. Nachdem der Nutzer drei Bilder hochgeladen und die Gebühr von 39 Euro bezahlt hat, wird die Anfrage abgeschickt. Innerhalb von 48 Stunden kommt eine erste Einschätzung samt Handlungsempfehlung.

„In Verbindung mit einer Beschreibung der Symptome haben Bilder in den allermeisten Fällen eine sehr hohe Aussagekraft. So wird PatientInnen in vielen Fällen ein zeitaufwändiger Besuch in einer Praxis oder Spitalambulanz erspart und das Gesundheitssystem entlastet“, erklärt Dr. Rainer Hügel, Medical Advisor von OnlineDoctor Österreich. In den Corona-Monaten habe sich gezeigt, dass telemedizinische Ordinationen mit modernen Kommunikationstechnologien nicht nur möglich, sondern auch vorteilhaft seien: „Es wurde deutlich, wie wichtig digitale Lösungen sind. Angefangen bei der kontaktlosen Krankschreibung, über das elektronische Rezept, bis hin zur Telekonsultation für eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung in der Breite.“

Laut Firmenangaben können 86 Prozent der Anfragen direkt online abgeschlossen werden, nur in 14 Prozent sei ein persönlicher Besuch in der Praxis noch notwendig. Im Ergebnis würden Arztpraxen entlastet, Kapazitäten für dringende Fälle geschaffen, aber auch Homeoffice und flexible Arbeitsmodelle für HautärztInnen ermöglicht – jenseits von gängigen Öffnungs- und Sprechzeiten. „Wir können fachärztliche Kompetenz vertrauensvoll, sicher, schnell und ortsunabhängig zur Verfügung stellen und damit Versorgungstrukturen bereichern und entlasten“, so Freitag. „Ich bin zuversichtlich, dass wir auf Basis unserer Plattform, unserer Erfahrung sowie unseres Teams bestens aufgestellt sind, um auch in Österreich Ärzte, Patienten und Partner von den Vorteilen der OnlineDoctor-Lösung überzeugen zu können.“

Zunächst müssen sich nun Ärzte einschreiben. Für sie ist das Angebot kostenlos, sie müssen lediglich IBAN, E-Mail-Adresse, ein Foto und die Arztnummer angeben. Mehr noch: Jeder Arzt erhält eine Vergütung für jeden bearbeiteten Fall. Auch in Österreich ist der Service für die Patienten vorerst eine Selbstzahlerleistung.

In der Schweiz ist OnlineDoctor seit Oktober 2017 am Markt, in Deutschland seit Anfang des Jahres. Dank der Kooperation mit dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) sind mittlerweile 500 Hautärzte an Bord; damit nutzen mehr als 20 Prozent der schweizerischen und knap 10 Prozent der deutschen Hautärzte den Service.

Gegründet wurde OnlineDoctor von Paul Scheidegger. Als Hautarzt am Kantonspital Baden bekam er jeden Tag Fotos von Kollegen, Assistenzärzten, Freunden und Bekannten. Doch die Anfragen via WhatsApp, SMS oder Mailwaren nicht nur chaotisch und unvollständig, sondern vor allem nicht datenschutzkonform, wie er sagt. „Ich dachte: Das müsste man professionalisieren.“ Es wurde deutlich, dass Patienten viel selbstverständlicher auf Technologien zurückgreifen als Ärzte und dass ein echter Bedarf besteht.“ Scheidegger holte die beiden Wirtschaftsspezialisten Tobias Wolf und Philipp S. F. Wustrow an Bord. Die Finanzinvestoren EquityPitcher und FortyOne sind zuletzt für 2,5 Millionen Franken eingestiegen.

 

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