Buchtipp

Klosterfrau: Schaebens Aufstieg und Fall APOTHEKE ADHOC, 15.08.2020 08:35 Uhr

Berlin - 

Im Drogeriemarkt gibt es die Marke Schaebens – die Eigentümerfamilie stand auch knapp 100 Jahre lang hinter dem OTC-Hersteller Klosterfrau. Über den Aufstieg und Fall berichtet der zweite Teil der Firmenchronik, der jetzt als Buch erschienen ist.

Gegründet wurde Klosterfrau 1826 von der Nonne Maria Clementine Martin; drei Jahre später nahm sie Peter Gustav Schaeben als Gehilfen auf. Der damals 14-Jährige war in bescheidenen Verhältnissen groß geworden und hatte nach dem Tod seiner Mutter und erneuter Heirat seines Vaters gerade sein Elternhaus verlassen. Martin schloss den jungen Mann in ihr Herz, ließ ihn bei sich wohnen und machte ihn schließlich zum Geschäftsführer. Kurz bevor sie 1843 starb, ernannte sie ihn zum Universalerben.

Schaebens baute das Unternehmen kontinuierlich aus, nach seinem Tod 1885 übernahmen zunächst seine Frau und schließlich seine Söhne die Geschäfte. Der erste Weltkrieg stoppte den Aufstieg des Unternehmens; Schaebens Enkel mussten die Firma durch Inflation und sinkende Nachfrage führen. Im Mai 1929 nahmen sie mit Wilhelm Doerenkamp einen Investor an Bord, um eine neue Werbekampagne für ihr Kölnisch Wasser zu lancieren. Die Offensive brachte nicht den erhofften Erfolg, zu groß war die Konkurrenz mittlerweile – sowohl beim Duftwasser als auch beim Melissengeist.

Als in Folge des Börsencrash auch noch Alkohol teurer wurde, geriet Klosterfrau endgültig in wirtschaftliche Schieflage und musste schließlich Konkurs anmelden. Im Rahmen des Zwangsvergleichs ging die gesamte Firma an Doerenkamp. Ironie der Geschichte: In ihrem Testament hatte die Firmengründerin ihrem Alleinerben den Rat mit auf den Weg gegeben, sich nicht „mit einem Compagnon in Theilung des Geschäftes“ einzulassen.

Das Buch „Das Erbe der ‚Klosterfrau‘ in Köln“ ist in der Reihe „Persönlichkeit im Zeitgeschehen“ des LIT-Verlags und mit zahlreichen Quellen und Abbildungen versehen. Mit Gabriele M. Berberich konnten Georg Schwedt und Helmut Heckelmann ein Mitglied der Schaeben-Familie als Co-Autorin gewinnen; andere Nachkommen unterstützten das Projekt ebenfalls. Für Heckelmann ist die Aufarbeitung der Firmengeschichte gewissermaßen eine Lebensaufgabe: 1975 verteidigte er als junger Anwalt die Familie, die von Klosterfrau auf Herausgabe einer alten Rezeptur verklagt worden war. Der erste Teil erschien vor einem Jahr unter dem Titel „Kölnisch Wasser und Melissengeist“ ebenfalls im LIT-Verlag.