Rundfax

Kaufangebot für Apotheken Patrick Hollstein, 27.02.2008 14:44 Uhr

Berlin - 

Bei Apothekern in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sorgt derzeit ein Rundfax eines Unternehmens namens Kosmas GmbH für Aufregung: In dem Schreiben, das auf den 20. Februar datiert ist und in den vergangenen Tagen zahlreiche Apotheken erreicht hat, sucht die junge Firma mit Sitz in Leipzig nach selbstständigen Apothekern, die neue Filialen gründen wollen. An dem Unternehmen, das in den ehemaligen Büroräumen der VfG Versandapotheke residiert, ist die Sparkasse Leipzig beteiligt.

Der Apothekenmarkt in Deutschland befinde sich im Umbruch, heißt es in dem Schreiben. „Wir bereiten uns bereits jetzt auf die neuen Entwicklungen vor und bieten Ihnen - in wenigen Sätzen geschildert - folgenden Vorschlag, der für Sie gleichzeitig Planungssicherheit bedeutet“, verspricht eine Kosmas-Mitarbeiterin.

Gesucht werden jeweils bis zu fünf Apothekerinnen und Apotheker in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, denen Kosmas für jede Filialgründung pro Monat 2000 Euro, also bis zu 6000 Euro, in Aussicht stellt. „Mit der Gründung, Einrichtung, Buchhaltung, dem Einkauf, Personal sowie Marketing haben Sie wenig bis nichts zu tun, da helfen wir Ihnen umfassend. Ihre Hauptapotheke ist davon in keinster Weise berührt“, so das Unternehmen.

Doch das Angebot von Kosmas reicht weiter: „Bei Wegfall des Mehrbesitzverbotes sichern wir Ihnen schon heute den Aufkauf Ihrer Hauptapotheke zu - zum mindestens 5-fachen des Netto-Gewinns.“ Sollte diese Aussage wörtlich zu verstehen sein, müsste also ein Apotheker hinter der Initiative stehen. Gleichzeitig werden bundesweit Filialleiter zu übertariflicher Bezahlung gesucht.

Detaillierte Angaben zum Geschäftsmodell möchte das Unternehmen im Fax nicht machen; stattdessen wird auf einen Telefonkontakt verwiesen. Doch auch telefonisch werden keine weiteren Auskünfte erteilt; interessierte Apotheker werden zum persönlichen Gespräch in die Büroräume nach Leipzig eingeladen.

Diese befinden sich in den Büroräumen, in denen bis zur Übernahme durch „Zur Rose“ auch die VfG Versandapotheke untergebracht war. Es gibt weitere Parallelen: Neben Geschäftsführer Kay Lange hält die S-Unternehmensbeteiligungsgesellschaft der Sparkasse Leipzig GmbH Anteile an der Firma. Die Sparkassen-Tochter vergibt Beteiligungskapital für kleine und mittelständische Unternehmen in der Region und war auch bei der VfG als stiller Partner beteiligt gewesen.

In wessen Auftrag Kosmas Apotheken akquiriert, ist APOTHEKE ADHOC derzeit nicht bekannt. Lange gab vor, nichts von dem Fax zu wissen: Das Schreiben sei von einer studentischen Mitarbeiterin - im Brief zeichnet die Person als Key Account Managerin - verschickt worden, die bei Kosmas an einer Diplomarbeit zu alternativen Modellen im Apothekenmarkt arbeite. Insbesondere von dem Vorverkaufsangebot distanzierte sich Lange; der Brief sei nicht autorisiert gewesen.

Kosmas ist eigenen Angaben zufolge ein Dienstleister für Apotheken, der sich auf die Standortsuche, Personalvermittlung und Marketingkonzepte spezialisiert hat. Offenbar entspringt das Unternehmen dem Umfeld von Professor Dr. Christian Schleuning, einem Lehrbeauftragten für Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig, der mit seinem Partner Jens Depenau vor vier Jahren VfG gegründet hatte. Depenau arbeitete eine Zeitlang als Leiter Marketing und Vertrieb für VfG/„Zur Rose“ in Halle.