InfectoPharm

Vom Kinderarzt zum Apotheker Carolin Bauer, 19.11.2013 15:02 Uhr

Berlin - 

InfectoPharm ist weniger in Apotheken als bei Kinderärzten bekannt. Das Familienunternehmen aus dem hessischen Heppenheim hat sich bislang hauptsächlich auf den pädiatrischen Bereich konzentriert und es nach eigenen Angaben zum Marktführer gebracht. Mit einer Apotheken-Offensive soll künftig das OTC-Geschäft angekurbelt werden. In diesem Jahr feiert InfectoPharm 25-jähriges Bestehen.

Gegründet wurde die Firma 1988 vom Ehepaar Monika und Dr. Manfred Zöller in Weinheim. Das erste Produkt war InfectoCillin, das kurze Zeit später auf den Markt kam. Der Chemiker wollte Arzneimittel kindgerecht und mit einem besseren Geschmack anbieten. Um Aufmerksamkeit in den Kinderarztpraxen zu erlangen, setzte er auf Fortbildungen statt eigenen Außendienst.

Ein Jahr nach der Gründung startete das erste „Consilium“. Die Idee sei gewesen, Fragen aus der Praxis produktneutral zu beantworten, sagt Phillip Zöller, der Sohn des Gründers. Der Versuch gelang, auch heute schickt der Hersteller keine Mitarbeiter in Praxen oder Apotheken.

In diesem Jahr gab es 25 Veranstaltungen, an denen im Schnitt 120 Ärzte teilnahmen. Außerdem können Mediziner auch abseits der Treffen ihre Fragen an etwa 350 Referenten des Herstellers per Fax, Telefon oder E-Mail stellen.

1996 kam es zu einer Neuausrichtung: InfectoPharm zog nicht nur aus Weinheim in ein neues Firmengebäude in das rund 15 Kilometer entfernte Heppenheim. Angesichts einer schwachen Erkältungssaison stagnierte das Geschäft mit den verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. „Das nahmen wir zum Anlass, uns auch in anderen Bereichen umzuschauen“, sagt Zöller.

Die Einführung des Läusemittels InfectoPedicul sollte der erste Schritt sein, neue Felder zu erschließen. Zwei Jahre später wurden mit dem Antibiotikum InfectoFos auch Kliniken gezielt angesprochen. Vor knapp zehn Jahren startete mit Helmex/Combantrin das Auslandsgeschäft nach Österreich.

2011 starb der Firmengründer überraschend. Sein Sohn arbeitete zu dieser Zeit als Pharmazeut an der Berliner Charité. 2012 kehrte er nach Hessen zurück; seit einigen Monaten sitzt er in der Geschäftsführung. Unterstützt wird er dort von seiner Mutter Monika Zöller (Personal), dem früheren Merck-Manager Dr. Markus Rudolph (Marketing & Vertrieb) und Dr. Norbert Stempel (Entwicklung & Produktion). Ab kommenden Jahr soll die Familie komplett in der Geschäftsführung vertreten sein: Anna Gilster, Tochter der Firmengründer, wechselt von einer Münchener Apotheke in den Familienbetrieb.

Heute erwirtschaftet das Unternehmen mit rund 150 Mitarbeitern ein Fünftel seines Umsatzes mit OTC-Produkten (Neuroderm, InfectoPedicul, LomaHerpan). 2012 lag der Erlös bei 70 Millionen Euro; in diesem Jahr sind 76 Millionen Euro angepeilt. Im kommenden Jahr sind gemeinsam mit dem Hessischen Apothekerverband (HAV) die ersten Fortbildungen für Apotheker geplant.