Pharmaindustrie

Inder steigen bei Axicorp ein Patrick Hollstein, 18.02.2008 19:28 Uhr

Berlin - 

Der indische Biotech-Konzern Biocon steigt bei dem hessischen Pharmahersteller Axicorp ein: Für 30 Millionen Euro übernimmt der Konzern eine 70-prozentige Mehrheit an dem Unternehmen mit Sitz in Friedrichsdorf bei Frankfurt. Gemeinsam wollen Axicorp und Biocon den deutschen und europäischen Markt in den kommenden Jahren mit Biosimilars und eigenen Entwicklungen erschließen.

Biocon zählt mit einem Umsatz von 200 Millionen Euro sowie rund 3000 Beschäftigten zu den führenden Biotech-Unternehmen weltweit. Der börsennotierte Konzern vertreibt seine Produkte in mehr als 50 Länder und will - je nach dem Erfolg seiner Europa-Premiere - in den kommenden Jahren zum Marktführer im Bereich der Insulinproduktion aufsteigen. Am Firmensitz in Bangalore wird an Generika, Biosimilars sowie selbst entwickelten Wirkstoffen gearbeitet.

In Frankfurt unterstrich Firmenchefin Kiran Mazumdar-Shaw, die in ihrer Heimat als „Biotech-Ikone“ verehrt wird, den strategischen Aspekt des Einstiegs: Man wolle seine Produkte nicht an Pharmakonzerne lizenzieren, sondern gemeinsam mit Axicorp selbst vertreiben, so Mazumdar-Shaw. „Unser Ziel ist es, Axicorp zu einem sehr robusten Unternehmen in Europa aufzubauen.“

Für Axicorp könnte dieses Bekenntnis der reichsten Frau Indiens einen Quantensprung bedeuten: Bislang vertreibt das gerade einmal fünf Jahre alte Unternehmen Reimporte sowie die Generikalinie Axcount; rund 170 Mitarbeiter erwirtschafteten zuletzt einen Umsatz von 75 Millionen Euro. „Dank des Zugangs zu Biosimilars und neuen Therapienformen wird Axicorp einen regelrechten Wachstumsschub erleben“, so Firmengründer Holger Gehlhar.

Laut Gehlhar arbeitet Axicorp derzeit mit mehr als 100 Partnern in ganz Europa zusammen. Diese Kontakte sollen nun genutzt werden, um das Geschäft auszubauen: Zunächst will Axicorp seine Generikasparte mit Wirkstoffen aus der Biocon-Produktion auffüllen; in wenigen Jahren soll auch das Biotech-Segment durch Axicorp vertrieben werden. „Der Zugang zu Biosimilars und innovativen Arzneiformen wäre uns ohne Biocon verwehrt geblieben“, ergänzte Axicorp-Geschäftsführer Dirk Ullrich. In fünf Jahren wolle man in allen Geschäftsfeldern zu den führenden Anbietern gehören.

In den vergangenen Jahren hatten auch andere indische Pharmahersteller deutsche Unternehmen zugekauft und ihre Stellung vor allem im Generikabereich ausgebaut: Ranbaxy kaufte Basics, Betapharm ging an Dr. Reddy's. Mit Biocon drängt nun indisches Biotech-Knowhow nach Europa. In zwei Jahren sollen die ersten Zulassungsverfahren abgeschlossen sein.