Hedgefonds macht Druck

GSK sucht neuen OTC-Chairman dpa/APOTHEKE ADHOC, 02.07.2021 14:50 Uhr

Unter Druck: GSK will nach Attacken des Hedgefonds Elliott noch in diesem Jahr einen neuen Chairman für sein OTC-Geschäft präsentieren. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Erst Celesio, dann Stada, jetzt GlaxoSmithKline (GSK): Der aktivistische Investor Paul Singer hat mit seinem Hedgefonds Elliott ein neues Opfer ausgemacht. Nach seinem Einstieg beim britischen Pharmakonzern erhöht er den Druck auf den Konzern. In einem am Donnerstag veröffentlichten Brief wurde öffentlich Kritik an der Unternehmensführung der vergangenen Jahre erhoben. Als Konsequenz wurden unter anderem personelle Maßnahmen im Management verlangt – die das Management nun auch in Aussicht stellt.

Die offene Auseinandersetzung mit dem Management war am Markt bereits befürchtet worden, nachdem Elliott im Frühjahr bei GSK eingestiegen sein soll. Wie der Hedgefonds in dem Brief nun angab, hält er einen „substanziellen Anteil“ am Konzern. Singer gilt als gefürchteter Investor, sein Hedgefonds ist unter anderem bekannt dafür, sich bei Unternehmen einzukaufen, die er für unterbewertet hält und dann lautstark auf Veränderungen zu pochen. Hierzulande hatte sich Singer etwa vor einigen Jahren bei der
Übernahme des Generikakonzerns Stada durch Finanzinvestoren eingemischt.

GSK steckt seit einigen Jahren im Umbau und steht nunmehr vor dem entscheidenden Schritt: Der Konzern will Mitte 2022 seine OTC-Sparte abspalten und über ein direktes Listing an die Londoner Börse bringen. Der Schritt ist die entscheidende Etappe beim tief greifenden Umbau, den die seit 2017 amtierende Chefin nach ihrem Antritt angestoßen hatte. Da der Konzern im Vergleich zur Konkurrenz immer mehr zurückfiel, wurde bereits das Produktportfolio neu ausgerichtet. Auch nicht zum Kerngeschäft gehörende Marken wie etwa Abtei und das Vitaminpräparat Cetebe wurden verkauft. Der gesamte Umbau soll der „neuen GSK“ mittelfristig mehr Umsatztempo und eine höhere Profitabilität bescheren.

Elliott spricht in dem Brief nun zwar von deutlichem Kurspotenzial vor der geplanten Aufspaltung sowie danach, fordert aber auch, einen Verkauf des Consumer-Health-Geschäfts nicht auszuschließen. Sollten sich hier entsprechende Optionen in den kommenden Monaten bieten, müsse das Management diese „vorurteilsfrei“ prüfen, so der Investor.

Im selben Atemzug wird das Management kritisiert, von einer „schwachen operativen Führung und Wertschaffung“ in der vergangenen Dekade ist die Rede. Das Management selbst habe dabei unter anderem durch eine unklare Finanzmarktkommunikation und eine wenig gradlinige Portfoliostrategie die Unterbewertung der Aktie verschuldet. An der Börse werde den Entscheidungen des Konzerns nicht mehr vertraut.

Elliott forderte zunächst personelle Konsequenzen im Management – die Führungen beider geplanten Unternehmen müssten wieder über mehr biopharmazeutische und wissenschaftliche Expertise verfügen. Diese Forderung dürfte insbesondere in Richtung von Konzernchefin Emma Walmsley gehen, die über keinen fachspezifischen Abschluss, sondern einen Master-Abschluss in klassischen und modernen Sprachen der Universität Oxford verfügt. Schon seit Wochen wird der Managerin nachgesagt, im Fadenkreuz des Investors zu stehen.

In einer ersten Reaktion hatte GSK sich zunächst knapp verteidigt und erklärt, dass man davon ausgehe, dass die Aktionäre die Strategie des Unternehmens vollumfänglich stützten. Am Freitag teilte der Konzern schließlich mit, dass man an Walmsley festhalte, aber bereits nach einem neuen Chairman für die OTC-Sparte suche. Dieser solle noch in diesem Jahr präsentiert werden. Derzeit ist Brian McNamara als CEO für den Geschäftsbereich verantwortlich.

Auch die auf dem jüngsten Investorentag veröffentlichten Margenziele gehen Elliott offenbar nicht weit genug. Der Hedgefonds verlangte, auch hier noch eine Schippe draufzulegen. Zudem müssten Bonuszahlungen des Managements künftig an höhere Ziele gekoppelt sein und mehr Geld müsse in in die Forschung fließen. Stattdessen seien der Vergangenheit zu viele Mittel in eine aufgeblähte Bürokratie gelenkt worden. Zudem habe GSK regelmäßig Dividenden in einer Höhe ausgeschüttet, die sich der Konzern eigentlich nicht habe leisten können.

Kritik kommt vom Investor zudem an den Plänen des Unternehmens, das Impfgeschäft und die übrigen pharmazeutischen Produkte stärker zu integrieren, da es aus Sicht von Elliott „keine klaren Synergien“ gibt. Stattdessen pocht der Hedgefonds auch für das Impfgeschäft auf mehr Autonomie.

An der Börse sorgte der sich zuspitzende Streit mit GSK nur kurz für etwas Rückenwind. Die Aktien stiegen zuletzt noch um rund 0,6 Prozent. Die Papiere haben sich zwar seit dem Zwischentief Ende Februar um rund ein Fünftel erholt, seit dem Mehrjahreshoch Anfang 2020 steht aber immer noch ein Minus von fast einem Viertel zu Buche. Auf Sicht von fünf Jahren beträgt der Kursverlust mehr als 10 Prozent.