Medizinkonzern

Fresenius steuert auf 14. Rekordjahr zu dpa/ APOTHEKE ADHOC, 23.02.2018 11:05 Uhr

Bei Fresenius läuft es weiter rund. Der Konzern erwartet das 14. Rekordjahr in Folge. Trotzdem muss sich die Konzernführung wohl unangenehme Fragen zur Akorn-Übernahme gefallen lassen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

2017 sollte für den Medizinkonzern Fresenius das 14. Rekordjahr in Folge werden. Und Unternehmenschef Stephan Sturm hat gute Chancen, dieses Ziel auch zu erreichen: Die US-Dialyse-Tochter FMC ist weiter im Aufwind, die übernommene spanische Klinikkette Quironsalud beflügelt das Krankenhausgeschäft, und auch bei der Flüssigmedizin-Tochter Kabi laufen die Geschäfte trotz des anziehenden Preisdrucks in den USA ordentlich. Wäre da nicht die in die Kritik geratene Übernahme des US-Generikaherstellers Akorn, könnte sich der Fresenius-Lenker wohl bequem zurücklehnen. Doch bei der Präsentation der Jahresbilanz am kommenden Dienstag dürfte er zum wiederholten Mal Fragen nach dem Deal beantworten müssen.

Sturm hatte bereits nach dem ersten Quartal seine Prognosen für das Gesamtjahr erhöht. Erst kurz zuvor hatte Fresenius den milliardenschweren Akorn-Zukauf eingefädelt und die – inzwischen vollzogene – Übernahme des Geschäfts mit Biosimilars von Merck angekündigt. Für das Gesamtjahr ist nun währungsbereinigt ein Anstieg beim Konzernergebnis um 19 bis 21 Prozent angepeilt. Ausgeklammert sind aus diesen Zielen Aufwendungen in voraussichtlicher Höhe von insgesamt 110 Millionen Euro im Zusammenhang mit den Übernahmen und für die Weiterentwicklung des Biosimilar-Geschäfts. Seinen Umsatz will der Konzern unter Herausrechnung von Wechselkurseffekten um 15 bis 17 Prozent steigern.

Laut dem vom Unternehmen bereitgestellten Marktkonsens rechneten Analysten zuletzt mit einem Anstieg bei den Erlösen von knapp 29,5 Milliarden Euro im Vorjahr auf knapp 33,92 Milliarden Euro für 2017. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wird im Schnitt bei knapp 4,86 Milliarden Euro erwartet – nach 4,3 Milliarden Euro vor einem Jahr. Das Konzernergebnis wird bei 1,83 Milliarden Euro gesehen – im Vergleich zu den 1,56 Milliarden Euro aus dem Jahr 2016. Ein Vergleich mit den Konzernzielen ist allerdings schwierig, da die Analystenschätzungen auf nicht währungsbereinigten Zahlen basieren.

Für die Dialyse-Tochter FMC zeichnet sich ein weiteres erfolgreiches Jahr ab. Nach mehrjähriger Flaute hatten die Amerikaner 2016 die Wende geschafft. Wachstumstreiber dürfte auch 2017 das Versorgungsmanagement gewesen sein, das in den USA konsequent aufgebaut wird und eine ganzheitliche Behandlung des Patienten rund um die Dialyse sichern soll. FMC hat in diesem Bereich nur wenig Konkurrenz. Commerzbank-Experte Metzger rechnet damit, dass die Sparte allein im Schlussquartal um rund ein Viertel gewachsen ist.

Analysten erwarten für das Gesamtjahr im Mittel einen Umsatzanstieg von knapp 16,6 auf etwa 17,81 Milliarden Euro, und einen Überschuss von 1,44 Milliarden Euro nach 1,14 Milliarden Euro im Jahr davor. Positiv wirkte sich bereits zu Jahresbeginn eine Nachzahlung aus einem Vergütungsstreit in den USA aus. Zudem ist FMC Profiteur der US-Steuerreform. Das Unternehmen hat bereits angekündigt, dass diese für 2017 einen einmaligen Buchgewinn von rund 200 Millionen Euro bringen wird.

Die Aufregung um die auf Flüssigmedizin spezialisierte Tochter Kabi ist inzwischen abgeflaut. Alles sei in Ordnung, resümierte zuletzt Citigroup-Analyst Patrick Wood. Sorgen des Marktes, wonach der Preisdruck im Generika-Markt in den USA auch Kabi ergreifen könnte, war Sturm bereits im vergangenen November entgegengetreten. Die Aktie war damals auf das Niveau von Juni 2016 eingebrochen – davon hat sie sich bislang allerdings nur mäßig erholt. Sturms Argument: Kabi bewege sich mit Krankenhäusern als Partner in einem anderen Bereich des US-Gesundheitssystems.

Seit Monaten bemüht sich der Fresenius-Chef, die geplante Übernahme von Akorn, einem Hersteller von Generika wie Nasensprays, Cremes, Salben und intravenös zu verabreichenden Arzneien, als Erfolg darzustellen. Kritiker befürchten hingegen, dass sich der sonst bei Übernahmegeschäften so gewiefte frühere Investmentbanker diesmal verhoben haben könnte. Denn bereits im zweiten und dritten Quartal lief es bei Akorn wegen Lieferengpässen und unerwartet früher Konkurrenz für das wichtigste Mittel Ephedrin nicht so rund wie erhofft. Für das letzte Jahresviertel erwarten einige Analysten zumindest wieder Besserung bei Akorn.

Sturm ist trotz aller Kritik an Akorn bislang von seinen Übernahmeplänen kein Grad abgerückt. Nur das Zeitfenster wackelte, denn die kartellrechtliche Prüfung in den USA zog sich hin. Zuletzt hofften die Bad Homburger auf einen Abschluss der Übernahme Anfang 2018. Pünktlich zur Fresenius-Bilanz dürfte Sturm nun auch die Akorn-Zahlen aus dem vierten Quartal schwarz auf weiß vor sich liegen haben – und die Ziele für das Jahr 2018 kommentieren. Ob sich die ursprünglich gemachten Prognosen für Akorns Umsatz und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) halten lassen, bleibt dabei die spannende Frage.