Freiwahl

Schneekoppe entkommt Insolvenz Carolin Bauer, 04.08.2015 11:30 Uhr

Berlin - 

Der Naturkosthersteller Schneekoppe hat sich aus der Zahlungsunfähigkeit befreit. Das niedersächsische Unternehmen, das in Apotheken das Diätprodukt Vitasan anbietet, hatte vor knapp einem Jahr ein Schutzschirmverfahren beantragt. Der Sanierungsplan wurde von den Gläubigern angenommen. Für die Apotheken wurde außerdem ein neuer Vertriebspartner gefunden.

Das Amtsgericht Tostedt hat das Insolvenzverfahren aufgehoben. Schneekoppe hatte das Verfahren in Eigenverwaltung durchgeführt. Die Gläubiger hätten auf einen Großteil ihrer Ansprüche in Höhe von knapp 12 Millionen Euro verzichtet, sagte Sachwalter Dr. Malte Köster von der Kanzlei Willmer & Partner. Schneekoppe verfüge über eine echte Zukunftsperspektive.

Das 1927 gegründete Unternehmen will die Dachmarke künftig stärker in den Fokus stellen: „Schneekoppe ist bekannt, das gilt es jetzt zu vitalisieren“, sagt Geschäftsführer Markus Klein. In Apotheken solle die Vielfalt des Abnehmmittels Vitasan hervorgehoben werden. Das Produkt wird ab September von der Bornheimer Vertriebsfirma Roha angeboten. Außerdem wird es über den Internetshop von Schneekoppe verkauft. Im Mass Market bietet der Hersteller Müsli, Riegel, Brote oder Aufstriche an.

Vor knapp einem Jahr hatte die Firma Insolvenzantrag gestellt. Klein, seit 2012 bei Schneekoppe, führte das Unternehmen mit Sachwalter Köster weiter. Rechtsanwalt Andreas Liebaug von der Kanzlei BBL Bernsau Brockdorff & Partner wurde als Sanierungsgeschäftsführer benannt.

Das Unternehmen hatte unter anderem Verbindlichkeiten bei der Sparkasse Krefeld sowie bei Inhabern der Mittelstandsanleihe. Schneekoppe war unter anderem in finanzielle Schwierigkeiten geraten, da die Zinsen in Höhe von rund 717.000 Euro der 2010 ausgegebenen Anleihe nicht mehr bezahlt werden konnten. Auch die Umsätze gingen zurück: Die Erlöse haben sich seit 2008 von 32 auf 15 Millionen Euro mehr als halbiert.

Schneekoppe mit Sitz in Buchholz in der Nordheide beschäftigt heute 13 Mitarbeiter. Das von von Fritz Klein in Schlesien gegründete und nach dem Krieg wieder aufgebaute Unternehmen, hatte zahlreiche Inhaberwechsel durchgemacht: Nach Müller's Mühle, Eckes, Laurens-Spethmann und Christoph Pauly kaufte 2007 der Unternehmer Gerald Wagener die Firma.

Wagener setzte mehrere Geschäftsführer vor die Tür und holte den ehemaligen Reemtsma-Vorstand Dieter Weng sowie den Zuckerhersteller Pfeiffer & Langen (Diamant Zucker) als Partner an Bord, der seine Anteile später an den Finanzinvestor Change Capital verkaufte. Der Investor hat das Unternehmen verlassen und Wagener die Mehrheit der Anteile abgetreten.