Festbeträge ausgesetzt

Fiebersäfte: Preiserhöhung um bis zu 76 Prozent

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Berlin -

Ab Februar sind für drei Monate die Festbeträge für viele Kinderarzneimittel ausgesetzt. Hebt die Industrie jetzt flächendeckend die Preise an? Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC wagen nur einige wenige Anbieter die ersten Anpassungen. Vor allem Fiebersäfte werden teurer.

Mehrere Anbieter nutzen die Gelegenheit und bieten ihre Fiebersäfte in Zukunft zu höheren Preisen an. Aber auch Paracetamol-Zäpfchen und einige Antibiotika-Zubereitungen sind betroffen.

Fiebersäfte

Stada erhöht den Preis der 4-prozentigen Ibuprofen-Suspension von 4,70 Euro auf 5,28 Euro und zieht damit mit Hersteller Ratiopharm gleich, der den Preis schon im vergangenen Oktober angepasst hatte. Der – nun ausgesetzte – Festbetrag liegt bei 5,09 Euro, diesem Preisniveau entsprechen nun nur noch Aliud und AbZ.

Zentiva ist etwas mutiger: Ibuflam 20 mg/ml kostet in der Apotheke ab Februar 5,97 Euro statt 3,39 Euro, das entspricht einer Preissteigerung von mehr als 76 Prozent. Auch beim 4-prozentigen Saft gibt es einen Preissprung von mehr als 50 Prozent, von 4,53 Euro auf 6,97 Euro. Schon 2020 war der Preis für Ibuflam 40mg/ml um circa 50 Prozent erhöht worden, von 2,93 Euro am Jahresanfang auf 4,37 Euro am Jahresende.

Reckitt Benckiser (RB) erhöht den Apothekenverkaufspreis (AVP) für die Palette der Nurofen-Säfte zum 1. Februar um etwa 25 Prozent.

Zäpfchen

Stada zieht auch die AVP für Paracetamol-Zäpfchen an, bislang war der Hersteller der mit Abstand günstigste Anbieter auf dem Markt. Die Kosten erhöhen sich je nach Stärke um 45 bis 55 Prozent. Für zehn Stück der Zäpfchen à 125 mg zahlen Krankenkassen und Kund:innen in Zukunft 2,18 Euro statt 1,40 Euro, der Festbetrag liegt eigentlich bei 1,21 Euro. Der Preis für eine Packung für Zäpfchen der Stärke à 250 mg lag bislang bei 1,70 Euro und damit schon über dem Festbetrag 1,46 Euro. Ab Februar sind es 2,57 Euro. Zehn Zäpfchen mit jeweils 500 mg Paracetamol kosten dann 3,47 Euro statt 2,38 Euro (Festbetrag 1,76 Euro).

Antibiotika

Zwei Hersteller nehmen auch Antibiotika ins Visier: Ratiopharm erhöht den Preis für den Azithromycin-Saft (PZN 00463740) von 13,59 Euro auf 14,73 Euro, der Festbetrag liegt eigentlich bei 13,61 Euro. Bei Aspen ändert sich der AVP für die Cotrimoxazol-Suspensionen (Trimethoprim/Sulfamethoxazol) in beiden Wirkstärken, obwohl dieser bereits zuvor über Festbetrag gelegen hatte. Die Erhöhungen betragen jeweils etwa 10 Prozent (PZN 18398598 und 18398606).

Hersteller müssen die Preise immer mit einiger Vorlaufzeit einreichen, damit die Änderungen fristgerecht eingepflegt werden können, die Aktualisierung erfolgt alle zwei Wochen. Die Kassen beobachten mit Argusaugen, wie die Industrie mit der befristeten Freigabe umgeht. Bleiben die Preise auf dem derzeitigen Niveau, wird den Unternehmen wohl hinterher vorgehalten: So schlimm war es ja gar nicht. Heben sie aber die Preise an, ohne dass sich die Versorgung schlagartig verbessert, wird mit dem Finger auf sie gezeigt werden: Die gierigen Großkonzerne bereichern sich auf Kosten der Solidargemeinschaft und tun nichts für die Versorgung.

Daher ist es gut möglich, dass einige Anbieter zunächst abwarten und erst bei der nächsten Preisänderung nachziehen. Bis Ende April sind die Festbeträge für sieben Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen ausgesetzt, darunter unter anderem Fiebersäfte und -zäpfchen mit Paracetamol und Ibuprofen sowie Antibiotika-Suspensionen. Andere Segmente, die ebenfalls von massiven Engpässen betroffen sind, werden dagegen schlichtweg ausgeblendet, darunter Krebs- und Blutdruckmedikamente, aber auch Inhalativa für Kinder. Bis zum Ende der Frist will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ein umfangreiches Gesetz gegen Lieferengpässe vorlegen.

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