Digitalisierung

E-Rezept: Pharmatechnik mit Gerda zum TK-Projekt

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Berlin -

Das Starnberger Softwarehaus Pharmatechnik war bisher bei E-Rezept-Pilotprojekten der Apothekerschaft in Baden-Württemberg und Berlin technisch mit im Boot. „Gerda“ liegt auf Eis und um das Berliner Modellprojekt ist es ruhig geworden. Jetzt schließt sich Pharmatechnik dem E-Rezeptprojekt der Techniker Krankenkasse (TK) an und will dorthin den „Gerda“-Server exportieren. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Starnberger Softwarehaus eine vollständige E-Rezept-Lösung für Ixos vorgestellt. „Jetzt wird diese auf das E-Rezept Projekt der TK ausgeweitet“, teilte Pharmatechnik mit.

Von der Übermittlung einer elektronischen Verordnung mit der App „Meine Apotheke“ über die automatisierte und sichere Verarbeitung in Ixos bis hin zur elektronischen Abrechnung werde damit der vollständige Prozess digital abgebildet. Für Apotheken sei besonders erfreulich: Die Bearbeitung des E-Rezepts unterscheide sich nicht von den bekannten Abläufen. Die Lösung sei vollständig in der Kasse und dem Rezeptmanagement integriert. Es entfalle das Einscannen, Bedrucken, Aufbewahren und Weiterleiten des Papierrezepts.

Pharmatechnik habe von Anfang an die gemeinsame Lösung Gerda der Apothekerschaft unterstützt und sei in den beiden Projekten in Baden-Württemberg sowie in Berlin mit zahlreichen Kunden dabei. So hätten bereits wertvolle Erfahrungen gesammelt werden können. „Wir freuen uns, mit dem E-Rezept-Projekt der TK nun bundesweit unseren Kunden eine weitere Möglichkeit zu geben, Verordnungen elektronisch zu empfangen. Dies ist ein wichtiger Beitrag, um unnötige Kontakte zu vermeiden und die aktuelle Corona-Situation nachhaltig zu begleiten. Der Ansatz reduziert Risiken und Aufwand sowohl bei den Patienten als auch bei dem Apothekenpersonal“, so Dr. Detlef Graessner, Geschäftsführender Gesellschafter und Gründer von Pharmatechnik.

„Bei der technischen Umsetzung werden wir uns dafür einsetzen, dass in weiteren Ausbaustufen der E-Rezept-Server-Lösung aus dem Gerda-Ansatz eingesetzt wird und ein möglichst einfacher Übergang in die Ziellösung der Telematikinfastruktur möglich ist. Zunächst ist er aber wichtig, mithilfe der vorhandenen Lösung der TK so schnell wie möglich vielen Patienten und Apotheken den Zugang zum E-Rezept zu ermöglichen“, ergänzt Lars Polap, Geschäftsführer von Pharmatechnik.

Neben den aktuellen E-Rezept-Projekten investiere Pharmatechnik auch in den Ausbau der Telematikinfrastruktur (TI). Diese sei die verbindliche Grundlage sowohl für das künftige E-Rezept als auch für weitere wertvolle Mehrwertdienste wie die elektronische Patientenakte (ePA) und digitale Kommunikationsdienste zwischen Arzt und Apotheke (KIM).

Kürzlich war bekannt geworden, dass das Pilotprojekt Gerda in Schwierigkeiten steckt. Kein Arzt kann derzeit über seine Praxissoftware eine Gerda-Verordnung ausstellen. Denn die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KV) hat sich von ihrem bisherigen technischen Dienstleister Teleclinic getrennt. Teleclinic war die Brücke zwischen den Praxissystemen der Ärzte und dem E-Rezept-Server Gerda. Die KV hatte dem Münchner Unternehmen 2018 den Zuschlag für die technische Umsetzung des Telemedizinprojekts Docdirekt erteilt, Teleclinic hat die E-Rezepte von den Plugins der Praxissoftware auf den Gerda-Server transportiert. Doch nach zwei Jahren endete der Vertrag im April – die KV schrieb das Projekt europaweit neu aus. Teleclinic bewarb sich aber gar nicht mehr – nach Angaben von Geschäftsführerin Katharina Jünger konnte man sich nicht auf einen gemeinsamen Fahrplan für die Zukunft einigen. „Es gab bei Teleclinic und der KV unterschiedliche Vorstellungen über die Weiterentwicklung der Plattform.“ Was nun aus Gerda wird, steht deshalb vorerst in den Sternen.

Dagegen baut die TK ist in Hamburg in einem kleinen Rahmen gestartete E-Rezept-Projekt immer weiter aus. Inzwischen könne alle gut zehn Millionen Versicherten über eine Telesprechstunde auch ein Rezept erhalten. Das soll zunehmend digital ausgestellt werden.

Erst gestern wurde außerdem mitgeteilt, dass gemeinsam mit der auf Praxissoftware spezialisierten IT-Firma Medatixx die Zur-Rose-Tochterfirma eHealth-Tec eine wichtige Position im Ärztemarkt besetzen will. Von einer „strategischen Partnerschaft für die bundesweite Umsetzung des E-Rezepts“ war die Rede. Knapp 40.000 Ärzte sollen von beiden Firmen mit dem E-Rezept versorgt werden. Aktiv ist eHealth-Tec auch im E-Rezept-Projekt der TK.

eHealth-Tec hat die technische Infrastruktur für das von der TK geführte E-Rezept-Modellprojekt von Hamburg aus programmiert. So können sich seit Mitte Juni 2020 mehr als zehn Millionen TK-Versicherten per Telefon und Video vom heimischen Sofa aus ärztlich behandeln lassen. Und es werden auch E-Rezepte ausgestellt. Bei Arzneimittelverordnungen können die TK-Versicherten zwischen einem klassischen Papierrezept und einem elektronischen Rezept wählen. Hierzu erhalten sie einen QR-Code auf ihr Smartphone, den sie direkt an eine der teilnehmenden Apotheken weiterleiten können.

Aufgrund der kürzlich von der TK mit Noventi und Narz/AVN eingegangenen Kooperationen sind grundsätzlich alle Apotheken, die die Systeme beider Anbieter nutzen, in der Lage, die TK-E-Rezepte zu verarbeiten. Nach Angaben der TK bedarf es dazu aber zusätzlich eines gesonderten Vertrages zwischen der Apotheke und der TK. Mit Pharmatechnik ist jetzt ein weiteres großes Softwarehaus an Bord.

 

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