OTC-Hersteller

Mucos will mehr Apotheke Patrick Hollstein, 19.11.2014 09:01 Uhr

Berlin - 

Beim Wobenzym-Hersteller Mucos gibt es personelle Veränderungen: Geschäftsführerin Dr. Karin Rüttgers ist weg, genauso wie Vertriebsleiter Lars Jentsch. Während der Chefsessel noch vakant ist, hat Arno Willmeroth bereits Anfang Oktober die Leitung des Außendienstes übernommen. Er will mit Wobenzym wieder mehr Präsenz in den Apotheken. Willmeroth kommt von Krewel-Meuselbach, wo er fast 30 Jahre tätig war.

Rüttgers hatte seit 2011 die Geschäfte geleitet; zuvor war sie unter anderem für Stallergenes, Lichtwer, Merz und Novartis tätig gewesen. Jentsch war seit September 2012 bei Mucos für den Vertrieb zuständig, davor hatte er drei Jahre lang für Orthomol den Vertrieb in Süddeutschland betreut. Von 2005 bis 2009 war er Gebietsleiter bei der Sanacorp.

Willmeroth hatte 1988 bei Krewel angefangen, seit 1990 war er im Außendienst tätig. 1998 wurde er Regionalleiter, 2003 übernahm er die Verantwortung für den Vertrieb in Deutschland. Warum er nach so langer Zeit das Handtuch geworfen hat, ist nicht bekannt. Eine mögliche Erklärung: Seit dem Ausscheiden von Firmenchef Dr. Detlef Schierstedt vor anderthalb Jahren steckt das Familienunternehmen in einer strategischen Neuausrichtung – was sich zuletzt in zweistelligen Wachstumsraten niedergeschlagen hat.

Auch Mucos steckt mitten in einem Veränderungsprozess. 1949 gegründet, war das Unternehmen 2005 in einen Investorenstreit geraten und 2007 durch den kanadischen Hersteller Atrium Innovations übernommen worden. Danach wurde das Hauptprodukt Wobenzym überarbeitet und seitdem massiv beworben. Allerdings ist das hochpreisige Enzympräparat vor allem im Versandhandel erfolgreich, wo schätzungsweise 20 bis 30 Prozent des Geschäfts gemacht werden.

Willmeroth will nun auch in den Apotheken die Nachfrage ankurbeln. Dazu soll das Team von derzeit 18 Außendienstlern um mindestens ein halbes Dutzend Köpfe aufgebaut werden. Willmeroth will auch ein Konzept auflegen, das die Apotheke wieder in den Mittelpunkt stellt: „Das wird ein komplettes Paket an qualitativen Maßnahmen, das bis hin zu Schulungen in den Apotheken reicht.“ Auch bei der Ansprache von Läufern wollen Willmeroth und das Team um Marketingchef Moritz Monschau künftig die Apotheken ins Boot nehmen, beispielsweise entlang von Marathonstrecken.

Parallel denkt man bei Mucos über eine Erweiterung der Produktpalette nach. 80 Prozent des Umsatzes in Deutschland von zuletzt knapp 20 Millionen Euro entfallen auf Wobenzym, kleinere Produkte sind Wobemucos und Phlogenzym. Außerdem macht Mucos rund 30 Millionen Euro in Osteuropa und einen kleineren Millionenbetrag in den USA.

Insgesamt arbeiten bei Mucos in der Zentrale in Oberhaching bei München rund 20 Mann im kaufmännischen Bereich, der Zulassung sowie in Marketing und Vertrieb. Produziert wird am Standort in Berlin. Einen neuen Geschäftsführer gibt es noch nicht, einstweilen hat Europachef Johannes Schraa die Verantwortung übernommen.

Bei Atrium denkt man dem Vernehmen nach darüber nach, zumindest Teile der Europazentrale von den Niederlanden nach Deutschland zu verlegen. Im Februar war der kanadische Hersteller vom Finanzinvestor Permira von der Börse genommen worden.

Willmeroths Aufgaben bei Krewel-Meuselbach wurden übrigens intern verteilt. Die Gesamtverantwortung für den Bereich Marketing/Vertrieb hat Manfred Bonin, der seit 1992 im Unternehmen ist. Nicole Thiers, ehemals Orthomol, leitet seit kurzem den Außendienst, Carmen Hach Amar, früher bei GlaxoSmithKline und Johnson & Johnson, hat die Verantwortung für den Innendienst. Das internationale Geschäft verantwortet Jan Reinfrank.

Das Familienunternehmen aus dem nordrhein-westfälischen Eitorf kommt ebenfalls auf Erlöse von knapp 20 Millionen Euro; etwas mehr als die Hälfte entfällt auf den OTC-Bereich.