Medizinprodukte statt Arzneimittel

Doppelherz/SOS: Gaviscon-Kopien im Drogeriemarkt Patrick Hollstein, 21.10.2021 09:27 Uhr

Berlin - 

Queisser und Districon fahren zweigleisig: Einerseits wollen die Hersteller ihre Marken Doppelherz und SOS in der Apotheke etablieren, andererseits kopieren sie Präparate aus der Sichtwahl und bringt sie in den Mass Market. Aktuelles Beispiel sind zwei freiverkäufliche Konkurrenzprodukte zum Klassiker Gaviscon.

„Doppelherz Sodbrennen akut + protect“ und „SOS Sodbrennen-Blocker Dual Kautabletten“ enthalten Natriumalginat beziehungsweise Braunalgenextrakt sowie Natrium- und Calciumcarbonat. Anders als Gaviscon Dual werden beide Produkt aber nicht als apothekenpflichtige Arzneimittel, sondern als Medizinprodukte vertrieben. Dosierangaben gibt es dementsprechend nicht; lediglich aus der Menge an Natrium und Calcium lässt sich schließen, dass im Original deutlich höhere Mengen enthalten sind.

Mit Preisen von knapp 3 beziehungsweise 4 Euro für 20 Kautabletten sind beide Produkte deutlich günstiger als das Original von Reckitt Benckiser, wo die Packung à 16 Stück mit einem Listenpreis von knapp 7 Euro ausgewiesen ist.

Mit dem „Doppelherz Magen-Gel gegen Sodbrennen + bei Reflux“ beziehungsweise „SOS Sodbrennen-Blocker Forte Sticks“ haben beide Hersteller bereits Konkurrenzprodukte zu Gaviscon Dual Suspension im Sortiment. Auch hier liegen der Preis deutlich niedriger als beim Original. Queisser bezieht sein Produkt übrigens beim italienischen Hersteller Biofarma.

Vorarbeit geleistet hatten übrigens andere Hersteller: Bayer hatte 2012 „Rennie fresh“ eingeführt, das wie das Schwesterprodukt „Rennie“ Calcium- und Magnesiumcarbonat enthält, aber nicht als apothekenpflichtiges Arzneimittel, sondern als Medizinprodukt vertrieben wird. Das Erkältungsspray Algovir (Hermes) wiederum enthält mit Carragelose ebenfalls einen Stoff aus Rotalgen – und ist ebenfalls aufgrund seiner physikalischen Wirkungsweise als Medizinprodukt zugelassen.