Arzneimittelschmuggel

DocMorris: Lunapharm im Webshop APOTHEKE ADHOC, 12.08.2018 13:26 Uhr

Berlin - 

Am 12. Juli berichtete das ARD-Magazin „Kontraste“ erstmals über eine Bande, die teure Medikamente aus Griechenland und Italien nach Deutschland geschmuggelt haben soll. Die hochpreisigen Arzneimittel sollen während des Transports nicht sachgerecht gelagert worden sein. Im Visier der Ermittler steht der brandenburger Pharmahändler Lunapharm, der die Schmuggelware vertrieben haben soll. Inzwischen wurde Lunapharm die Betriebserlaubnis entzogen, diverse Chargen der betroffenen Arzneimittel mussten zurückgerufen werden. Im Webshop von DocMorris ist Ware des Pharmahändlers noch gelistet.

Herceptin (Trastuzumab, Roche), Avastin (Bevacizumab, Roche) Lucentis (Ranibizumab, Novartis) und Mabthera (Rituximab, Roche) zählen zu den betroffenen Arzneimitteln, die mit Diebstahl und Schmuggel in Verbindung gebracht werden. Im Webshop von DocMorris werden die Präparate jedoch noch angeboten, darüber berichten die Potsdamer Neuesten Nachrichten. Der Online-Händler teilte dem Blatt auf Anfrage mit, „dass die Apotheke DocMorris keine Produkte des Unternehmens Lunapharm auf Lager hat und diese auch seit mehreren Jahren nicht an Patienten abgegeben wurden“.

DocMorris wird wie folgt zitiert: „Die Behörden haben nicht das Medikament an sich zurückgerufen. Daher finden Sie das Arzneimittel auch noch in unserem Webshop.“ Eine Bestellung sei jedoch nicht möglich, denn DocMorris müsse die Arzneimittel „über den deutschen Pharmagroßhandel beziehen, der aber natürlich über den Rückruf informiert worden ist“.

Zudem gebe interne Sicherheitssysteme, die einen Wareneingang der betroffenen Arzneimittel nicht zulassen würden. Das Versandapotheken mit der Überarbeitung des Webshops nicht immer tagesaktuell sind, zeigte sich auch im Fall Valsartan. Auch nach dem Rückruf waren Präparate gelistet, die aufgrund einer Verunreinigung des Wirkstoffs mit dem als potentiell krebserregend eingestuften NDMA zurückgerufen wurden.

Im Schmuggel-Skandal gerät Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) immer stärker unter Druck. Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) schließt eine Kabinettsumbildung nicht aus. Golze denkt jedoch nicht an einen Rücktritt und teilte in einer Videobotschaft mit, ein Rücktritt sei Flucht vor der Verantwortung und dazu sei sie nicht bereit. Sie habe versprochen, den Fall aufzuklären, und das werden sie auch tun. „Ich möchte eine ordentliche, eine tiefgründige und eine vorbehaltlose Aufklärung.“ Golze will zudem sicherstellen, dass sich ein „solcher Vorfall in Brandenburg nie wiederholen kann.“ Doch dafür brauche sie Zeit und Unterstützung, dabei setzt Golze auf die Task-Force.

Mitglied der Task Force ist unter anderem Professor Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK). Neben ihm wurden weitere externe Experten gewonnen. Leiter ist Dr. Ulrich Hagemann, Abteilungsleiter a.D. des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Die Task Force will herausfinden, ob und in welchem Umfang es Defizite bei der Aufsichts- und Kontrollausübung durch das MASGF und das LAVG gab. Sie soll Empfehlungen erarbeiten, damit ein umfassender Schutz von Patienten gewährleistet und Ärzten sowie Apothekern höchstmögliche Sicherheit gegeben werden kann. Das beinhaltet Vorschläge zum Reformbedarf bei den bestehenden EU- und bundesrechtlichen Regelungen.

Doch viel Zeit bleibt Golze nicht mehr, denn Woidke fordert eine Aufklärung bis Ende August und CDU und Grüne haben am Freitag die ohnehin erwartete Sondersitzung des Gesundheitsausschusses des Landtags beantragt. Diese soll bereits in der kommenden Woche stattfinden und Klarheit darüber schaffen, aus welchen Gründen die Behörden versagt haben, wo die Fehler lagen und wie wirksam die betroffenen Arzneimittel waren. CDU-Generalsekretär Steeven Bretz erklärte am Freitag gegenüber den Lausitzer Nachrichten: „Ministerin Golze hat nach eigener Angabe sämtliche Unterlagen zu Lunapharm persönlich untersucht und muss daher Erkenntnisse haben, wie das Versagen ihres Ministeriums zustande gekommen ist.“