Drogerieketten

dm-Apothekenkosmetik: Alles muss raus

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Berlin -

Leere Regale bei dm: Die Drogeriekette listet seit einigen Wochen bekannte Kosmetikmarken aus der Apotheke aus. Mittlerweile sind die Produkte aus den ersten Filialen verschwunden, andere Geschäfte verramschen ihre Restbestände.

dm hatte Ende Februar auf Nachfrage bestätigt, dass das komplette Sortiment der Apothekenkosmetik aufgegeben wird. Als Grund wurden unzuverlässige Lieferungen genannt: „Hintergrund für diese Entscheidung ist, dass wir die Warenpräsenz nicht in allen dm-Märkten gewährleisten und unserem Anspruch an eine attraktive Warenpräsentation nicht gerecht werden können“, sagte Geschäftsführer Christoph Werner, der den Bereich Marketing und Beschaffung verantwortet.

Marken wie Vichy, Eucerin und Bepanthol sollten aber nicht sofort aus den Regalen verschwinden: Bislang im Sortiment erhältliche Produkte stünden noch bis zum Abverkauf der Restbestände zur Verfügung, so Werner damals.

Mittlerweile wurde offenbar die größten Bestände abgebaut. In vielen Filialen gab es in den vergangenen Wochen Lücken in den Regalen, aus anderen sind die Produkte bereits komplett verschwunden. Wo noch einzelne Packungen vorrätig sind, gibt es hohe Rabatte.

Die Entscheidung kam überraschend. Denn das Angebot in den Märkten war oft breit gefächert. dm hat sogar mit speziellen Kampagnen auf das Sortiment hingewiesen: „Exklusive Apothekenartikel jetzt in ihrem dm-Drogeriemarkt“, hieß es etwa auf Plakaten in den Filialen. Vor einem Jahr hatte die Kette bereits die Bestellterminals der Versandapotheke Zur Rose abgebaut.

Die Hersteller hatten immer wieder beteuert, dass sie die Ware nicht direkt an Drogerien verkaufen. Auffälligen Bestellungen wird vielerorts nachgegangen. Beiersdorf kontrolliert zwar mit Depotverträgen, wer Eucerin erhält. Dennoch landete die Ware außerhalb der Apotheke. Laut Vertriebschef Frank-Simon Basel wird man in Hamburg hellhörig, wenn vor allem verkaufsstarke und sehr spezielle Produkte gleichermaßen bestellt werden.

Immer wieder wurden auch Apotheken erwischt, die die Kosmetik unerlaubt weitergeben. L'Oréal soll bereits mehrere Versandapotheken nicht mehr beliefert haben, weil diese die Ware eben nicht nur an Endkunden verkauft haben sollen. Der französische Kosmetikkonzern ist bereits gerichtlich gegen einen Graumarkthändler aus dem Saarland vorgegangen, der Apotheken angesprochen hatte.

Auch dem Großhandel wird immer vorgeworfen, die Ware in den Mass Market zu leiten. Dr. Peter Theiss, Firmenchef von Dr. Theiss Naturwaren, hatte in einem Schreiben an seine Kunden bezüglich des Angebots seiner Olivenöl-Kosmetik im Mass Market betont, die Belieferung verschiedenster Drogeriemärkte könne man sich nur durch eine Apotheke oder den pharmazeutischen Großhandel erklären.

Auch Avène-Geschäftsbereichsleiter Sebastian Werner kann sich vorstellen, dass die Ware von Großhändlern an den Einzelhandel verkauft wird. Die Dermokosmetik von Pierre Fabre wird derzeit von der Parfümeriekette Douglas angeboten. Insgesamt werden rund 60 verschiedene Artikel gelistet.

Damit endet nach fast zehn Jahren eine Ära, in der nicht nur dm, sondern auch Drogerien wie Schlecker, Rossmann und Müller sich mit Produkten aus der Apotheke positionieren wollten. Schlecker hatte 2008 mit Vitalsana eine eigene Versandapotheke gegründet und unter der Marke auch freiverkäufliche Arzneimittel und Gesundheitsprodukte angeboten. Rossmann kooperierte lange mit einer Versandapotheke, in den Filialen gab es außerdem ein Regal mit Apothekenmarken. Die Nummer 2 will den Bereich ausbauen.

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