Rezeptabrechnung

Die Rechenzentren der Apotheker Alexander Müller, 29.07.2010 14:27 Uhr

Berlin - 

Von Rezepten allein können sich Apotheken nichts kaufen. Deshalb

benötigen sie jemanden, der mit den Krankenkassen abrechnet. Der Markt

wird beherrscht von den apothekereigenen Rechenzentren: der

Verrechnungsstelle der Süddeutschen Apotheken (VSA), dem Norddeutschen

Apothekenrechenzentrum (NARZ), dem ARZ Haan, dem ARZ Darmstadt und der

Rezeptabrechnungsstelle Berliner Apotheker (RBA).

Etwa vier von fünf Apotheken lassen ihre Rezepte bei einem dieser Anbieter abrechnen, die das Bundesgebiet mehr oder weniger unter sich aufgeteilt haben. Die VSA hat mit der zur Gruppe gehörenden ALG knapp 7000 Kunden in Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Teilen Sachsen-Anhalts, das NARZ hat zusammen mit der 1986 übernommenen AVN knapp 4500 Kunden in Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, teilweise auch in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Berlin.

Marktführer in NRW und Brandenburg ist aber das ARZ Haan mit insgesamt rund 2600 Kunden. Beim ARZ Darmstadt rechnen knapp 3000 Apotheken aus Hessen, Rheinland-Pfalz dem Saarland und Thüringen ab. RBA schließlich hat rund 500 Berliner Apotheken unter Vertrag.

An den Grenzen der Bundesländer verwischen die Einzugsgebiete und in NRW steht NARZ/AVN in Konkurrenz zum ARZ Haan. Doch im Großen und Ganzen wildern die apothekereigenen Rechenzentren nicht in den Stammgebieten der Konkurrenten. Das hat aus Sicht der Abrechner einen ganz pragmatischen Grund: die Konzentration der Logistik. Über die Konditionenpolitik reguliert sich der Markt von selbst.

Die Verbindung zu den Apothekern und ihren Verbänden gestaltet sich bei den Rechenzentren unterschiedlich. Während das RBA vollständig dem Berliner Apothekerverein gehört, sind bei der VSA die Apothekerverbände außen vor:

Einziger Gesellschafter der VSA GmbH ist der Förderungsverein der Süddeutschen Apotheken (FSA). Als FSA-Mitglieder sind die Apotheker zugleich stille Gesellschafter und können über eine Kapitalbeteiligung von bis zu 300 Euro im kleinen Rahmen auch vom wirtschaftlichen Erfolg des Rechenzentrums profitieren.

Das NARZ ist ein eingetragener Verein. Die Kunden sind automatisch Mitglied und damit formal Miteigentümer des Rechenzentrums. Die Apothekerverbände im Stammgebiet entsenden Vertreter in den Verwaltungsrat des Vereins und bestimmen über die Höhe der Beiträge, also die Abrechnungsgebühr. Das ARZ Darmstadt gehört den Vermögensverwaltungsgesellschaften der Landesapothekerverbände von Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und dem Saarland.

Beim ARZ Haan waren ursprünglich auch die Landesapothekerkammern Nordrhein und Westfalen-Lippe beteiligt. Doch die dazugehörigen Landesapothekerverbände mussten die Anteile übernehmen, weil sich die Kammern als Berufsorganisationen nicht am Rechenzentrum beteiligen durften. An der Aktiengesellschaft hält die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) rund ein Drittel der Anteile.

Bis auf Berlin bieten alle standeseigenen Rechenzentren ein eigenes Warenwirtschaftssystem an: Die VSA hat - nach der Fusion der EDV-Sparte mit Pro Medisoft zu Awinta - die Systeme Prokas, Stahl/Infopharm, CSE/Pharmasoft, Wabe und Jump.

Dem ARZ Haan gehört Lauer Fischer, dem ARZ Darmstadt Cida und das NARZ hat sich mit der mehrheitlichen Übernahme des Herstellers Prisma das System Aposoft einverleibt. Die Apotheken sind aber bei keinem Rechenzentrum verpflichtet, das hauseigene Warenwirtschaftssystem zu verwenden.