Pharmakonzerne

Die Pläne der GSK-Chefin dpa/APOTHEKE ADHOC, 23.07.2021 11:54 Uhr

Am Scheideweg: Konzernchefin Emma Walmsley will die Transformation von GlaxoSmithKline vorantreiben. Foto: GSK
Berlin - 

Der britische Pharmahersteller GlaxoSmithKline (GSK) steht am Scheideweg. Nach Jahren vergleichsweise mauen Wachstums, in denen der Konzern immer weiter hinter die Konkurrenz zurückfiel, will Firmenchefin Emma Walmsley jetzt auf die Tube drücken. Mit der Abspaltung des OTC-Geschäfts im kommenden Jahr will die Konzernlenkerin die „neue GSK“ schlagkräftiger machen. Störfeuer kommt jedoch vom aktivistischen Investor Paul Singer. 

Nur kurze Zeit nach ihrem Antritt in 2017 hatte Firmenchefin Walmsley GSK angesichts mauer Profitabilität den seit Jahren nötigen Fitnesskurs verordnet. Ein Sparprogramm gepaart mit Verkäufen nicht zum Kerngeschäft zählender Marken wie Abtei und Cetebe folgte. Zudem stellte die Managerin schon früh die Trennung vom Geschäft mit verschreibungsfreien Medikamenten in Aussicht. Nur die Frage nach dem „Wie trennen?“ beantwortete die Konzernlenkerin erst vor wenigen Wochen auf einem bereits mit Spannung erwarteten Investorenevent genau. Dabei wurde Ende Juni auch klar, wie GSK nach der Aufspaltung künftig mehr verdienen und deutlich profitabler werden will.

Hierzu müssen die Investoren allerdings zunächst Einbußen bei der Dividende hinnehmen, bevor diese künftig wieder steigen soll – nach Jahren der Erhöhungen ist dies für die Aktionäre ein scharfer Einschnitt. Zudem will Walmsley das Geschäft mit verschreibungsfreien Medikamenten, das bereits 2019 mit der OTC-Sparte des US-Konzerns Pfizer verschmolzen wurde, Mitte 2022 über ein einfaches Listing an die Londoner Börse bringen. Dabei will sich GSK mindestens von 80 Prozent seines Anteils an dem Joint Venture trennen. Der Fokus des verbleibenden Konzerns, der „neuen GSK“, soll dann auf Impfstoffen und Spezialtherapeutika in den Bereichen HIV, Infektionskrankheiten, Onkologie sowie Immun- und Atemwegserkrankungen liegen.

Während sich Investoren derzeit über den in einigen Jahren anstehenden Patentablauf des HIV-Mittels Dolutegravir sorgen und zudem die Verkäufe der wichtigen Gürtelrose-Impfung Shingrix wegen der Corona-Pandemie zurückgehen, setzt Walmsley auf knapp ein Dutzend neue Medikamente, deren Entwicklung bereits weit fortgeschritten ist – wie etwa die Krebstherapien Blenrep und Zeluja. Zusammengenommen sollen sie GSK künftig einen Jahreserlös von mehr als 20 Milliarden Pfund bringen.



Diese stünden damit für rund zwei Drittel der für 2031 angepeilten Konzernumsätze in Höhe von mehr als 33 Milliarden Pfund – ein Ziel, das in den Augen vieler Experten derzeit aber höchst ambitioniert erscheint. Dabei soll die bereinigte operative Marge von rund 25 Prozent im vergangenen Jahr bis 2026 auf mehr als 30 Prozent steigen. Doch dem aktivistischen Investor Paul Singer gehen die Margenziele nicht weit genug. Der für seine meist unverhohlene Kritik gefürchtete Investor war über seinen Hedgefonds Elliott im Frühjahr bei den Briten eingestiegen und hält nach eigenen Angaben einen „substanziellen Anteil“ am Unternehmen.

In einem kurz nach Walmsleys Strategiepräsentation veröffentlichten Brief forderte Elliott höhere Ziele und unter anderem die Neubesetzung des Managements mit mehr pharmazeutischer Expertise – womit er vor allem auf die Konzernchefin zielte, die
einen sprachwissenschaftlichen Universitätsabschluss innehat und vor ihrem Start bei GSK viele Jahre im Management des Kosmetikkonzerns L'Oreal tätig war. Zudem verlangt Singer, den Börsengang noch einmal zu überdenken und eventuelle Kaufangebote für die verschreibungsfreien Medikamente zumindest sorgfältig zu prüfen.

GSK konterte zwar prompt und stellte sich dabei auch hinter Walmsley – doch die Auseinandersetzung mit Singer könnte damit womöglich noch nicht ihr Ende gefunden haben.