Preiskampf bei Antihistaminika

Desloratadin ADGC kommt

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Berlin -

Die ersten Packungen Antihistaminika sind bereits über den HV-Tisch gegangen. Seit einiger Zeit mischen auch zwei weitere Vertreter der H1-Antihistaminika im OTC-Geschäft mit. Desloratadin und Levocetirizin sind neben Cetirizin und Loratadin ebenfalls rezeptfrei erhältlich. Beim Wirkstoff Desloratadin steigt nun Zentiva mit ein – ab sofort gibt es Desloratadin ADGC.

Loratadin, Desloratadin, Cetirizin, Levocetirizin – alle vier Wirkstoff gehören zur Gruppe der Antihistaminika. Die H1-Rezeptoragonisten werden bei allergischer Rhinitis und Urtikaria eingesetzt und wirken alle über eine selektive Hemmung von peripheren Histamin-H1-Rezeptoren. Desloratadin und Levocetirizin sollen jedoch weniger Nebenwirkungen verursachen – viele Patienten bevorzugen die neuen Wirkstoffe, da sie weniger müde machen. Seit rund einem Jahr ist nämlich auch Desloratadin rezeptfrei erhältlich.

Und auch preislich tut sich was in der Sichtwahl. Passend zur Allergiesaison kommt ein weiterer Hersteller dazu – Zentiva bietet den Kunden preiswertes Desloratadin in drei Packungsgrößen an. Der Preiskampf zwischen Stada, Aristo, Glenmark & Co. könnte also in die nächste Runde gehen. Zum OTC-Switch startete Hexal mit einem Preis von 23,24 Euro für 50 Tabletten Loranopro. 50 Tabletten von 1A-Pharma gab es für 20,24 Euro. Zentiva prescht mit 10,85 Euro zum Verkaufstart vor.

Mit der Zeit kamen weitere Anbieter hinzu. Mitte Mai folgte Glenmark. Der Preis hier für 50 Tabletten: 19,88 Euro. Ratiopharm folgte und gab einen Verkaufspreis von 20,09 Euro für 50 Tabletten an. Grob verglichen verlangt Zentiva somit nur die Hälfte des Preises. Auch bei den Wirkstoffen Cetirizin und Loratadin ist Zentiva in den allermeisten Fällen die preisgünstigste Variante. Zum Vergleich: 50 Tabletten Loratadin ADGC kosten 5,59 Euro – 50 Tabletten Loratadin Ratiopharm 17,98 Euro.

Im vergangenen Februar hieß es bei KSK noch, man wolle abwarten, wie sich der Markt entwickelt. Schon bei Levocetirizin hatte man keinen Mehrwert gesehen, auch Desloratadin hat laut damaligem Firmenchef Peter Krcmar keine guten Chancen: „Wo soll der Therapievorteil liegen?“ Er verwieß auf die gute Entwicklung von Lora-ADGC – und sieht in dem Angebot von 1A Pharma auch keinen Kampfpreis. Damals hatte man Desloratadin nicht in der Pipeline. Nun, wo der Generikakonzern Zentiva KSK Pharma übernommen hat, hat man sich doch für die Aufnahme von Desloratadin ins Portfolio entschieden.

Desloratadin wurde 2018 rund 332.000 mal zu Lasten der GKV verordnet. Laut Kostenaufstellung des Bundesrats sollen die Kassen durch den OTC-Switch um etwa sechs Millionen Euro entlastet werden. Für die Apotheken bedeutet der OTC-Switch mitunter eher Verlust, denn die für verschreibungspflichtige Arzneimittel gilt die Arzneimittelpreisverordnung: Apothekeneinkaufspreis plus 3 Prozent plus 8,35 Euro plus 0,21 Euro plus 19 Prozent Mehrwertsteuer. Damals prognostizierte der Bundestag einen mittleren Abgabepreis des OTC-Desloratadin von 6,20 Euro für 20 Tabletten. Zentiva verlangt nun für 20 Tabletten des Antihistaminikums 5,16 Euro.

Desloratadin besitzt eine drei- bis vierfach höhere Affinität zum H1-Rezeptor als Loratadin. Daher kann Loratadin formal als Prodrug des Desloratadins bezeichnet werden. Desloratadin besitzt eine längere Plasmahalbwertszeit. Der therapeutische Vorteil von Desloratadin scheint begrenzt – Loratadin wird in der Leber nahezu vollständig zu Desloratadin umgewandelt. Allerdings kann die Dosierung von 10 auf 5 mg pro Tablette reduziert werden; eingesetzt werden kann der Wirkstoff dann ab 12 Jahren.

 

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