Arzneimittelproduktion in der Corona-Krise

Dermapharm: Standortvorteil Deutschland

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Berlin -

Wie bei anderen Herstellern hat die Corona-Krise auch bei Dermapharm zu einer stark gestiegenen Nachfrage geführt. Die Produktion läuft auf Hochtouren; dass die Gruppe seit jeher überwiegend in Deutschland produziert, ist jetzt von Vorteil. Nur die Schutzkleidung macht Firmenchef Dr. Hans-Georg Feldmeier allmählich Sorgen.

Dermapharm produziert seit der Gründung in Deutschland; rund 90 Prozent der Produkte werden in eigenen Fabriken gefertigt, insbesondere im größten Werk in Brehna bei Leipzig. Das klare Bekenntnis zum Produktionsstandort Deutschland gehört gewissermaßen zu den Statuten der Firmengruppe.

„Diese Unabhängigkeit hilft uns, in der Corona-Krise sehr flexibel zu reagieren“, sagt Feldmeier. „Unser Betrieb läuft dreischichtig und auf Hochtouren.“ Dem CEO zufolge wurden alle nur erdenklichen Maßnahmen etabliert, um den Betrieb aufrecht zu erhalten: „Wir trennen Logistik und Produktion sehr sorgfältig, um im Falle von Infektionen innerbetriebliche Infektionsketten zu unterbinden. Denn ohne diese Kollegen dreht sich nichts mehr!“ Teile der Belegschaft wurden ins Homeoffice geschickt.

Um auch den Mitarbeitern aus Produktion, Lager und Labor die Beschäftigung in den Werken zu ermöglichen, wurden laut Feldmeier beispielsweise „Krabbelstuben“ für Kinder dieser Mitarbeiter eingerichtet. Stark angestiegen sei in den letzten Wochen vor allem die Nachfrage nach Kortikoiden und Arzneimitteln zur Stärkung des Immunsystems. „Darauf stellen wir uns unmittelbar ein und fahren die Produktion hoch beziehungsweise stellen die Fertigung entsprechend der veränderten Prioritäten um.“

Allerdings sei die Beschaffung von Wirk- und Hilfsstoffen, aber auch von Verbrauchsmaterialien zum Teil „sehr anspruchsvoll“. „Uns gelingt es aber bisher, immer den Anschluss zu halten und Unterbrechungen zu verhindern. Um hier auch in Zukunft flexibel regieren zu können, braucht die Branche bürokratische Erleichterungen!“ Als Beispiele nennt er Optimierungen von Produktionsverfahren, den Einsatz von alternativen Wirkstoffquellen oder die Nutzung weiterer Produktionsstandorte.

Ein besonderes Problem stellen laut Feldmeier derzeit sterile Einwegmundmasken dar, die für die aseptische Fertigung von Injektabilia benötigt werden. „Hier fordern wir Unterstützung auch von staatlichen Stellen.“ Sehr wichtig sei es ebenfalls, dass die gesamte pharmazeutische Industrie als systemrelevante Branche eingestuft wird. „Wir müssen die volle Unterstützung von Politik und Verwaltung erhalten, um lebenswichtige Arzneimittel weiter liefern zu können.“

Dermapharm war in den 1990er-Jahren durch den Unternehmer Wilhelm Beier gegründet worden; er hält auch nach dem Börsengang vor zwei Jahren die Mehrheit der Anteile. Zur Gruppe mit Hauptsitz in Grünwald bei München gehören auch Mibe, Acis, Trommsdorff, Strathmann, Hübner und Allergopharma sowie der Reimporteur Axicorp. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei rund 700 Millionen Euro, davon entfielen 385 Millionen Euro auf das klassische OTC- und Generikageschäft, 244 Millionen Euro auf Reimporte und 72 Millionen Euro auf den neuen Bereich der Pflanzenextrakte (Euromed). Dermapharm verfügt über rund 900 Arzneimittelzulassungen für mehr als 250 Wirkstoffe, die als Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel oder ergänzende bilanzierte Diäten vertrieben werden.

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