Versandhandel

Bitkom: Mehrheit bestellt Medikamente online

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Berlin -

Online-Apotheken erfreuen sich weiterhin wachsender Beliebtheit unter den Verbrauchern. Der Digitalbranchenverband Bitkom hat am Montag die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung veröffentlicht, die Vor-Ort-Apothekern erneut Sorgen bereiten dürften: Demnach haben fast zwei Drittel der Befragten angegeben, dass sie Arzneimittel auch online bestellen. Immerhin: An die Vor-Ort-Apotheken kommen die Versender auch mit diesem Wert noch nicht heran.

„Wo kaufen Sie gewöhnlich verschreibungspflichtige beziehungsweise nicht verschreibungspflichtige Medikamente?“, wollte Bitkom von 1193 Menschen ab 16 Jahren wissen. Mehrfachnennungen waren dabei möglich – und wurden ausgiebig benutzt: 99 Prozent der Befragten haben an, dass sie sich verschreibungspflichtige Medikamente in Vor-Ort-Apotheken besorgen. Nach nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln gefragt, fiel der Anteil der Präsenzapotheken schon spürbar geringer aus: 74 Prozent gaben an, sich die gewöhnlich vor Ort zu holen. 39 Prozent gaben an, dafür auch Reformhäuser oder Drogeriemärkte zu nutzen.

Gleichzeitig antworteten 58 Prozent, dass sie ihre Medikamente für gewöhnlich auch online bestellen. Nahezu alle aus dieser Gruppe gaben das für rezeptfreie Arzneimittel an, immerhin 17 Prozent sagten aber, sie würden auch verschreibungspflichtige Arzneimittel online bestellen. Demnach bestellen vor allem jüngere Verbraucher ihre Medikamente häufig im Netz: Mit 73 Prozent gaben fast drei Viertel der 16- bis 29-Jährigen an, dass sie das gewöhnlich tun. Unter den 30- bis 49-Jährigen sind es noch 71 Prozent sowie 64 Prozent der 50- bis 64-Jährigen. Lediglich unter den über 65-Jährigen sind die Online-Besteller mit 25 Prozent in der Minderheit.

Und die absolute Mehrheit der Online-Shopper scheint zufrieden zu sein: Mit 92 Prozent gaben fast alle an, dass sie zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit der angebotenen Auswahl sind, 91 Prozent sagen dies über das Preis-Leistungs-Verhältnis. 78 Prozent loben die Liefergeschwindigkeit. Die Achillesferse der Versender bleibt die Beratung. Hier fällt die Zustimmung spürbar ab, kommt aber immerhin noch fast auf die Hälfte der Befragten. 47 Prozent gaben an, mit dem Beratungs- und Informationsangebot von Online-Apotheken zufrieden oder sehr zufrieden zu sein.

Bitkom führt diese Befragung jährlich durch und kann weiterhin ein konstantes Wachstum des Online-Anteils beobachten: Im Juli 2019 hatte mit 46 Prozent noch weniger als die Hälfte der Befragten angegeben, 2017 waren es gerade einmal 33 Prozent. Damit hat sich der Anteil in den vergangenen drei Jahren beinahe verdoppelt. Die Zufriedenheitswerte sind auf hohem Niveau noch einmal minimal gestiegen. 2019 lobten 90 Prozent die große Auswahl, 88 Prozent die Liefergeschwindigkeit sowie 87 Prozent das Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit Beratung und Information waren damals 45 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden.

Für Bitkom sind die Zahlen gute Nachrichten, der Digitalverband steht fest an der Seite der Online-Versender. „Online-Apotheken verbessern die Versorgung der Menschen in Deutschland immens: Insbesondere in ländlichen Regionen, für ältere und mobil eingeschränkte Personen, aber auch für Berufstätige und chronisch Kranke erleichtern sie die Versorgung mit Arzneimitteln“, sagt Alina Hesse, Bitkom-Expertin für Health&Pharma. „Mit dem E-Rezept, das 2022 endlich verpflichtend eingeführt wird, wird der gesamte Versorgungsprozess durchgehend digital – inklusive einem umfassenden elektronischen Medikationsmanagement mit Medikationserinnerungen oder einem automatischen Wechselwirkungscheck. Das spart nicht nur Zeit und Verwaltungsaufwand, sondern ist zugleich sicher und komfortabel.“

Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder hatte im vergangenen Jahr noch explizit die Politik in die Verantwortung genommen, den Versendern bessere Voraussetzungen zu schaffen. „Das geplante Apothekenstärkungsgesetz verpasst aber die Chance, der wachsenden Bedeutung des Online-Versands von Arzneien Rechnung zu tragen. Die deutsche Preisbindung für verschreibungspflichtige Medikamente verstößt gegen EU-Recht, wie der EuGH bereits im Jahr 2016 urteilte. Diese Preisbindung nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern sogar auf Anbieter aus dem EU-Ausland auszuweiten, zementiert den Status Quo des Analogzeitalters“, so Rohleder damals. „Dieser sorgt dafür, dass die Preise für viele Medikamente europaweit nirgends so hoch sind wie in Deutschland und die Ausgaben unseres Gesundheitssystems weiter ansteigen.“ Man brauche deshalb nicht weniger, sondern mehr Wettbewerb auf dem Apothekenmarkt. „Das macht nicht nur ökonomisch Sinn, sondern dient auch dem Wohle der Patienten. Sie sollten die Möglichkeit erhalten, frei zu entscheiden, wo und wie sie ihre Medikamente zu welchem Preis beziehen. Nicht zuletzt durch die Einführung des E-Rezepts im kommenden Jahr werden noch mehr Arzneien über das Internet bestellt und das Geschäft damit weiter verlagert. Wer an diesem Markt teilhaben will, braucht unternehmerische Freiheiten. Durch Verbote und Einschränkungen wird genau das Gegenteil erreicht.“

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