Apothekenkosmetik

Siegel für die Freiwahl

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Berlin -

„Getestet von“, „Empfohlen durch“ oder „Testsieger“: Apothekenexklusivität reicht manchen Herstellern als Verkaufsargument nicht aus. Viele Kosmetikunternehmen setzen auf Siegel von Verbrauchermagazinen oder Patientenorganisationen. Bei einer ständig größer werdenden Produktvielfalt sollen die Empfehlungen einen kleinen Vorsprung schaffen und den Absatz ankurbeln.

Bei Louis Widmer ist man überzeugt: Ein Siegel ist ein „sehr gutes Argument beim Verbraucher“. „Ein gutes Testurteil zieht nach wie vor“, so eine Sprecherin. Stiftung Warentest hatte 2006 Selbstbräuner getestet, und Widmer hatte neben Nivea und Vichy das beste Ergebnis bekommen. Auch finanziell ein Erfolg für den Hersteller: „Innerhalb von zwei Monaten waren wir ausverkauft.“

Stiftung Warentest verdient an den Siegeln mit: Mitte des Jahres wurden Lizenzverträge eingeführt, um einen Missbrauch mit den Testergebnissen zu unterbinden. Unternehmen müssen nun mindestens 7000 Euro zahlen, um ein Jahr lang mit dem Siegel werben zu dürfen.

Eubos wirbt nicht nur mit einem Siegel der Stiftung Warentest, sondern auch mit der Empfehlung der Deutschen Haut- und Allergiehilfe (DHA). Die Patientenorganisation ist ein gemeinnütziger Verein, der sich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert. Die DHA hat bereits Staubsauger, Reisen, Windeln und Raumfarbe für Allergiker empfohlen. Für die Eubos-Produktreihen hat die Universitäts-Hautklinik Kiel Gutachten erstellt.

DHA-Geschäftsführer Erhard Hackler betont, dass die Tests durch neutrale Institute und unabhängige Professoren durchgeführt würden. Zwar könnten auch Unternehmen vorschlagen, dass ihre Produkte getestet würden, und eigene Unterlagen vorlegen. Die würden aber kontrolliert, so Hackler. „Jeder kann sich bewerben, aber nicht jeden nehmen wir.“

Auch Eucerin wirbt mit einer Patientenorganisation: „Getestet und empfohlen vom: Deutschen Allergie- und Asthmabund“, steht auf einigen Produkten. Für die Studien und die Empfehlung zahle Beiersdorf, erklärt eine Sprecherin. Nur so könne der DAAB die Gutachten finanzieren. Siegel wie dieses brächten eine hohe Glaubwürdigkeit für die Verbraucher. Sie seien außerdem ein zusätzliches Qualitätsmerkmal: „Es ist ein kleiner Vorsprung gegenüber den anderen Produkten in der Apotheke“, so die Sprecherin.

Bei der Vielzahl der Produkte sei ein Siegel für Verbraucher eine Hilfestellung bei der Entscheidung. Doch auch für Fachpersonal sind Siegel aus ihrer Sicht wichtig: Für PTA, die nicht so kosmetikgeschult seien, sei das Siegel eine Bestätigung – dieses Produkt ist für Allergiker geeignet.

In den Apotheken gibt es aber nicht nur deutsche Siegel: Rausch bewirbt einige Produkte beispielsweise damit, „empfohlen durch Service Allergie“ zu werden. Das Siegel wird von der Schweizer Gütesiegelagentur „Service Allergie Suisse“ angeboten. Während des Zertifizierungsprozesses werden die eingereichten Unterlagen, die Produkte und die Herstellung überprüft.

Unternehmen können sich für das Siegel bewerben – und zahlen dafür. Wieviel, hängt einer Sprecherin zufolge unter anderem von der Größe des Unternehmens und dem Umsatz ab. Die Agentur hat demnach an etwa 150 Produkte Siegel vergeben, neben Kosmetika auch an Hotelzimmer und Bratensauce.

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