Apothekenkooperationen

Kohl: „Apotheken müssen mithalten“

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Merzig -

Die saarländische Apothekenkooperation Avie bietet den Mitgliedern neue digitale Konzepte an. In Kooperation mit Bayer soll ein virtuelles Schaufenster getestet werden. Kunden auf der Straße sollen direkt angesprochen und in die Offizin gelotst werden. „Apotheken müssen mithalten“, sagt Geschäftsführer Edwin Kohl beim Verbundpartnertreffen in Merzig. Denn der moderne Einzelhandel werde immer raffinierter.

Avie ist laut Kohl vor allem eine Verkaufskooperation. Natürlich sei auch der Einkauf wichtig. „Der wirkliche Gewinn liegt aber in der richtigen Steuerung der Verkaufsprozesse“, sagt Kohl, der auch Inhaber des Reimporteurs Kohlpharma ist. Apothekenkunden wollten eine moderne Umgebung und sich in der Offizin wohlfühlen.

In Merzig wird deshalb nach Methoden gesucht, die Begeisterung und Emotion der Kunden zu erhöhen. Ein Konzept ist das virtuelle Schaufenster des Softwareunternehmens Ameria. Durch eine Rückprojektion soll von außen ein virtueller Promoter zu sehen sein und Laufkundschaft ansprechen. Die Software soll Gesten erkennen können und über einen Lautsprecher nach außen kommunizieren. „Das gibt es in Apotheken noch nicht und ist ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Ulrich Obermüller, der den Bereich Expansion leitet.

Auch der Boden soll in Avie-Apotheken „lebendig“ werden. Über interaktive Bodenprojektionen sollen die Laufströme der Kundschaft gelenkt werden. Zu sehen sind etwa Fische oder andere grafische Darstellungen, die bei Berührung ihre Position wechseln. „Die Kunden werden dadurch animiert, auf eine Warengruppe zuzugehen“, so Obermüller. So könne der Umsatz gesteigert werden.

Der saarländische Verbund will auch das Kassensystem modernisieren. Bezahlen im Vorbeigehen liege im Ausland bereits im Trend, sagte Marketingleiter Christian Decker. Lebensmitteldiscounter wie Aldi Nord führten die Technik auch in Deutschland flächendeckend ein. „Wenn es der Handel macht, kann man sehen, dass das Thema an Fahrt aufnehmen wird.“

Mit der sogenannten NFC-Technik dauere das Zahlen fünf Sekunden, mit Pin-Eingabe per Geldkarte dagegen 30 Sekunden. Auch automatisierte Geldannahme- und Rückgabesysteme sparten Kosten, da es etwa keine Kassendifferenzen mehr geben werde. „Das Bargeldhandling entfällt“, so Decker. Auch die Sicherheit werde erhöht.

Avie wurde 2004 von Kohl gemeinsam mit dem Standortentwickler Joachim Birkle gegründet. 2007 erlebte der Verbund einen regelrechten Aderlass, als Birkle im Streit ausschied und knapp 40 der insgesamt 54 Apotheken mitnahm. 2010 war die Gruppe auf 100 Apotheken angewachsen, seitdem hat sich die Zahl wieder verdoppelt. Der 200. Avie-Apotheker ist Jens Boving aus dem oberschwäbischen Neresheim.

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