Versandapotheken

Apo-Discounter: Zweiter Standort und Express-Service Patrick Hollstein, 25.04.2018 07:54 Uhr

Berlin - 

Seit einigen Wochen gibt es bei Apo-Discounter einen neuen Investor – und 60 Millionen Euro an frischem Kapital. Das Geld soll zum großen Teil genutzt werden, um einen Express-Service für die Lieferung am selben Tag aufzubauen.

Die Familie um Tobias Hagenmeyer – bis 2015 Eigentümer des Getriebebauer Getrag – hat rund ein Fünftel an der Firma Apologistics übernommen. Das Unternehmen wickelt weite Teile des operativen Geschäfts für Apo-Discounter ab und hält außerdem die Marken- und Domainrechte der Versandapotheke aus Leipzig.

Unterstellt, dass das Investment von 60 Millionen Euro für 22 Prozent der Anteile komplett als Kaufpreis gezahlt wurde, ist die Firma mit 272 Millionen Euro zu bewerten – einem Vielfachen ihres Umsatzes. Zum Vergleich: Zur Rose zahlte zuletzt für Eurapon das 0,9-Fache und für Vitalsana das 0,6-Fache des Jahresumsatzes. Der DocMorris-Mutterkonzern selbst war beim Börsengang vor einem Jahr annähernd auf Basis des Vorjahresumsatzes bewertet worden, Shop-Apotheke im Herbst 2016 immerhin mit dem Doppelten.

Das Geld soll zum Teil in den Ausbau des Standorts in Markkleeberg bei Leipzig investiert werden, der mit einer Knapp-Anlage ausgestattet und auf acht Millionen Päckchen pro Jahr angelegt ist. Außerdem soll ein zweites vollautomatisiertes Logistikzentrum eingerichtet werden. Ziel ist es, in den kommenden zwölf Monaten eine Same-Day-Delivery in Deutschland anbieten zu können.

Helmut Fritsch, Gründer und Chef von Apologistics, sagte: „Wir haben eine innovative Logistikplattform mit signifikanter Kapazität geschaffen, die uns eine rasche Auftragsbearbeitung ermöglicht.“ Mit Unterstützung des neuen Investors sei man in der Lage, das Geschäft auszuweiten, die technologische Plattform zu stärken und ein aktiver Konsolidierer im Markt zu sein.

Apo-Discounter gehört zur Apotheke im Paunsdorf-Center in Leipzig, die Kirsten Fritsch gehört. Ihr Mann hatte die Apotheke im Kaufpark Eiche im Osten von Berlin im vergangenen Jahr verkauft. Im Frühjahr 2017 hatte Apo-Discounter Internetseite und Kundenstamm des Konkurrenten Medipolis aus Jena übernommen. Anfang diesen Jahres folgte mit der Deutschen Internet Apotheke (DIA) der zweite Versender innerhalb kurzer Zeit.

In den Anfängen von Apo-Discounter 2004 wurden rund 50 Aufträge pro Tag manuell bearbeitet. Später wurden Automaten angeschafft, 2007 wurde das Versandgeschäft ausgelagert: In Markkleeberg am anderen Ende von Leipzig wurde das riesige Logistikzentrum eröffnet, an dem mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigt sind.

Der Umsatz des Gesamtbetriebs – Apotheke und Versandhandel – kletterte von 10 Millionen Euro im Jahr 2007 auf 53 Millionen Euro im Jahr 2013, aktuell wird er von einem Branchenkenner auf bis zu 100 Millionen Euro geschätzt. Mehr als 10.000 Pakete werden nach Firmenangaben pro Tag verschickt, überwiegend handelt es sich um OTC-Bestellungen.

Bereits 2014 hatte Fritsch mit Dr. Gerhard Köhler einen ersten Geldgeber gewinnen können: Der ehemalige Banker und Großaktionär beim Fotoanbieter Orwo stieg damals mit knapp 6 Prozent bei Apologistics ein. Ebenfalls knapp 6 Prozent gehörten zuletzt Geschäftsführer Dirk Wappler, der Großteil der Anteile liegt nach wie vor bei Fritschs Holding in der Schweiz. Finanzierungspartner der ersten Stunde war Disko; die Leasingsparte von GE Capital stellte das notwendige Kapital für die Kommissionieranlage zur Verfügung.

Apo-Discounter ist außerdem unter apo.com, apotheke-online.de und apolux.de zu erreichen. Apo-Discounter.pl richtet sich an eine polnische Klientel, cn.apo.com an chinesische Kundschaft. Verkauft werden Produkte auch über Amazon und Ebay. Bereits 2010 wurde Apo-Discounter außerdem zur offiziellen Lidl-Partnerapotheke.

Die Domain Apotheke.de wird ebenfalls von Apo-Discounter bespielt, gehört aber dem Internetunternehmer Dr. Florian Korff. Der Mediziner aus Ottobrunn hatte sich in den 1990er-Jahren zahlreiche prominente Internetadressen gesichert. Einige Domains wie medizin.de betreibt Korff heute in Eigenregie, für andere wie foto.de oder immo.de hat er Kooperationsverträge mit großen Onlineshops abgeschlossen.