Bluthochdruck, Diabetes & Co.

Chronische Erkrankungen in der Schwangerschaft

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Berlin -

Die meisten chronischen Erkrankungen einer werdenden Mutter stellen kein Risiko für eine Schwangerschaft dar. Wichtig ist jedoch eine entsprechende Betreuung durch Fachärzte und eine gute Kontrolle der Krankheit.

Vor einigen Jahrzehnten wurde Frauen mit chronischen Erkrankungen häufig noch von einer Schwangerschaft abgeraten: Hypertonie und Diabetes mellitus, aber auch Rheuma oder Epilepsie galten als problematisch. Mittlerweile ist die Medizin glücklicherweise ein ganzes Stück weiter, sodass sich auch Frauen mit bestimmten Grunderkrankungen ihren Kinderwunsch erfüllen können, ohne dabei Risiken eingehen zu müssen.

Schwangerschaft am besten planen

Am besten sollten die behandelnden Ärzte schon von Anfang an mit einbezogen werden: Besteht ein Kinderwunsch, können entsprechende Vorbereitungen beispielsweise in Bezug auf die Medikation getroffen werden. Denn Medikamente sollten in keinem Fall ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden. Gemeinsam kann nach einer Lösung gesucht werden, die weder Einfluss auf den Kinderwunsch noch auf den Krankheitszustand der Mutter nimmt. Es wird geprüft, wie gut die Erkrankung eingestellt und unter Kontrolle ist. Kommt es ungeplant zu einer Schwangerschaft, sollten die behandelnden Mediziner möglichst schnell mit ins Boot geholt werden. Je nach Art und Schwere der Erkrankung gilt es besondere Hinweise und Maßnahmen zu beachten und umzusetzen.

Diabetes und Bluthochdruck

So kann beispielsweise bei Diabetikerinnen während einer Schwangerschaft der Blutzuckerspiegel stark variieren: Während der Körper zu Beginn meist empfindlicher auf Insulin reagiert und Unterzuckerungen drohen, ist der Insulin-Bedarf gegen Ende der Schwangerschaft meist höher, woraufhin er bei der Geburt wieder absinken kann. Der Blutzucker sollte daher häufiger gemessen werden, um entsprechend reagieren zu können – etwa sieben bis zehnmal pro Tag sollte der Wert ermittelt werden. Auch eine regelmäßige Messung des HbA1c-Wertes – des sogenannten „Langzeitzuckerwertes“ – ist wichtig, ebenso wie eine Keton-Messung bei zu hohen Werten. Denn für eine optimale Entwicklung des Kindes ist eine gute Blutzuckerkontrolle essenziell, damit ein sogenannter Schwangerschaftsdiabetes frühzeitig ausgeschlossen oder festgestellt und behandelt werden kann.

Etwa eine von zehn Schwangeren leidet unter zu hohem Blutdruck. Auch hier gilt: Ist die Erkrankung gut eingestellt, kommt es in der Regel nicht zu Komplikationen. In manchen Fällen kann dieses Krankheitsbild allerdings auch während der Schwangerschaft entstehen – die Rede ist von der sogenannten „Präeklampsie“. Neben hohem Blutdruck kann es zur Bildung von Ödemen und Eiweißausscheidungen im Urin kommen. Im Rahmen einer Präeklampsie können jedoch auch Komplikationen entstehen. Daher sollten Hypertonie-Patientinnen engmaschig überwacht werden.

Schilddrüsenerkrankungen

Bei einer Schilddrüsenerkrankung ist die Einstellung mit entsprechenden Schilddrüsenhormonen besonders wichtig, da der Körper diese während einer Schwangerschaft in größeren Mengen benötigt. Der Hormon-Status der Schilddrüse muss daher engmaschig kontrolliert werden. Außerdem muss bei der Supplementierung von Folsäure & Co., bei einigen Erkrankungen der Schilddrüse, auf die Verwendung von jodfreien Präparaten geachtet werden. Hier können beispielsweise die jodfreien Alternativen der Folio-Reihe zum Einsatz kommen.

Rheuma & Co.

Selbst entzündliche Erkrankungen wie Rheuma stellen heute kein Problem mehr dar. Im Gegenteil – einige Frauen berichten sogar über eine Besserung der Beschwerden während der Schwangerschaft. Die Einnahme von Medikamenten muss mit dem Rheumatologen besprochen und gegebenenfalls angepasst werden. Daher sollten Rheuma-Patientinnen am besten geplant schwanger werden, um potenziell gefährliche Wirkstoffe rechtzeitig absetzen zu können. Einige Wirkstoffe sind komplett tabu, während andere bis zu einem bestimmten Zeitpunkt noch verwendet werden können. Cortison sollte beispielsweise während der Schwangerschaft nur in geringen Dosen und zeitlich begrenzt verabreicht werden. Grundsätzlich sollte gemeinsam mit dem Arzt entschieden werden, welche Therapie in Frage kommt. Insgesamt kommen kindliche Fehlbildungen nach bisherigen Erkenntnissen jedoch nicht häufiger vor, wenn die Mutter an Rheuma erkrankt ist.

Multiple Sklerose

Ähnliches gilt beispielsweise auch für Multiple Sklerose: Auch hier kann sich die Schwangerschaft positiv auf die Beschwerden auswirken. Während es im ersten Trimenon noch zu akuten Schüben kommen kann, sinkt die Wahrscheinlichkeit im Laufe der Schwangerschaft. Muss der akute Schub behandelt werden, wird der Arzt Wirkstoffe wählen, die nur in geringem Maße plazentagängig sind, um das Kind nicht zu belasten. Die meisten MS-Medikamente sind nach heutigem Stand nicht schädlich. Wichtig ist, dass alle erforderlichen Vorsorgeuntersuchungen von der Schwangeren wahrgenommen werden und eine enge Betreuung durch den Arzt stattfindet.

Epilepsie in der Schwangerschaft

Ein wenig anders sieht es bei Epileptikerinnen aus. Durch körperliche/hormonelle Veränderungen, wie z. B. der Eintritt einer Schwangerschaft kann das Auftreten von Krampfanfällen begünstig werden: Ein veränderter Stoffwechsel, Hormonschwankungen aber auch Veränderungen in der Leber- und Nierenfunktion oder Schlafmangel haben Einfluss auf das Erkrankungsbild, da Medikamente anders aufgenommen und verarbeitet werden. Außerdem sind nicht alle Wirkstoffe für Schwangere geeignet: Valproinsäure und Topiramat können beispielsweise das Risiko für Fehlbildungen, Wachstums-, Sprach- und geistige Entwicklungsstörungen des Kindes erhöhen. Kann auf den Wirkstoff Valproinsäure nicht verzichtet werden, kann die Tagesdosis auf mehrere Einzeldosen verteilt werden, um das Risiko möglichst gering zu halten.

Andere Wirkstoffe sind dagegen mit geringeren Risiken verbunden, sodass Alternativen zur Verfügung stehen, um eine gute Anfallskontrolle zu erreichen. Häufig werden Frauen bei bestehendem Kinderwunsch bereits auf die niedrigste Dosis eingestellt, die ihnen eine bestmögliche Anfallsfreiheit bietet. Eine Kombination aus mehreren Antiepileptika wird grundsätzlich nicht empfohlen. Während der Schwangerschaft wird der Blutplasmaspiegel der Medikamente meist regelmäßig kontrolliert, um gegebenenfalls Anpassungen für eine gute Einstellung der Krankheit vornehmen zu können. Einige Wirkstoffe können zudem einen Folsäure-Mangel begünstigen: Daher gilt es auch hier rechtzeitig zu supplementieren, bestenfalls schon vor der Schwangerschaft. Auch hier können je nach weiteren Grunderkrankungen die Folio-Präparate mit oder ohne Jod verwendet werden.

 

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