Österreich

Apothekenüberfall: „Die Schmerzen waren so stark“ APOTHEKE ADHOC, 21.09.2017 14:01 Uhr

Mit einer Pistole bewaffnet und mit einem Strumpf maskiert hatte ein 39-Jähriger die Central-Apotheke im österreichischen Wörgl überfallen und Substitutionsmittel ergaunert. Foto: Polizeidirektion Tirol
Berlin - 

Mit einer Pistole bewaffnet und mit einem Strumpf maskiert hatte ein 39-Jähriger die Central-Apotheke im österreichischen Wörgl überfallen und Substitutionsmittel ergaunert. Nach einer filmreifen Fahndung wurde der Mann schnell gefasst. Nun wurde er von einem Schöffengericht in Innsbruck zu vier Jahren Haft verurteilt.

Mitte Mai kurz vor 15 Uhr betrat der 39-Jährige die Central-Apotheke, bewaffnet mit einer Gaspistole und maskiert mit einem Strumpf, den er sich über den Kopf gezogen hatte. Er ging auf die Angestellte der Apotheke zu und sagte: „Ich brauche bitte Substitol, ich möchte niemandem etwas tun.“ Das berichtet die Kronen Zeitung. Substitol ist ein orales retardiertes Morphin, das bei der Substitutionstherapie von Drogensüchtigen eingesetzt wird.

Drei Packungen soll der Mann verlangt haben, allerdings nur eine Packung mit 30 Stück und eine angebrochene Packung mit zehn Tabletten erhalten haben. Doch auch damit war er offenbar zufrieden und verließ die Apotheke. Verletzt wurde niemand.

Mit einem Hubschrauber, Hundestaffeln und dem österreichischen Spezialkommando Cobra fuhr die Polizei bei der anschließenden Fahndung schwere Geschütze auf. Bereits am nächsten Morgen fasste die Polizei den Mann nach zahlreichen Hinweisen aus der Bevölkerung.

Die Tatwaffe und die Medikamente waren nicht mehr beim Täter. „Ich habe auf dem Weg nach Hause den Polizeihubschrauber gesehen, da hab ich Pistole und Strumpf weggeworfen“, soll der Mann nun während der Verhandlung am Landesgericht Innsbruck erzählt haben. Auch Substitol soll er bei seiner Flucht in einem Mülleimer entsorgt haben.

Das Tatmotiv ist denkbar einfach: „Mir sind die Tabletten ausgegangen. Die Schmerzen waren so stark, dass mir nichts mehr anderes übrig blieb“, sagte er vor Gericht. Ihm tue die Sache fürchterlich leid, er sei in einer Ausnahmesituation gewesen. Seine verschriebenen Medikamente hätten nicht gewirkt, und auf legalem Weg habe er sich nicht zu helfen gewusst, berichtet die Kronen Zeitung. Bis zu 15 Jahre sieht das österreichische Gesetz bei bewaffnetem Raubüberfall vor. Der Schöffensenat verurteilte den Mann schließlich zu einer Haftstrafe von vier Jahren. Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig.

Mit dem 39-Jährigen saß auch dessen Lebensgefährtin auf der Anklagebank. Sie hatte ihm ein falsches Alibi gegeben. Wegen Falschaussage muss sie 1440 Euro Geldstrafe bezahlen. Die 51-Jährige nahm das Urteil an und bat um Ratenzahlung.