Apothekenketten

Pessina opfert 865 Apotheken

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Berlin -

Die Megafusion der beiden US-Apothekenketten Walgreens und Rite Aid rückt näher. Weil die Wettbewerbsbehörde FTC Bedenken angemeldet hatte, wollen die Konzerne 865 Filialen an den Mitbewerber Fred‘s abgeben. Nach Abschluss der Transaktion würde jede sechste Apotheke in den USA zu Walgreens Boots Alliance (WBA) gehören.

Für 950 Millionen US-Dollar sollen 865 Apotheken von Rite Aid an Fred‘s gehen. Die Supermarktkette betreibt in jeder zweiten ihrer 650 Filialen eine Apotheke und ist vor allem im Südosten der USA vertreten. Alle Mitarbeiter in den Filialen von Rite Aid sollen übernommen werden; für einen Übergangszeitraum bleibt auch der alte Name bestehen.

WBA hatte im Oktober 2015 die Übernahme von Rite Aid bekannt gemacht. Etwa 9,4 Milliarden Dollar zahlt der Konzern unter Firmenchef Stefano Pessina für den Konkurrenten mit 4600 Filialen; unter Berücksichtigung übernommener Schulden liegt das Gesamtvolumen sogar bei 17,2 Milliarden Dollar.

Mit mehr als 12.000 eigenen Apotheken würde dem Konzern künftig jede sechste Apotheke im Land gehören: Rund 23.000 unabhängigen Apotheken stehen knapp 20.000 Filialen der großen Ketten gegenüber sowie 9000 Supermärkte und 8000 SB-Warenhäuser mit angeschlossenem Apothekenschalter.

Dass Pessina jetzt so viele Apotheken abgibt, ist nicht überraschend: Schon kurz nach Verkündung hatte er sich bereit erklärt, auf bis zu 1000 Filialen zu verzichten. Dem Konzernchef zufolge ergänzen sich die beiden Ketten geografisch hervorragend: Vor allem in Kalifornien und im Nordosten kann WBA mit Rite Aid weiße Flecken schließen. Auch andere Geschäftsbereiche könnten laut Vereinbarung im Zusammenhang mit der Übernahme verkauft werden, solange ein Gesamtvolumen von 100 Millionen Dollar nicht überschritten wird.

WBA rechnet mit Synergieeffekten von mehr als einer Milliarde Dollar. Rite Aid soll zunächst unter bisherigem Namen fortgeführt werden; auf lange Sicht sollen Netzwerk und Infrastruktur aber „vollständig harmonisiert“ werden.

Nach Abschluss der Transaktion unter den neuen Vorzeichen hätte WBA weltweit knapp 17.000 Apotheken in elf Ländern. Dazu kommen mehr als 350 Großhandelsniederlassungen; WBA beliefert nach eigenen Angaben mehr als 200.000 Apotheken, Ärzte, Gesundheitszentren und Krankenhäuser in 19 Ländern und beschäftigt insgesamt rund 370.000 Menschen.

Nicht mehr dabei ist übrigens Kohlberg Kravis Roberts (KKR). Der US-Finanzinvestor, der gemeinsam mit Pessina den britischen Pharmahändler Alliance Boots 2007 von der Börse und 2012 mit Walgreens zusammengebracht hatte, hat die verbliebenen Anteile an WBA verkauft.

Pessina ist als Großaktionär mit 13 Prozent an WBA beteiligt; er arbeitet unter Hochdruck am Ausbau der Marktposition: Im Sommer hat WBA die Beteiligung am US-Großhändler AmerisourceBergen (ASB) auf 23,9 Prozent erhöht. Dafür zahlte der Apothekenkonzern 1,19 Milliarden Dollar. Bis zu 30 Prozent der Anteile kann Pessina laut Vereinbarung einsammeln.

In der Schweiz sind Pessina und KKR noch über eine andere Finanzdrehscheibe am Pharmahändler Galenica beteiligt. Allerdings wurde der Anteil jetzt weiter auf 15,2 Prozent reduziert. Im Frühjahr hatten die Partner ihre Position von 25 auf 21 Prozent abgebaut.

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