Slowakei/Tschechien

Phoenix kauft 50 Apotheken Patrick Hollstein, 22.01.2015 15:05 Uhr

Berlin - 

Seit 2008 hat Phoenix kein Geld mehr für größere Zukäufe ausgegeben. Jetzt erwirbt der Konzern in der Slowakei und in Tschechien auf einen Schlag 50 Apotheken: Für einen unbekannten Kaufpreis geht die Kette Sunpharma an die Mannheimer.

Zu Sunpharma gehören 42 Apotheken in der Slowakei sowie acht in Tschechien, die überwiegend in Einkaufszentren angesiedelt sind. Die Ursprünge der Kette reichen bis ins Jahr 1994 zurück, seit 2009 leiten Friedrich Plail und Robert Nemcicky die Geschicke des Unternehmens. Die beiden Banker hatten zuvor für Unicredit/HVB in Bratislava gearbeitet. Mit an Bord war bislang außerdem Pascal Ergo, ein Investor aus Belgien, der mit verschiedenen Firmen im Parallelhandel aktiv ist.

Phoenix ist in beiden Ländern seit vielen Jahren als Pharmagroßhändler vertreten. Die Vorgängerfirma Ferd. Schulze war bereits 1992 nach Tschechien expandiert und ist heute mit Erlösen von mehr als einer Milliarde Euro mit weitem Abstand Marktführer. Außerdem ist der Konzern zu 28 Prozent an der Apothekergenossenschaft Pharmos beteiligt.

Unter der Marke Benu betreibt Phoenix in Tschechien außerdem 120 eigene Apotheken. 2001 hatte der Konzern die Apothekenkette Europharm vom österreichischen Großhändler Jacoby übernommen und zunächst abseits des Großhandelsgeschäfts geführt. Neben Dr. Max (Penta) mit 360 Filialen gehört Benu in Tschechien zu den Marktführern, vor IPC, Devetsil und Repharm.

In der Slowakei war Phoenix 2004 beim Großhändler Fides eingestiegen; heute hält der Konzern mehr als 95 Prozent am Marktführer, der mit vier Niederlassungen rund eine halbe Milliarde Euro erwirtschaftet. Für das Geschäft war bis April vergangenen Jahres Marcus Freitag zuständig, der heute in der Geschäftsleitung des Konzerns den Vertrieb verantwortet.

Für Aufregung sorgte 2010 die Pleite der preisaggressiven Apothekenkette Cityfarma: In den zuletzt 57 Filialen hatte es Rx-Boni gegeben, dafür waren die Rechnungen der Großhändler nicht bezahlt worden. So musste Phoenix seinerzeit 11 Millionen Euro abschreiben. Nach polizeilicher Durchsuchungsaktion in der Zentrale von Cityfarma waren die Filialen an die Konkurrenz verkauft worden.

Sunpharma ist Nummer 3 im slowakischen Apothekenmarkt, auch hier hinter Dr. Max mit knapp 200 Filialen sowie Farmakol mit 52 Filialen. Dahinter kommen Schneider und die Supermarktkette Tesco, außerdem gibt es eine Handvoll Verbünde mit zehn bis 20 Filialen. Nur noch jede zweite der knapp 2000 Apotheken ist im Besitz eines Apothekers, größere Kooperationen sind Plus, Vasa und Moja.

Phoenix setzt einen klaren Fokus auf Apothekeneinzelhandel, um so integrierter Gesundheitsdienstleister sein zu können: „Wir sind so das optimale Bindeglied zwischen Pharmahersteller und Patient“, sagte Konzernchef Oliver Windholz. Insgesamt betreibt Phoenix in zwölf Ländern rund 1600 eigene Apotheken. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern in Serbien die ersten Standorte übernommen.