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Sieben Jahre Haft für Pharma-„Bad Boy“ Shkreli dpa, 10.03.2018 08:25 Uhr

Sieben Jahre Haft für Pharma-„Bad Boy“ Shkreli. Screenshot
Berlin - 

Wegen Preiserhöhungen bei Medikamenten galt er als „meistgehasster Mann Amerikas“, nun muss Unternehmer Shkreli für Jahre hinter Gitter. Nach krummen Geschäften zeigt der Pharma-Bad-Boy Reue. Sein Anwalt gesteht, den Mandanten selbst manchmal „ins Gesicht boxen“ zu wollen.

Der wegen drastischer Preiserhöhungen bei einem lebensrettenden Medikament umstrittene Pharmaunternehmer Martin Shkreli ist zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Richterin Kiyo Matsumoto verkündete das Strafmaß in New York, nachdem eine Jury ihn im August wegen Wertpapierbetrugs bereits schuldig gesprochen hatte. Bei dem Rechtsstreit in Brooklyn ging es nicht um Shkrelis Geschäfte im Pharma-Business, sondern um veruntreute Anlegergelder.

Der 34-Jährige zeigte sich laut Berichten von US-Medien im Gerichtssaal reuevoll. „Geld war nie mein Beweggrund. Ich wollte meine Bedeutung und meinen Ruf vergrößern“, zitierte ihn der TV-Sender CNBC. „Ich habe noch Arbeit zu leisten. Ich bin hier wegen meiner groben, dummen, fahrlässigen Fehler bei (dem Hedgefonds) MSMB.“ Berichten zufolge kämpfte er mit den Tränen und bat die Richterung um „Gnade“, dankte aber auch dafür, nicht die von der Staatsanwaltschaft geforderten 15 Jahre Haft bekommen zu haben.

Shkrelis Anwalt Ben Brafman kündigte in seinem Schlussplädoyer an, gegen das Urteil Berufung einzulegen. „Es hätte deutlich schlimmer kommen können“, sagte Brafman nach Verkündung des Strafmaßes. „Die Richterin hat ihre Entscheidung gefällt und wir alle müssen damit leben.“ Nach richterlicher Anordnung vom Montag muss Shkreli knapp 7,4 Millionen Dollar (6,2 Millionen Euro) zahlen und unter anderem seinen Besitz am einzigen Exemplar eines Albums der Rap-Gruppe Wu-Tang Clan aufgeben, dessen Kauf unzählige Fans gegen ihn aufgebracht hatte.

Den Wert der beiden zuvor von ihm geleiteten Hedgefonds – MSMB Capital Management und MSMB Healthcare Management – hatte Shkreli durch Aktienmanipulationen aufgebläht, urteilte die Jury im August. „Dies wäre eine gute Zeit, um mich bei allen MSMB-Investoren zu entschuldigen“, sagte Shkreli mit zittriger Stimme. „Es tut mir schrecklich leid, Ihr Vertrauen verloren zu haben. Sie haben Besseres verdient. Bitte geben Sie mir eine Chance, zu zeigen, wozu ich fähig bin.“ Shkreli sitzt seit September im Gefängnis.

Anwalt Brafman gestand ein, seinen Mandanten selbst manchmal kaum ertragen zu können. „Es gibt Zeiten, in denen ich ihn umarmen und festhalten und beruhigen will, und es gibt Zeiten, in denen ich ihn ins Gesicht boxen will“, sagte Brafman dem Finanznachrichtendienst Bloomberg zufolge. Dennoch sei Shkreli aber ein „guter Mensch“, der der seine „seltsamen, unangemessenen Verhaltensweisen nicht immer kontrollieren kann“.

Die Staatsanwaltschaft bezeichnete Shkreli als „Mann, der Verantwortung für sein Handeln übernehmen muss“ und als jemand, der „keinerlei Respekt vor dem Gesetz“ habe. Es sei ein Fehler, den jungen Unternehmer als missverstandenes Genie zu sehen.

Shkreli war 2015 in die Schlagzeilen geraten, als seine Firma Turing Pharmaceuticals den Preis für das Medikament Daraprim – das unter anderem Aids-Patienten helfen soll – schlagartig von 13,50 auf 750 Dollar pro Pille anhob. Die Empörung über die drastische Preiserhöhung bei einem für manche Patienten überlebenswichtigen Medikament war riesig, Medien bezeichneten Shkreli teils als „meistgehassten Mann Amerikas“ und „Staatsfeind Nummer 1“.