Notfallkontrazeptiva

Polen: Pille danach wieder Rx

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Berlin -

Frauen in Polen brauchen nun wieder ein Rezept für die Pille danach. Das 2015 europaweit aus der Verschreibungspflicht entlassene Notfallkontrazeptivum EllaOne (Ulipristal) hat nun einen Re-Switch erfahren. Präsident Andrzej Duda unterzeichnete nun das entsprechende Gesetz, das bereits im Mai im polnischen Parlament beschlossen wurde.

Als die Rezeptpflicht für die Pille danach 2015 abgeschafft wurde, verurteilte die katholische Kirche den Entschluss und bezeichnete das Arzneimittel als „schwere Sünde“. Schließlich führe die hohe Dosis an Hormonen zum Tod des Embryos. Der nationalkonservative Vizegesundheitsminister Jozef Szczurek-Zelasko sah für die jungen Frauen ein größeres Risiko als bei üblichen Verhütungsmitteln sei. Das Notfallkontrazeptivum war ab 15 Jahren frei verkäuflich.

Trotz aller Proteste der oppositionellen rechtsliberalen Bürgerplattform (PO) ist für die polnischen Frauen der Zugang zur Pille danach nun wieder erschwert und eingeschränkt. „Die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) nehme den Frauen das Recht, selbst zu entscheiden“, so eine Abgeordnete.

Entgegen der Meinung von Medizinern stufen polnische Regierende und Geistliche die Pille danach nicht als Notfallverhütung, sondern als Mittel zum Schwangerschaftabbruch ein. „Die Pille heilt nicht, also ist es keine Pille, die gesund macht, sondern eine Pille, die tötet“, sagte der PiS-Abgeordnete Marek Suski. Gesundheitsminister und Arzt Konstanty Radziwill würde die Notfallverhütung nicht einmal einer vergewaltigten Frau verschreiben.

Die in Warschau amtierende Regierung hatte bereits im vergangen Jahr die staatliche Unterstützung für die künstliche Befruchtung wie die In-vitro-Fertilisation (IVF) gestrichen. Außerdem versuchte sie, Schwangerschaftsabbrüche fast vollständig zu verbieten, eine Ausnahme sollte es nur geben, wenn das Leben der Schwangeren unmittelbar in Gefahr ist.

Die polnischen Frauen reagierten auf die Versuche im vergangenen Jahr mit Protest. Landesweit gingen zehntausende schwarzgekleidete Frauen auf die Straße. Daraufhin machte das vom ehemaligen Ministerpräsidenten Jaroslaw Kaczynski (PiS) geführte Parlament einen Rückzieher.

Die katholische Kirche in Polen unterstützt weiterhin ein vollständiges Abtreibungsverbot. Schon jetzt ist das Abtreibungsrecht so streng wie in keinem anderen europäischen Land. Abtreibung ist nur zulässig bei Hinweisen auf eine schwere unheilbare Erkrankung des Ungeborenen, Vergewaltigung, Inzest oder wenn das Leben oder die Gesundheit der Schwangeren unmittelbar in Gefahr ist.

Ungewollte Schwangerschaften sind daher in Polen ein Riesenproblem. Betroffene Frauen finden nur wenig Unterstützung. Viele suchen Hilfe in Deutschland – und kommen zur Abtreibung zum Beispiel über die Oder in die Uckermark.

Das Handy von Dr. Janusz Rudzinski klingelt in einer Tour. Viele ungewollt schwangere Polinnen suchen bei ihrem Landsmann Hilfe. Der erfahrene Mediziner ist Leiter einer gynäkologischen Abteilung an einem uckermärkischen Krankenhaus in Prenzlau. Er setzt sich aktiv für die Wahrung von Frauenrechten in seiner alten Heimat ein, ist deshalb dort gut bekannt. „Jede Frau hat das Recht auf Selbstbestimmung, kann selbst über ihren Körper bestimmen. In Polen verwehrt man dies ihnen aber“, beklagt der Mediziner.

Die polnische Regierung gibt die Zahl der jährlich im Land vorgenommenen Schwangerschaftsabbrüche mit 1000 an. Polnische Ärzte berufen sich oft auf eine Gewissensklausel und argumentierten, eine Abtreibung sei für sie ethisch nicht vertretbar. Gleiches passiere beim Verschreiben von Verhütungsmitteln, kritisieren Frauenrechtler. Das Potenzmittel Sildenafil ist dagegen in Polen als einzigem Land in Europa rezeptfrei.

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